Neos-Mann vor Beförderung

Pinker Ministerkandidat: Wiederkehrs verheerende Bilanz

Beste Bildung – eines der wichtigsten Zukunftsthemen des Landes. Bei einem aussichtsreichen Kandidaten leuchtet die Ampel rot: Christoph Wiederkehr.

Clemens Oistric
Pinker Ministerkandidat: Wiederkehrs verheerende Bilanz
Steuert offenbar Ampel-Job an: Christoph Wiederkehr verhandelt für Neos Bildung.
Helmut Graf

Er ist DIE Aufreger-Personalie, der nun startenden Ampel-Verhandlungen: Christoph Wiederkehr, Neos-Stadtrat mit verheerender Bilanz in Wien, soll für die Pinken die Bildungsagenden verhandeln. Wie berichtet, leitet er den Cluster, in dem Barbara Eibinger-Miedl für die ÖVP und Elli Mayr für die SPÖ am Tisch sitzen.

Am Wiener Polit-Parkett wird er sogar schon als möglicher neuer Bildungsminister gehandelt. Dies mutet insofern skurril an, als die Probleme in ebendiesem Ressort in Wien unter Wiederkehr größer, die Chancen für Kinder kleiner wurden. Woche für Woche berichten Lehrer und Eltern in "Heute" über Klassenzimmer, in denen kaum noch unterrichtet werden kann, weil sich das Dauerthema Migration entlädt. Eine neue Serie zeigt auf, dass das Schulessen weder gut noch gesund ist.

Anfragebeantwortungen und Opposition zeichnen nach vier Wiederkehr-Jahren ein erschreckendes Bild, das eher für die Eselsbank denn für den Ministerratstisch qualifiziert. "Heute" mit einer Bilanz und einem Rundruf im Rathaus:

Zahl der außerordentlichen Schüler explodiert

Die Zahl der außerordentlichen Schüler an Wiens Volksschulen ist laut jüngst veröffentlichten Zahlen seit dem Amtsantritt Wiederkehrs um 49 Prozent gestiegen. Lag die Zahl der außerordentlichen Schülerinnen und Schüler in Wiens Volksschulen im Schuljahr 2020/21 noch bei 10.484, liegt diese nun bei 15.613.

In den Wiener Volksschulen waren 2022/23 mehr als ein Drittel der Kids außerordentliche Schüler, obwohl sie mehrheitlich in Österreich geboren waren und zwei Jahre den Kindergarten besucht haben. Funktionierende Deutschförderung sieht anders aus. Mehr als jeder zweite Wiener Schüler spricht mittlerweile zuhause eine andere Sprache als Deutsch.

Eklatanter Lehrermangel

In vielen Bildungseinrichtungen herrscht nur noch Notbetrieb, Pädagogen fehlen! Mit Sonderverträgen versucht man gegenzusteuern – schon 20,1 Prozent der Wiener Pflichtschullehrer haben einen solchen. Heißt: Sie haben kein abgeschlossenes Studium. Seit Wiederkehr-Amtsantritt wurden nur 28 (!) Vollzeitlehrer neu eingestellt. Um ein Drittel explodiert sind dagegen die Teilzeitkräfte von 2020/21 (damals 4.464) auf 5.937 im Schuljahr 2023/24.

Unterricht in Containerklassen

Zu den bestehenden 118 Containerklassen in Wien kommen 45 neue dazu, sozusagen "Neos-Container". An fünf Schulstandorten stehen seit Schulbeginn komplette "Containerschulen" mit neun Klassen dort, wo einst auf Freiräumen und Sportplätzen frische Luft geschnappt oder Bewegung gemacht werden konnte.

Bereits 528 Anzeigen pro Schuljahr

Der Platz wird enger, das eröffnet Raum für Aggressionen und Eskalationen. Die Zahl der Anzeigen hat sich von 2021/22 auf 2022/23 vervierfacht (auf 528), die Suspendierungen sind mit 756 beinahe auf Höchststand.

Und Wiederkehr? Der versucht sich jetzt als Autor ...

Dazu: Mehr als die Hälfte der Schulen haben aktuell keinen Sozialarbeiter, die Zahl der Schulärzte ist um 30 Prozent gesunken, gestiegen ist dafür die Zahl an Kindern, die Sprachförderkräfte in Kindergärten zu betreuen haben – nämlich um ein Viertel. Und Christoph Wiederkehr? Der verwirrte mit Aussagen zur Abschaffung des Religionsunterrichts (er ruderte später zurück) und fand trotz all dieser Krisen Zeit dafür, ein Buch zu schreiben.

Harald Zierfuß (ÖVP) stellte eine Vielzahl an Anfragen an Wiederkehr.
Harald Zierfuß (ÖVP) stellte eine Vielzahl an Anfragen an Wiederkehr.
ÖVP Wien

Was sagen nun Wiederkehrs Kollegen im Rathaus zu alldem? ÖVP-Mandatar Harald Zierfuß, der sich in den vergangenen Jahren einen Namen als Aufdecker im Bildungswesen gemacht hat, sagt auf "Heute"-Anfrage: "Die Bilanz von Bildungsstadtrat Wiederkehr ist eine Katastrophe. Die Deutschförderung in den Kindergärten wird immer schlechter, jeder dritte Erstklässler versteht den Lehrer nicht."

Wiederkehr hat nur Mickey-Mouse-Maßnahmen geliefert.
Harald Zierfuß
Bildungssprecher (ÖVP)

Er weist auch auf "Fördermissbrauch in Millionenhöhe wie bei Minibambini" hin. Zierfuß: "Dieser wurde jahrelang nicht entdeckt und vertuscht. Wiederkehr hat in seinen 4 Jahren nur oberflächliche pinke PR-Projekte und Mickey-Mouse-Maßnahmen geliefert."

Maximilian Krauss (FPÖ) spricht von "einer gefährlichen Drohung für Österreich" bei einem Minister Wiederkehr.
Maximilian Krauss (FPÖ) spricht von "einer gefährlichen Drohung für Österreich" bei einem Minister Wiederkehr.
Denise Auer

Nicht viel wohlmeinender geht FPÖ-Klubobmann Maximilian Krauss mit dem pinken Partei-Vize ins Gericht: "Wiederkehr hat eine Schreckensbilanz zu verzeichnen und das Wiener Bildungssystem in den Abgrund geführt."

Christoph Wiederkehr hat das Wiener Bildungssystem in den Abgrund geführt.
Maximilian Krauss
Klubobmann (FPÖ)

Er fürchtet: "Wenn er jetzt als Bildungsminister für ganz Österreich zuständig sein soll, dann ist es eine gefährliche Drohung für die Kinder und Jugendlichen dieses Landes."

Felix Stadler (Grüne) im <em>"Heute"</em>-Interview
Felix Stadler (Grüne) im "Heute"-Interview
Helmut Graf

Grünen-Bildungssprecher Felix Stadler warf Christoph Wiederkehr im "Heute"-Interview vor, die Lage an den Wiener Schulen nicht verbessert zu haben. "Es gibt zahlreiche Ideen und internationale Vorbilder, die zur Lösung beitragen könnten", bemängelt er. Doch in Wien werde nichts davon umgesetzt.

Es gibt Klassen, die haben keine konstante Lehrkraft mehr.
Felix Stadler
Bildungssprecher (Die Grünen)

Statt die Verantwortung zu übernehmen, verweise die Stadtregierung immer wieder auf den Bund. "Andere europäische Städte machen es vor: Sie schaffen Anreize für Lehrkräfte, an die Schulen zu gehen, wo sie dringend gebraucht werden. In Wien passiert das nicht", erklärte Stadler (selbst Lehrer) und plauderte aus der Schule: "Es gibt Klassen, die haben keine konstante Lehrkraft mehr. Stattdessen wechseln sich Kolleginnen und Kollegen ab, um den Unterricht zu halten."

Die Bilder des Tages

1/64
Gehe zur Galerie
    <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS

    Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Österreich" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

    Auf den Punkt gebracht

    • Christoph Wiederkehr, Neos-Stadtrat in Wien, steht trotz einer verheerenden Bilanz im Bildungsbereich als möglicher neuer Bildungsminister zur Diskussion.
    • Unter seiner Amtszeit stiegen die Probleme in Wiens Schulen, darunter ein eklatanter Lehrermangel, eine Zunahme außerordentlicher Schüler und eine Verschlechterung der Deutschförderung, was zu heftiger Kritik von verschiedenen politischen Parteien führte.
    coi
    Akt.