Wien

am Acker soll Landwirtschaft revolutionieren

Forschungsergebnisse von Wien Energie und BOKU zeigen: Die Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Energieproduktion hat Zukunftspotential.

Roman Palman
Die Agrarphotovoltaik-Anlage in der Wiener Schafflerhofstraße könnte zum Anbau-Konzept der Zukunft werden.
Die Agrarphotovoltaik-Anlage in der Wiener Schafflerhofstraße könnte zum Anbau-Konzept der Zukunft werden.
Wien Energie/Raphael Faschang

Seit 2019 testet Wien Energie in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur die Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Sonnenstrom-Produktion. Am Standort Schafflerhofstraße im 22. Gemeindebezirk kommen seit 2021 rund 400 vertikal errichtete, bifaziale Module zum Einsatz. Diese erzeugen auf zwei Seiten Energie und ermöglichen dazwischen landwirtschaftlich Anbau. So können gleichzeitig Nahrungsmittel und Ökostrom produziert werden.

Effizientere Nutzung

Rund 85 Prozent der Fläche werden für Ackerbau, etwa 14 Prozent für je 1 Meter breite Blühstreifen und ein Prozent für das Photovoltaikgerüst verwendet. "Die Doppelnutzung ist wirtschaftlich ertragreicher als der reine Anbau von Pflanzen", heißt es seitens Wien Energie am Sonntag in einer Presseaussendung. Landwirte könnten aus dem Strom zusätzliches Einkommen generieren, was die Effizienz ihrer Landnutzung erhöht. Der Blühstreifen sorge zudem für mehr Biodiversität.

Stromnetz wird entlastet

Doch auch für das Stromnetz als solches gibt es Vorteile: Vertikal errichtete Agrarphotovoltaikanlagen produzieren demnach vergleichbar viel Strom wie herkömmlich nach Süden ausgerichtete Anlagen. Durch die Ost-West-Ausrichtung ist ihre Energieerzeugung dann am höchsten ist, wenn auch der meiste Strom benötigt wird. Damit könne das Erzeugungsprofil über den Tag geglättet und das Stromnetz entlastet werden.

Anbau mit Maschinen reibungslos möglich

Versuche am Schafflerhof zeigen, dass die Bewirtschaftung des Agrar-Photovoltaik-Ackers problemlos funktioniert. Der zehn Meter breite Abstand zwischen den Modulen ermöglicht das herkömmliche Benutzen von Maschinen. 

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    Seit 2019 testet Wien Energie in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur die Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Sonnenstrom-Produktion-
    Seit 2019 testet Wien Energie in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur die Doppelnutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Sonnenstrom-Produktion-
    Wien Energie/Raphael Faschang

    Im ersten Jahr wurden zur Bodenverbesserung noch vorrangig Luzerne angebaut. 2022 wurden verschiedene Getreidesorten (Winterweizen, Winterdinkel und Wintergerste) und Sojabohnen angebaut, welche im ersten Erntejahr bereits gute Erträge lieferten. Dieses Jahr wird der Versuch gemäß dem Prinzip der Fruchtfolge fortgesetzt.

    Ende des Jahres werden die Ergebnisse final analysiert und es wird über die weitere Entwicklung des Forschungsprojekts entschieden. Die vertikale Anlage in der Schafflerhofstraße ist laut Wien Energie die größte Anlage ihrer Art in Österreich.

    Massiver Ausbau von Solar und Wind

    "Damit die Energiewende bis 2040 gelingt, brauchen wir einen technologischen Mix. Wien Energie treibt deshalb den Solarkraft-Ausbau massiv voran. Photovoltaikanlagen auf Dächern allein werden dabei nicht ausreichen, um den Bedarf an erneuerbarem Strom in Zukunft zu decken", betont Michael Strebl, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wien Energie. Das Ziel des Energieversorgers: bis 2030 insgesamt 1.000 Megawatt Leistung aus Erneuerbaren zu generieren. Aktuell stehe man erst bei 116 Megawatt.

    Technische Daten zur PV-Anlage Schafflerhofstraße:

    Leistung: 158,4 kWp
    Anzahl der Module: 396 Stück
    Reihenabstand: 10 m
    Gesamtfläche: ca. 5.000 m²
    Ausrichtung der PV-Module: Vertikal, Ost-West
    Jährliche Produktion: ca. 184.380 kWh