Niederösterreich
Pflegekrise, aber dennoch stehen fast 400 Betten leer
Der Personalengpass in der Pflege in NÖ ist besorgniserregend. Laut NEOS NÖ stehen Hunderte Betten leer. Der Andrang ist aber sehr groß.
Der enorme Druck auf das Pflegesystem in Niederösterreich nimmt weiter zu und hat in den letzten vier Jahren sogar noch an Fahrt aufgenommen. Die Gründe sind vielfältig.
Eine Erklärung findet sich in der Abschaffung des sogenannten Pflegeregresses 2018. Seither ist es Bundesländern nicht mehr erlaubt, zur Deckung der Pflegekosten auf das Privatvermögen der Pflegebedürftigen zuzugreifen. Der Wegfall dieser finanziellen Hürde hat die Zahl der Anträge auf einen Heimplatz seither förmlich explodieren lassen – ein Andrang, der bis heute anhält. Verschärft wird die Situation außerdem durch eine Bevölkerung, die immer älter wird, aber nicht länger gesund bleibt.
13.000 benötigte Plätze
Prognosen zufolge werden 2023 bereits knapp 13.000 Menschen aus Niederösterreich einen Heimplatz benötigen. Doch nicht jeder Niederösterreicher wird auch sofort einen bekommen. Die Wartelisten sind lang, weshalb sich die Angehörigen ungeachtet ihrer beruflichen Tätigkeit zunächst privat organisieren müssen. Hinzu kommt ein eklatanter Personalmangel, der durch Pensionierungen und einer hohen Drop-Out-Rate aus dem Beruf zusätzlich verschärft wird.
370 Betten nicht belegt
Aus der Beantwortung einer NEOS-Anfrage geht hervor, dass allein in Niederösterreich von aktuell 10.033 Kontingentplätzen in 54 privaten Heimen und 48 Pflege- und Betreuungszentren der Landesgesundheitsagentur 370 Betten nicht belegt werden können. Im Regelfall, weil es das entsprechende Personal dafür nicht gibt. Das sorgt für scharfe Kritik der pinken Landtagsfraktion.
Harte Kritik von NEOS
Laut NEOS-Gesundheitssprecherin Edith Kollermann steuert das Land sehenden Auges auf einen massiven Versorgungsengpass zu. „Die Pflegekräfte arbeiten am psychischen und physischen Limit. Es wird Zeit, dass sich die Landesregierung um neue Lösungen bemüht. Ein Ausbau der Plätze wird bei den aktuellen Personalproblemen zu wenig sein.“
Die pinke Landtagsabgeordnete wünscht sich eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, u.a. durch weniger Wochenstunden, sowie ausreichend Landesförderungen, um andere Hauskrankenpflegemodelle wie „Buurtzorg“ landesweit auszurollen. „Das niederländische Modell zählt international zu den beliebtesten Arbeitgebern, weshalb es dort keinen Engpass gibt. Trotz der positiven Erfahrungen weigert sich die ÖVP aus parteitaktischen Gründen, dieses Modell auszurollen.“ Und auch die Prävention müsse gestärkt werden, damit die zunehmende Lebenserwartung mit mehr gesunden Lebensjahren verbunden wird.
Auch Kritik der FPNÖ
Ganz ähnlich sieht dies die FPNÖ. „Für die kommende Landtagssitzung am 24. Februar hat die FPÖ NÖ eine ‚Aktuelle Stunde‘ zum Thema Pflege eingebracht“, gab der freiheitliche Seniorensprecher Erich Königsberger aus Niederösterreich am Mittwoch bekannt. „Die Situation in den Pflegeberufen ist mittlerweile derart dramatisch, dass es sogar schon eine gemeinsame Resolution verschiedenster Pflegeeinrichtungen via GPA gegeben hat“, begründete Königsberger die Initiative.
„Die Pflegeblockade durch die niederösterreichische ÖVP muss dringend beendet werden“, forderte Königsberger. Denn sie betreffe nicht nur das Personal, sondern auch die zu pflegenden Patienten. „Es ist eine Missachtung aller Senioren, dass man im schwarz regierten Niederösterreich alten und behinderten Menschen keine menschenwürdige Pflege anbieten kann oder anbieten will“, zeigte sich Königsberger empört.
Heute Pflegepaket
Heute werden Landeschefin Johanna Mikl-Leitner und Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister ein "blau-gelbes Pflegepaket" in St. Pölten präsentieren.