Österreich

Pflege-Leiterin warnt: "Müssen schon Klienten abweisen"

Wer eine Pflege zu Hause benötigt, erhält nicht immer sofort eine. Laut der Volkshilfe-Pflegedienstleiterin müssen Klienten bereits abgewiesen werden.

Christine Ziechert
Manuela Pracher (r.) ist Pflegedienstleiterin bei der Volkshilfe Wien.
Manuela Pracher (r.) ist Pflegedienstleiterin bei der Volkshilfe Wien.
zVg, iStock

"Die Lage ist prekär, aber noch unter Kontrolle", fasst Manuela Pracher, Pflegedienstleiterin bei der Volkshilfe die Situation zusammen. Obwohl die Ausbildungsplätze in Wien ausgeweitet wurden, mangelt es an Personal. Bis 2030 beträgt der Personalbedarf in der Pflege rund 90.900 Personen, erklärt auch Erich Fenninger, Geschäftsführer der Volkshilfe Österreich, im Rahmen einer Pressekonferenz.

"Die Hauskrankenpflege ist sehr gefragt, die meisten Menschen möchten zu Hause gepflegt werden", meint Pracher. Über 20 verschiedene Pflege-Organisationen gibt es allein in Wien, koordiniert wird alles vom Fonds Soziales Wien (FSW). "Wir haben Personalausfälle, dadurch können wir Klienten manchmal nicht (sofort) annehmen", erzählt die Pflegedienstleiterin. Vor allem nach Wegfall der Pandemie-Maßnahmen würden nun wieder die Krankenstände steigen.

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    privat, iStock
    "35 Prozent der Pflegerinnen sind zwischen 50 und 59 Jahre alt, gehen in ein paar Jahren in Pension. Dann wird der Personalmangel wirklich schlagend" - Volkshilfe-Pflegedienstleiterin Manuela Pracher

    Die Folge: Patienten müssen entweder länger im Krankenhaus bleiben oder der FSW versucht, doch noch eine Pflegekraft einer anderen Organisation aufzutreiben. 630 (Hauskranken-)Pflegerinnen der Volkshilfe gibt es allein in Wien, österreichweit sind es bei der Volkshilfe rund 5.500 aus über 60 Nationen – aktuell fehlen hier rund 400 Pflegekräfte. Insgesamt kommen nur 16 Pflegekräfte auf 1.000 Einwohner.

    Und die Situation wird sich laut Pracher in den kommenden Jahren noch verschärfen: "35 Prozent der Pflegerinnen sind zwischen 50 und 59 Jahre alt, gehen in ein paar Jahren in Pension. Dann wird der Personalmangel wirklich schlagend." Hinzu kommt, dass viele Pflegerinnen nur in Teilzeit, etwa 20 oder 30 Stunden pro Woche, arbeiten. 

    Zahl der Klienten steigt stark

    Das Problem: Die Zahl der Pflegerinnen steigt zwar – aber im Verhältnis zur Steigerung der Klientenzahlen nicht stark genug. Kein Wunder also, dass 63 Prozent der Menschen ab 75 Jahren mit Sorge in die Pflegezukunft blickt, wie eine Sora-Studie mit 1.023 Befragten im Auftrag der Volkshilfe ergab.

    Um den Beruf für künftige Bewerber attraktiver zu machen, fordert die Volkshilfe daher etwa eine Bezahlung bereits während der Ausbildung (rund 1.800 brutto), einen dauerhaften Pflegebonus und einen Zugang zur Schwerarbeitspension. Laut Fenninger müsste zudem die Rot-Weiß-Rot-Karte für Zuwanderer dringend reformiert werden.