Niederösterreich
Pferd fiel auf Frau: "Pfusch kostete fast ein Bein"
Nadine (33) hatte ihr Pferd kastrieren lassen, die Tierärztin soll "Aspire" zu stark sediert haben, das Pferd kippte um: 400 Kilo krachten auf Nadine.
Langer Leidensweg für Spitalskraft Nadine (33) aus Niederösterreich: Im Oktober 2019 hatte sie ihren damals 30 Monate alten Hengst "Aspire" kastrieren lassen. Für rund 550 Euro sollte die Tierärztin mit Assistenz den Eingriff auf einem Hof in Niederösterreich vornehmen.
Rund 400 Kilo auf Bein von Nadine
Doch dabei soll die Veterinärmedizinern dem Ross zuviel Nerfasin (Sedationsmittel) verabreicht haben. Das Englische Vollblut kippte um und begrub Nadine unter sich. "Er drehte sich zum Glück schnell weg. Doch das Bein war hin", erinnert sich Nadine mit Schaudern. Die Tierärztin soll sich nicht um Nadine gekümmert haben, setzte den Eingriff fort. "Das grenzte meiner Meinung nach an unterlassene Hilfeleistung, aber laut Anwalt waren auch andere Menschen anwesend, um Erste Hilfe zu leisen."
"Ich wurde von der Rettung erstversorgt, die Tierärztin lief mir dann sogar bis zum Rettungswagen nach, damit ich ja das Aufklärungsformular unterzeichne. Das Formular wurde bis heute nie unterschrieben", sagt die 33-Jährige.
Kurz vor Amputation
Ein langer und schmerzvoller Genesungsweg mit mehreren Wochen stationärem Klinikaufenthalt und insgesamt fünf Operationen folgte: "Es war knapp, ich stand kurz vor der Amputation." Laut Nadine hätte die Tierärztin das Pferd zu stark sediert. "Ich hielt ja nur mein Pferd, was ich gar nicht hätte tun müssen. Aber es wurde jede Schuld weggeschoben", so Nadine, die schließlich via Anwalt im Mai 2020 Klage einreichte.
Fünf Gerichtstermine und Sachverständigengutachten später erging jetzt diese Woche das Urteil vom Korneburger schriftlich: Die Klage auf knapp 21.500 Euro Schmerzensgeld und Fahrtkosten (Anm.: Nadine musste drei Monate lang jeden zweiten Tag zur Wundversorgung ins Spital, VAC-Therapie) wurde abgewiesen (siehe auch Bilderserie).
Sechste OP und kein Geld
Der Richter folgte den Ausführungen des Gutachters. Für Nadine keine große Überraschung, aber eine umso größere Enttäuschung: "Ich halte das Urteil für grob ungerecht und falsch. Der Gutachter und die Tierärztin kennen einander gut von der Uni", behauptet die junge Reiterin.
Letzte Chance wäre eine Berufung gegen das Urteil. Ob die weiteren Kosten von bereits weit über 20.000 Euro die Rechtsschutzversicherung der 33-Jährigen trägt, ist fraglich. "Denn im Worst Case bleibe ich dann auf meinen und den gegnerischen Verfahrenskosten sitzen", meint die 33-Jährige, die 2,5 Jahre nach dem Unglück nun einen Invaliditätsgrad von 20 % hat und demnächst das sechste Mal unters Messer muss.