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Pfarrer fesselte nach Gottesdienst Ministranten
13 Jahre lang schwieg das Opfer aus Scham. Jetzt steht Pfarrer Peter W., der den damals 15-Jährigen gefesselt und missbraucht haben soll, vor Gericht.
Der ehemalige Stadtpfarrer von Pfaffenhofen in Bayern steht wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen vor Gericht. Er soll bereits 2008 seinen "Lieblingsministranten" gefesselt und missbraucht haben. 13 Jahre hat das Opfer geschwiegen. "Ich hatte Schuldgefühle und Angst", sagte der heute 30-Jährige während des Prozesses.
Shoppingtrips
Der Pfarrer Peter W. sei wie ein zweiter Vater für den damals 15-Jährigen gewesen. Peter W. habe sein Opfer getauft und ihn später als Ministrant an seine Seite geholt. Darüber hinaus soll der Pfarrer auch mit ihm zum Einkaufen nach München gefahren sein.
Doktorspiele
"Als ich ihm sagte, dass ich ins Fitnessstudio gehe, wollte er meinen Muskelaufbau vermessen. Dafür sollte ich mich bis auf die Unterhose ausziehen. Alle ein bis zwei Monate maß er mit einem Maßband an Armen, Beinen und Brustkorb nach", erzählte der 30-Jährige schwer traumatisiert bei seiner Aussage.
Die Staatsanwältin Alexandra Engel ergänzte: "Damit Sie (der Angeklagte) sehen konnten, wie stark der Geschädigte sei, musste sich dieser auf eine Liege legen. Nur in Unterhose wurde er an den Handgelenken gefesselt und aufgefordert, sich zu befreien." Danach sei der junge Ministrant fünf Minuten lang unter der Unterhose massiert worden.
Erste Vorwürfe fallen gelassen
Bereits 2016 gab es die ersten Missbrauchsvorwürfe gegen den Pfarrer von Pfaffenhofen, doch diese wurden aufgrund fehlender Hinweise wieder fallen gelassen. Er verlor zwar seine Stelle in Pfaffenhofen, bekam wenig später aber eine neue Pfarrstelle in einer anderen Stadt.
Hausdurchsuchung
Dort war der Angeklagte auch tätig, bis sich ein Ministrant beim Kirchenaustrittsgespräch einem anderen Geistlichen offenbarte. Die Kriminal-Polizei fand bei einer Hausdurchsuchung pornografische Videos, auf denen Doktorspiele mit jungen Männern zu sehen waren.
Peter W. leugnet die Missbrauchsvorwürfe und legte Einspruch gegen die Haftstrafe von vier Monaten ein. Das Urteil soll am kommenden Montag, dem 13. März, verkündet werden. Derzeit darf Peter W. keine Messen lesen. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.