Klimaschutz

"Pestizidatlas 2022" liefert Daten und Fakten zum Thema

Trotz Bodenverlust, Klimakrise und Artenschwund boomt das Geschäft mit den "Giften in der Landwirtschaft". Der "Pestizidatlas" informiert umfassend.

Lydia Matzka-Saboi
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Mit dem Themenfeld der Pflanzenschutzmittel beschäftigt sich der über 50 Seiten umfassende "Pestizidatlas - Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft 2022".
Mit dem Themenfeld der Pflanzenschutzmittel beschäftigt sich der über 50 Seiten umfassende "Pestizidatlas - Daten und Fakten zu Giften in der Landwirtschaft 2022".
Getty Images/iStockphoto

Weltweit ist die Menge an eingesetzten Pestiziden seit 1990 um 80 Prozent gestiegen. In einigen Regionen wie Südamerika sogar um knapp 140 Prozent. Das geht aus dem druckfrischen "Pestizidatlas 2022" hervor, herausgegeben von u.a. der Heinrich-Böll-Stiftung und der österreichischen Umweltschutzorganisation Global 2000.

In den 1940er-Jahren kamen Pestizide auf den Markt, um landwirtschaftliche Produkte vor Schädlingsbefall zu schützen. Mit der Industrialisierung der Landwirtschaft gingen traditionelle Methoden, etwa mittels Fruchtfolgen und Fruchtkombinationen die Kulturpflanzen zu schützen, verloren. Der globale Markt für Pestizide wuchs seither stetig an.

In Österreich werden im Jahr beinahe 14.000 Tonnen Pestizide ausgebracht.
In Österreich werden im Jahr beinahe 14.000 Tonnen Pestizide ausgebracht.
"Pestizidatlas 2022"

Gute Geschäfte - Pestizide fürs Schnitzel

Trotz Bodenverlust, Klimakrise und Artenschwund boomt vor allem im globalen Süden das Geschäft mit dem Gift, welches sich einige wenige Konzerne (z.B. Bayer, Syngenta) aufteilen. Im vierten Quartal 2020 wurden z.B. 3.800 Tonnen der in der EU verbotenen "hoch bienengefährlichen Insektizide" wie Thiamethoxam, Imidacloprid und Clothianidin etwa nach Kenia oder Brasilien exportiert.

Auch der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen wie zum Beispiel Soja als wichtigstes Futtermittel für die Tierhaltung hat in Südamerika zu einer gravierenden Ausweitung des Einsatzes an Herbiziden geführt.

Und in Österreich?

Auch in der EU liegt der Einsatz mit rund 480.000 Tonnen auf hohem Niveau. Im Jahr 2020 wurden in Österreich 13.395 Tonnen Pestizide ausgebracht.

Pestizide bedrohen Artenvielfalt

Argumente zur Reduktion der Pflanzenschutzmittel liefert der "Pestizidatlas 2022" in großem Umfang. Eine fatale Wirkung habe ihr Einsatz auf die biologische Vielfalt: Nur drei Prozent der floristischen Artenvielfalt würden sich demnach auf konventionell bewirtschafteten Äckern im Vergleich zu jenen Flächen finden, die noch nie mit Pestiziden behandelt wurden. Auf biologisch bewirtschafteten Äckern liege die Vielfalt mit 53 Prozent erheblich höher.

Nachdem die globale Menge an eingesetzten Pestiziden aber weiter zunehme, führe dies weltweit nicht nur zu einem massiven Biodiversitätsverlust, sondern auch zu einem Anstieg an Pestizidvergiftungen - insbesondere in Lateinamerika, Afrika oder Asien, wo ein ausreichender Schutz der Arbeiter und Arbeiterinnen oft Mangelware sei.

So sei konservativen Berechnungen zufolge in Asien von jährlich rund 255 Millionen Vergiftungsunfällen auszugehen, in Afrika von knapp über 100 Millionen und in Europa von rund 1,6 Millionen.