Oberösterreich
Familie vor Abschiebung – "Wie kann man sowas machen?"
Bestürzung über die geplante Abschiebung einer Familie: Die Inder wurden im Morgengrauen von der Polizei abgeholt. Nun sitzen sie in Schubhaft.
Die Szenen dürften erschütternd gewesen sein: Am Dienstag um 5 Uhr sollen laut Zeugen Polizisten die Tür des Wohnhauses in Haslach an der Mühl (Bez. Rohrbach) aufgebrochen haben. Sie holten die 40-jährige Mutter (40) und ihre beiden Kinder ab, berichtet der ORF.
"Wie kann man solche Leute abschieben?"
"Die Familie war perfekt integriert und Teil unserer Gesellschaft", zeigt Bürgermeister Dominik Reisinger (SPÖ) im Gespräch mit "Heute" gar kein Verständnis für den Polizei-Einsatz. "Das kann man der Bevölkerung nicht erklären. Viele Menschen fragen sich: 'Wie kann man sowas machen? Wie kann man solche Leute abschieben?'", so Reisinger.
„"Die Familie war perfekt integriert und Teil unserer Gesellschaft." Bürgermeister Dominik Reisinger (SPÖ)“
Seit zweieinhalb Jahren hätten die drei in Haslach gewohnt, berichtet der Bürgermeister. Die Mutter habe als Köchin gearbeitet, die Tochter (21) sei mitten in der Ausbildung zur Altenpflegerin gewesen. Der 15-jährige Sohn habe die Mittelschule besucht und im Verein Fußball gespielt. "Die Familie hat sich selbst versorgt", so Reisinger.
1.000 Unterschriften für Bleiberecht
Laut dem Ortschef sind die drei momentan in Wien, sie dürfen immer nur "ein paar Minuten" ihre Handys benutzen. Reisinger ist mit dem Umfeld der Familie in Austausch.
Mehr als 1.000 Unterschriften für ein Bleiberecht wurden in der 2.600-Gemeinde bis jetzt gesammelt. Doch ohne Erfolg: Der Asyl-Antrag wurde abgelehnt.
Noch diese Woche soll die Familie nach Indien abgeschoben werden. Dort würden sie als Christen verfolgt, so Reisinger. Für ihn ist der Vorfall "absolut tragisch": "Das Ziel ist ein humanitäres Bleiberecht für diese Familie."
Wirbel um Asyl-Großquartier in Linz
In der Landeshauptstadt gehen seit Wochen wegen eines geplanten Asyl-Großquartiers die Wogen hoch. Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) hat gleich nach der Ankündigung des Plans Kritik daran geäußert.
In einem offenen Brief an Minister Gerhard Karner (ÖVP) machte er seinem Ärger Luft. Der Unmut, der sich rasch in der Linzer Bevölkerung breitmache, berge gesellschaftlichen Sprengstoff in sich.