Wien

Schlauch rutschte raus: Wienerin verblutet bei Dialyse

Im Bericht der Wiener Pflege- und Patientenanwaltschaft werden Fälle aufgezeigt, in denen es Behandlungsfehlern gab. Man erreichte Entschädigungen.

Heute Redaktion
Die Schläuche bei der Dialyse waren nicht richtig eingesteckt. Dadurch verblutete eine Patientin (53)
Die Schläuche bei der Dialyse waren nicht richtig eingesteckt. Dadurch verblutete eine Patientin (53)
Getty Images/iStockphoto, Getty Images

Aufgrund der nachgewiesenen Behandlungsfehler konnte die Pflege- und Patientenanwaltschaft Entschädigungszahlungen für die Patienten beziehungsweise deren Angehörige erreichen. In dem Jahresbericht sind einige Fälle aufgeführt, die einem die Haare zu Berge stehen lassen:

Patientin verblutet bei Blutwäsche

Eine 53-Jährige Patientin war zur Dialyse (Blutwäsche) in einem städtischen Krankenhaus. Der Anschluss an das Schlauchsystem war nicht ausreichend überwacht gewesen, der Schlauch rutschte also heraus. Das Blut rann daraufhin auf den Boden, statt zurück in den Körper der Patientin. Die 53-Jährige erlitt wegen des Blutverlustes einen Kreislaufstillstand und einen Gehirnschaden, verstarb schlussendlich.

Die Patientenanwaltschaft kritisierte, dass die Verschraubung der Schläuche nicht nach dem 4-Augen-Prinzip erfolgt war. Der WiGeV sorgte daraufhin für einige Vorkehrungen wie Nachschulungen, um solche Fälle künftig zu vermeiden.

Pensionistin tot in Behandlungsbox gefunden

Eine 62-Jährige kam mit der Rettung in ein städtisches Spital, weil sie an Dehydration, Schwäche und Schwindel litt. Sie wurde vom Arzt begutachtet, ihr wurde Blut abgenommen. Dann wurde sie in eine sogenannte Behandlungsbox gelegt, wo sie auf weitere Behandlungen warten sollte.

Dort überwachte man sie aber nur visuell, kontrollierte keine anderen Werte. Die Patientin wurde schlussendich leblos in der Behandlungsbox aufgefunden. Durch eine Herzrhythmusstörung erlitt sie einen letztendlich tödlichen Sauerstoffmangel des Gehirns. Die Patientenanwaltschaft stellte fest, dass die Überlebenschancen der Patientin deutlich höher gewesen wäre, wenn man sie ausreichend überwacht hätte. Nur dann wäre eine frühere Reanimation möglich gewesen. 

Neugeborenes verbrüht, falsche Chemo verabreicht

Ein Bad wurde einem Neugeborenen zum Verhängnis. Die Pflegeassistentin wollte das 22 Tage alte Baby baden. Sie trug dabei Handschuhe und kontrollierte die Wassertemperatur nicht vorab. Das Neugeborene erhielt dadurch Verbrühungen an Bauch, Oberschenkeln und Gesäß. Nach dem Baden betrug die Wassertemperatur immer noch 48 Grad.

Wegen einer Verwechslung bekam eine Frau (63) das Chemotherapeutikum ihrer Bettnachbarin. Dadurch kam es zu einigen starken Nebenwirkungen wie etwa starken Schmerzen in Knochen, Muskeln und Gelenken. Auch die Haare fielen ihr vorübergehend aus. 

Herzinfarkt als Muskelkater diagnostiziert

Ein 31-Jähriger kam mit Schmerzen im linken Brustkorb in die Notfall-Ambulanz einer städtischen Klinik. Mit der Diagnose einer Muskelverspannung (Muskelkater) und Nervenschmerz wurde er wieder nach Hause geschickt. Der Patient verstarb kurz darauf an einem Herzinfarkt. 

Ein Sachverständiger-Gutachten kam später zu dem Schluss, dass hier typische Symptomatiken vorlagen, die nicht erkannt wurden. Der Patient hätte gar nicht erst entlassen werden dürfen. Auf einer Station hätte man beim Auftreten des Kammer-Flimmerns schneller reagieren und damit seine Überlebenschancen deutlich erhöhen können. 

"Bedauerliche Behandlungsfehler können nicht ausgeschlossen werden"

Von der Patientenanwaltschaft heißt es in einer Stellungnahme, dass "die Einzelfälle im Tätigkeitsbericht nicht die Personalprobleme veranschaulichen sollen", sondern dazu die Tätigkeit der Pflege- und Patientenanwaltschaft darzulegen. Zu den im Bericht aufgezeigten strukturellen Mängel und daraus abgeleiteten Empfehlungen wird die Anwaltschaft erst nach der Veröffentlichung und Diskussion im Wiener Landtag am 21. Juni Stellung nehmen.

Der zuständige Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) meinte in einer Vorab-Stellungnahme, das der Bericht dem Wiener Gesundheitswesen trotz bekannter Herausforderung ein passables Zeugnis ausstelle. "Täglich werden tausende Patient*innen in den Wiener Spitälern und Gesundheitseinrichtungen erfolgreich behandelt und therapiert. Die in Medienberichten herausgegriffenen Fälle bezeichnet die WPPA selbst als markante und exemplarische Einzelfälle, in denen sie erfolgreich für ihre Klienten eingeschritten ist und Entschädigungszahlungen erreichen konnte. Dabei ist es auch zu bedauerlichen Behandlungsfehlern gekommen, die leider nicht ausgeschlossen werden können. Diese auf Personalknappheit zurückzuführen, greift zu kurz und ist aus unserer Sicht nicht zulässig."

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