Niederösterreich

Patientenanwalt prüft jetzt Causa "Spital Krems" genau

Patientenanwalt Gerald Bachinger will nun genau prüfen, ob in der Zeit, als der Arzt im Spital Krems tätig war, irgendwelche Vorfälle waren.

Nö. Patientenanwalt Gerald Bachinger hat schon Kontakt mit LGA-Chef aufgenommen.
Nö. Patientenanwalt Gerald Bachinger hat schon Kontakt mit LGA-Chef aufgenommen.
Bild: picturedesk.com, Daniel Schreiner

Ab nächster Woche wird die nö. Patientanwaltschaft den Fall rund um einen Arzt im Landeskrankenhaus Krems genau prüfen. "Wir begrüßen es natürlich sehr, dass wir da eingebunden sind. Wir werden uns die Zeit (Anm.: 1. März 2021 bis 21. September 2022), in dem der Mediziner in Krems als Anästhesist tätig war, ganz genau ansehen", so Gerald Bachinger am Donnerstag zu "Heute". Einen Erstkontakt mit dem Landesgesundheitsagentur-Manager NÖ, Konrad Kogler, habe es bereits gegeben.

Oberarzt und Lehrkraft

Rückblick: Der Mediziner hatte eine klassische Bilderbuchkarriere hingelegt, galt als Multitalent und auch Vertrauensperson bei der Feuerwehr und im Rettungswesen. Im Jänner 2021 war der Missbrauchsverdacht gegen den Ex-Feuerwehrarzt, Ex-AKH-Arzt und Ex-Jugendleiter aufgetaucht. "Heute" hatte damals (am 15. Jänner 2021) als erstes Medium darüber berichtet - mehr dazu hier. Das AKH Wien und der beschuldigte Arzt gingen fortan getrennte Wege, der Mediziner bewarb sich mit Erfolg im Landesklinikum Krems als Oberarzt auf der Anästhesie an. Mit 1. März 2021 trat er in Krems seinen Dienst an und lehrte  an einer Privatuni junge Studentinnen (bis 12. Mai 2022, siehe unten Stellungnahme der Privatuni, Anm.).

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    Der Fall rund um einen Ex-AKH- und Feuerwehrarzt wurde durch <em>"Heute"</em> im Jänner 2021 aufgedeckt.
    Der Fall rund um einen Ex-AKH- und Feuerwehrarzt wurde durch "Heute" im Jänner 2021 aufgedeckt.
    Schreiner

    Im Dezember 2021 musste der junge Arzt mit der steilen Karriere in Korneuburg auf die Anklagebank. Dabei legte der Mittdreißiger ein Geständnis ab, wurde wegen sexuellen Missbrauchs Unmündiger und wehrloser Personen zu drei Jahren Haft verurteilt - mehr dazu hier. Aber der Anwalt des Arztes legte Nichtigkeitsbeschwerde und Berufung ein, das Urteil war somit nicht rechtskräftig, der Arzt hatte weiterhin eine weiße Weste und es galt weiterhin die Unschuldsvermutung.

    "Mail ignoriert"

    Bereits Anfang Mai 2022 war die Spitalsführung in Krems worden - alles dazu hier. "Unglaublich, dass diese Mail und Warnung einfach ignoriert worden ist", so ein Insider aus dem Umfeld der Uni.

    2 Chefs supendiert

    Die Landesgesundheitsagentur (LGA) NÖ reagierte schließlich am Donnerstag ungewöhnlich hart: "Die Zentrale der NÖ LGA hat am Montag, den 19. September, von den Vorwürfen gegen besagten Arzt erfahren. Daraufhin wurde dieser unverzüglich vom Dienst enthoben. Nach umfangreichen internen Recherchen wurde das Dienstverhältnis am Donnerstag beendet und dabei ermittelt, dass die Informationsweitergabe zu dieser Causa durch das UK Krems an die Zentrale der LGA nicht erfolgt ist. Dieser Sachverhalt wird derzeit geklärt, wobei wir uns um die Einbeziehung der Patientenanwaltschaft bemühen. Bis zum Vorliegen der Ergebnisse werden die Verantwortlichen vom Dienst freigestellt", so eine Sprecherin der Landesgesundheitsagentur am Donnerstag. Sprich: Sowohl der kaufmännische als auch der ärztliche Direktor des LK Krems wurden suspendiert.

    Das sagt Privatuni

    Der beschuldigte Arzt war zudem auch auf einer Privatuni tätig, eine Sprecherin der Landsteiner-Uni stellte am Donnerstagnachmittag klar: "Die Karl Landsteiner Privatuniversität hat am 4. Mai 2022 keine Mail zur aktuellen Causa und damit auch keine Links zur einschlägigen Berichterstattung erhalten. Die Studiengangsleitung Humanmedizin wurde erstmals am 5. Mai 2022 per Mail von einer Studierenden über den Fall informiert. In Abstimmung mit dem Rektorat wurde der Sachverhalt intern analysiert, der betroffene Arzt hat am 12. Mai 2022 das letzte Mal für die Universität unterrichtet und wurde seitdem nicht mehr in der Lehre berücksichtigt. Gemeinsam mit einer Vertreterin der Anlaufstelle für Gleichbehandlungsfragen wurde am 23. Juni 2022 ein Gespräch mit der Studierendenvertretung geführt. Der Universität sind per dato keine Zwischenfälle aus dem klinischen Unterricht bekannt. Der Fall wird der Ombudsstelle für Studierende zur Untersuchung übergeben. Nicht richtig ist die Behauptung, dass der betroffene Arzt bis gestern als Lehrender geführt wurde, ebenso wenig stimmt, dass im Zuge der aktuellen Medienanfrage ein Schreiben an alle Studierenden ergangen sei. Beide Behauptungen entsprechen nicht den Tatsachen. Für die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften hat es oberste Priorität, dass die Studierenden ein sicheres und geschütztes Umfeld in ihrer Ausbildung vorfinden. Jede Meldung eines Übergriffs wird von der Universitätsleitung umgehend verfolgt und von den entsprechenden Gremien und Ombudsstellen behandelt. Es ist der Universität ein zentrales Anliegen, jeder Form der Diskriminierung des Geschlechts, ethnischer Zugehörigkeit, Religion, sexueller Orientierung oder Behinderung entgegenzuwirken, Studierende und Mitarbeiter der KL in diesen Angelegenheiten zu beraten und zu unterstützen sowie solchen Vorfällen in Zukunft vorzubeugen."

    "Nichts ist passiert"

    Ein Insider widerspricht dem großteils: "Die Mail wurde am 4. Mai ans Office der Privatuni geschickt, das ist sogar nachweislich. In Wahrheit wurde alles unter den Tisch gekehrt. Am 23. Juni gab es das Gespräch, das ist korrekt, aber das war es auch schon wieder. Der Vizedirektor hatte vier Monate Zeit zu handeln und nichts ist passiert. Und wäre, wie jetzt so groß gesagt, die Sicherheit der Studierenden, Diversität, usw. so wichtig, hätte man genug Zeit gehabt, um eben zu handeln."

    Patientenanwalt Gerald Bachinger.
    Patientenanwalt Gerald Bachinger.
    Bild: picturedesk.com
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