Urban-Loritz-Platz

Park in Wien nach "Nazi-Profiteurin" benannt

Ein Park im siebten Wiener Gemeindebezirk hat einen neuen Namen. Der Bezirk Neubau landete bei der Auswahl allerdings einen Fehlgriff.

Newsdesk Heute
Park in Wien nach "Nazi-Profiteurin" benannt
Grüner Bezirksvorsteher Markus Reiter präsentiert gemeinsam mit der Bezirksvertretung das neue Schild.
Facebook/Markus Reiter

Mitten am Gürtel im dicht besiedelten Wohngebiet gibt es einen grünen Park am Urban-Loritz-Platz. Dieser umfasst Bänke, einen Fußballkäfig sowie Tischtennisplätze.

Am 21. Juni bekam die Parkanlage beim "großen Mobilitätsfest" in Wien-Neubau einen neuen Namen. "In Erinnerung an die große Neubauer Alpinistin wird der Park am Urban-Loritz-Platz nun in Mizzi-Langer-Kauba- Park benannt", schreibt der grüne Bezirksvorsteher, Markus Reiter, in einem Facebook-Post.

Erfolgreich im Propaganda-Netzwerk

Mizzi Langer-Kauba war nicht nur Skifahrerin, sondern auch eine erfolgreiche Geschäftsfrau. In der Nähe des Parks, auf der Kaiserstraße 15, betrieb sie bis 1955 ein Sportgeschäft. Noch heute steht ihr Name großgeschrieben auf dem Haus, in dem sie auch lebte.

Bei der Kaiserstraße 15 in Wien wohnte und handelte die Alpinistin Mizzi Langer-Kauba. Heute hausiert hier das Outdoor-Ausrüstungsgeschäft "Bergfuchs", welches aber keine Verbindung zu der einstigen Unternehmerin hat.
Bei der Kaiserstraße 15 in Wien wohnte und handelte die Alpinistin Mizzi Langer-Kauba. Heute hausiert hier das Outdoor-Ausrüstungsgeschäft "Bergfuchs", welches aber keine Verbindung zu der einstigen Unternehmerin hat.
Google Street View/Screenshot

Wie die "Wiener Zeitung"  (WZ) nun berichtet, kam sie durch ihre Verbindungen zu den Nationalsozialisten an jede Menge Umsatz. Demnach finden sich unzählige Werbeanzeigen ihres Geschäfts in den Zeitschriften der Nazi-Zeit von 1938 bis 1945. Die Anzeigen des Sportgeschäfts fand sich vor allem im "Neuigkeits-Welt-Blatt", das sich selbst als die "erste arische Tages-Zeitung Wiens" präsentierte.

Das Geschäft der "Nazi-Profiteurin" wird mehrmals als "Verkaufsstelle der Reichszeugmeisterei der NSDAP für sämtliche parteiamtlichen Bekleidungs- und Ausrüstungs-Gegenstände sowie Abzeichen" bezeichnet. In der Werbung positionierte man sich als Bekleidungshandel der Hitlerjugend (HJ) und den Bund Deutscher Mädchen (BDM) – zwei Jugendorganisationen der NSDAP.

Nazi-Connections

Wie NS-Forscher Gerhard Botz gegenüber der "Wiener Zeitung" sagt, dürfte sie in der Partei "sehr gut verankert" gewesen sein. "Ohne ein klares Bekenntnis zum Nationalsozialismus bekommt man diese Massenausstattung nicht in die Hand", so der Historiker. Sie habe das große Geld gemacht und von den Nazis profitiert.

Laut den Gauakten war Mizzi Langer Kauba auch noch im April 1944 "sehr gut situiert". Zu dieser Zeit war der Krieg für die Nationalsozialisten bereits aussichtslos. Nur jene profitierten noch, die gute Kontakte zum NS-Regime hatten. Die Recherche zeigt zudem, dass sie Mitglied in der Nationalsozialistischen Frauenschaft und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt war.  Die Mitgliedschaften bei beiden Organisationen waren nicht verpflichtend.

Stadt Wien hat nichts gefunden

Der Bezirksvorstehung von Neubau nach habe man die Stadt Wien beauftragt, den Namen hinsichtlich einer NS-Mitgliedschaft und NS-Mittäterschaft zu überprüfen. Dabei kam nichts raus. Der Antrag für die Umbenennung des Parks wurde einstimmig im Bezirksparlament beschlossen und an die Stadt weitergeleitet.

Die Wienbibliothek im Rathaus, welche für die Prüfung von Straßenbenennungen zuständig ist,  suchte im Wiener Stadt- und Landesarchiv nach Unterlagen der NS-Registrierung, Volksgericht- und Gauakten sowie im Zeitschriften-Archiv der Nationalbibliothek. Im Österreichischen Staatsarchiv wurde nicht nachgefragt.

"Sollten neue Forschungsergebnisse auftauchen, wird der Bezirk die Stadt ersuchen, für eine Neubeurteilung entsprechende Schritte zu setzen", heißt es von der Bezirksvorstehung von Wien-Neubau auf Anfrage der WZ.

Mehr Frauennamen auf den Straßen

Gerade mal zwölf Prozent aller Wiener Verkehrsflächen sind nach Frauen benannt. Die rot-pinke Stadtregierung will dem entgegenwirken, wie man seit Amtsantritt 2020 ankündigte.

"Wir werden verdeutlichen, dass den Frauen die Hälfte der Stadt gehört", hieß es im Regierungsprogramm. In den vergangenen vier Jahren wurden tatsächlich jedes Jahr mehr Verkehrsflächen nach Frauen benannt. 2024 waren es etwa 17 Frauen und 6 Männer.

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    Bundesheer / OTS

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein Park in Wien heißt seit Juni Mizzi-Langer-Kauba-Park
    • Mizzi Langer-Kauba war allerdings eine erfolgreiche Geschäftsfrau, die während der NS-Zeit von ihren Verbindungen zu den Nationalsozialisten profitierte
    red
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