Politik
"Nein, bitte nicht!" – ORF-Wolf würgt Rendi-Wagner ab
Nach der roten Wahlschlappe in Kärnten wählte Pamela Rendi-Wagner im ORF die Flucht nach vorne. Die erhoffte Image-Rettung wurde es wohl nicht.
Auch wenn die SPÖ rund um Landeshauptmann Peter Kaiser bei der Landtagswahl am Sonntag mit einem blauen Auge davon gekommen ist, brodelt es bei den Sozialdemokraten gewaltig. Zwar bleibt man im südlichsten Bundesland mit 38,9 Prozent die mit Abstand stärkste Partei, ein Minus von rund 9 Prozentpunkten ist aber dennoch ein niederschmetternder Verlust.
Rendi-Wagner in ZIB2
Das lässt auch einmal mehr die Führungsdebatte an der Spitze der Bundes-SPÖ aufkochen. Die Parteijugend fordert gar einen Sonderparteitag samt Kampfabstimmung. Die unter massiven Beschuss geratene Obfrau Pamela Rendi-Wagner ("Ja, [Chefin] bleibe ich") wagte Montagnacht die Flucht nach vorne und trat überraschend im ORF auf. Dort stellte sie sich in der ZIB2 den beißenden Fragen von Armin Wolf.
Wir erinnern uns: Beim letzten Aufeinandertreffen im Jänner hatte die Sozialdemokratin noch mit inhaltlichen Fragen und einer einfachen Rechenaufgabe gekämpft.
Mehr dazu in: Rendi-Wagner lehnt Mathe-Stunde mit ZiB-Star Wolf ab >>
"Braucht das Zutun aller"
"Klar ist, man gewinnt gemeinsam und man verliert gemeinsam. Ein gemeinsamer Erfolg braucht auch einen gemeinsamen Willen", startet die SPÖ-Vorsitzende gleich in das Interview. Die angeschlagene Glaubwürdigkeit schiebt sie auf die Querschüsse aus dem Burgenland und die öffentlich ausgetragene Führungsdebatte.
Als Vorsitzende der Sozialdemokratie sei sie aber "nicht Diktatorin", die den Mitgliedern einen Maulkorb auferlege. Hilflosigkeit gegen Hans Peter Doskozil oder Alleinverantwortung für die Wahldebakel sieht sie nicht: "Immer nur Schießen hinter dem Vorhang hervor oder aus der Hecke schwächt die Partei. Ja, das bin ich, die vorangeht, aber es braucht das Zutun aller."
"Lotto-Zahlen vom letzten Sonntag"
Auf die Unterstützung der Impfpflicht angesprochen, kam es zu einem hitzigen Wortgefecht zwischen Rendi-Wagner und Armin Wolf. Sie verteidigte ihre Unterstützung für diese Notbremse, beklagt aber, dass des in der Verantwortung der türkis-grünen Regierung gelegen sei, dass es überhaupt zu dieser Entscheidung kommen musste.
Es war jedenfalls eine schwere Geburt, die SPÖ-Chefin dazu zu bringen, Fehler einzugestehen. Immer wieder fallen sich die Rote und Wolf gegenseitig ins Wort. Retrospektiv könne man alles besser machen, herrschte Rendi-Wagner den Moderator an: "Ich kenne auch die Lotto-Zahlen vom letzten Sonntag!"
"Sie sagen immer das gleiche!"
Immer wieder rotiert die Bundesvorsitzende zurück zu Klagen über die Uneinigkeit innerhalb der Partei. Irgendwann geht dem ORF-Star das auch auf den Keks: "Frau Rendi-Wagner, Sie sagen immer das gleiche!"
Sie lässt aber nicht locker: "Genau dieses Störfeuer führt dazu, dass ich in diesem Interview sitze und darüber rede und nicht über die Teuerung", moniert sie. Den Satz "Doskozil ist schuld" bringt Rendi-Wagner zwar in dieser direkten Wortwahl nicht über die Lippen, doch in einer längeren Ausführung über unsolidarisches Verhalten fällt dessen Name dann doch.
Keine Gedanken über Rücktritt
Freiwillig werde sie aber nicht das Feld räumen. Sollte es zu einem vorgezogenen Sonderparteitag kommen, werde sie wieder antreten. "[Ich] sehe nicht, warum ich das nicht tun sollte." Auch einer Kampfabstimmung will sie sich stellen: "Warum nicht?"
Wolf beinhart: "Was können Sie besser als Hans Peter Doskozil?" "Ich kann Ihnen sagen, was ich die letzten Jahre... ", fängt die Parteichefin wieder an auszuholen – "Nein, BITTE NICHT!", grätschte Wolf mit Blick auf die Uhr sofort dazwischen. Am Ende nannte Rendi-Wagner als ihre herausragende Qualität: "Verantwortung übernehmen."
Diese wolle sie auch in schwierigen Zeiten weiter behalten. Deshalb sei sie "nicht bereit, den Parteivorsitz abzugeben", so die angeschlagene SP-Chefin. An einen Rücktritt habe sie noch keinen Gedanken verschwendet.