Nahost-Konflikt
Pager-Explosion: Die Spur führt nach Österreich
Nach der Pager-Explosion im Libanon mit mindestens zwölf Toten und über 2.750 Verletzten führen die Spuren nach Ungarn und Österreich.
Wie auf Knopfdruck explodierten am Dienstag rund 5.000 Pager im Libanon, "Heute" berichtete. Nach Informationen der "New York Times" soll Israel hinter der Tat mit mindestens zwölf Toten und über 2.750 Verletzten stecken, darunter über 200 Menschen, die derzeit in Lebensgefahr schweben.
Der israelische Geheimdienst Mossad soll die Funkmeldeempfänger, die eigentlich für die proiranische Terror-Miliz Hisbollah gedacht waren, abgefangen und mit Sprengstoff präpariert haben. Aus Israel gibt es dazu bisher keine Bestätigung. Der Hersteller weist alle Schuld von sich und macht einen Subunternehmer in Budapest verantwortlich. Eine Spur der Nachrichtensender führt nun nach Österreich.
„Der Mossad hat eine Platine mit Sprengstoff und einem Code in das Gerät eingeschleust“
"Mossad hat eine Platine mit Sprengstoff und eingeschleust"
Die explodierten Pager des taiwanesischen Herstellers Gold Apollo sollen mit jeweils 25 bis 50 Gramm Sprengstoff versehen worden sein. "Der Mossad hat eine Platine mit Sprengstoff und einem Code in das Gerät eingeschleust. Es ist sehr schwierig, das mit irgendwelchen Mitteln zu entdecken, selbst mit Geräten oder Scannern", erklärte ein hochrangiger libanesischer Sicherheitsbeamter.
Laut "Wall Street Journal" hat die Hisbollah die Lieferung erst in den vergangenen Tagen erhalten. Die Kämpfer der Hisbollah benutzen Pager als einfaches Kommunikationsmittel, um der Ortung durch Israel auf Smartphones zu entgehen.
Vertreter "Tom" in Österreich
Wie genau die israelische Geheimdienstoperation ablief, ist bisher unklar. "Gold Apollo"-Firmenchef Hsu Ching-Kuang machte am Mittwoch in einer eilig einberufenen Pressekonferenz in der Firmenzentrale den Eindruck, als sei er davon überrascht – und wies alle Vorwürfe zurück.
Der explodierte "AR-924"-Pager war seit etwa zwei Jahren im Verkauf – er soll von der Firma "BAC Consulting KFT" in Budapest stammen. Brisant: Eine Spur führt laut Berichten der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" nun nach Österreich. Denn hier sitzt laut "Gold Apollo" der BAC-Vertreter namens "Tom", der für den Vertrieb der Produkte zuständig sein soll.
Dieser habe kurz nach Beginn der Geschäftsbeziehung "eine Gruppe von Ingenieuren dazugebracht, einen eigenen Pager zu entwerfen, den er unter dem Namen Gold Apollo vertrieb", sagte Hsu. Von da an soll BAC volle Kontrolle über die Herstellung des manipulierten Pagers gehabt haben. "Design und Herstellung wurden vollständig von BAC übernommen", erklärte der "Gold Apollo"-Chef.
Hsu will BAC-Vertreter "Tom" nie persönlich getroffen haben. Die Gespräche hätten stets per Videoschalte stattgefunden. Zufrieden war man in Taiwan offensichtlich nicht: "Wir sagten ihm, dass das, was Sie herstellen, weder schön noch gut ist", gab Hsu zu. Man habe mittlerweile seit drei Jahren keine Waren mehr an Tom in Österreich geschickt, er mache offenbar sein eigenes Ding.
Den Libanon oder die Terrorgruppe Hisbollah habe der Lizenznehmer laut "Faz" aber nie erwähnt. Hsu erinnert sich daran, dass es einmal ein Problem mit einer Überweisung gegeben habe: "Da hatte ich ein komisches Gefühl dabei", gab der "Gold Apollo"-Gründer zu.
Hisbollah schwört Vergeltung
Medienberichten zufolge will die 1995 gegründete Firma für kabellose Funksysteme rechtliche Schritte gegen BAC einleiten. Der taiwanesische Spezialist für kabellose Funksysteme sieht sich als Opfer. Währenddessen wird die Sorge vor einem Krieg zwischen Israel und der Hisbollah größer. Die israelische Armee deutete an, sich auf einen Vergeltungsschlag vorzubereiten.
Die Hisbollah im Libanon hat Israel für die mutmaßlich koordinierten Explosionen verantwortlich gemacht und Vergeltung angekündigt. Der "israelische Feind" sei voll verantwortlich für die "kriminelle Aggression", hieß es in einer Erklärung der proiranischen Schiitenorganisation auf Telegram. Israel werde eine "gerechte Vergeltung" für diese "sündige Aggression" erhalten, hieß es weiter.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Am Dienstag explodierten rund 5.000 Pager im Libanon, was mindestens neun Tote und über 2.750 Verletzte zur Folge hatte
- Der israelische Geheimdienst Mossad wird verdächtigt, die Pager mit Sprengstoff präpariert zu haben, während die Hisbollah Vergeltung angekündigt hat und die Spur der manipulierten Geräte nach Österreich führt