Politik

ORF schlürft Austern – so viel zahlen bald ALLE für TV

Künftig müssen alle Österreicher bis zu 24,50 Euro monatlich für den ORF entrichten. Ob sie das Programm sehen wollen oder nicht, ist irrelevant. 

Clemens Oistric
Sportredakteurin Kristina Inhof durfte in der Oper für den ORF Austern schnabulieren.
Sportredakteurin Kristina Inhof durfte in der Oper für den ORF Austern schnabulieren.
Screenshot ORF

Kein Skandal, aber sinnbildlich für den aktuellen Zustand des ORF: Just an jenem Tag, an dem durchsickerte, dass künftig ALLE für das dargebotene Programm zahlen sollen, zeigte der öffentlich-rechtliche Sender seine Reporter beim Austernschlürfen im Hauptabendprogramm. Während also Millionen Österreicher in der Teuerungskrise jeden Euro zwei Mal umdrehen müssen, entsendet der ORF Dutzende Mitarbeiter in die Oper und filmt sie beim beschwingten Ballabend, an dessen Höhepunkt sich der Küniglberg-Boss vor laufender Kamera für ein Tänzchen mit der eigenen Moderatorin anträgt. Die Taschen für all das bekommt man von der türkis-grünen Koalition auch weiterhin ausreichend gut gefüllt.

ÖVP-Ministerin Raab gibt nach

Beim Tanz am rutschigen Verhandlungsparkett ist nämlich ÖVP-Medienministerin Susanne Raab ausgerutscht. Sie hat seit Wochen vollmundig getrommelt, der ORF müsse eisern sparen, das Geld wachse nicht auf den Bäumen. Jetzt stellt sich heraus: Vielmehr in den Haushalten der Österreicher.

Susanne Raab gibt Roland Weißmann nach.
Susanne Raab gibt Roland Weißmann nach.
IMAGO

Unter 17 € für Programm, USt. weg

Ganz egal, ob sie den ORF schauen oder nicht, müssen künftig alle eine neue "ORF-Gebühr" entrichten. Laut "Heute"-Infos soll diese bei rund 24,50 Euro monatlich liegen. Der Betrag setzt sich wie folgt zusammen:

➤ Knapp unter 17 Euro fürs Programm
➤ 7,80 Euro für Gebühren und Abgaben (falls daran nicht gerüttelt wird, wonach es laut Insidern derzeit nicht aussieht)
➤ Umsatzsteuer weg

Oberösterreich und Vorarlberg verzichten traditionell auf Länderabgaben, dort wird Fernsehen also mit monatlich rund 18,70 Euro am günstigsten.

Keine Ausstiegsoption mehr

Für den ORF ist das ein Verhandlungssieg. Wegen der Teuerung hat man zwar jährliche Mehrkosten von 65 Millionen Euro zu bewältigen, spart alleine durch den Wegfall des GIS-Kontroll-Apparats 20 Millionen ein – weil es keine Ausstiegsoption mehr gibt, völlig unabhängig davon, ob man überhaupt einen Fernsehapparat besitzt oder nicht. Ob Zweitwohnsitzer sogar doppelt abkassiert werden, ist offen.

Bemerkenswert ist diese neue Wendung vor allem, weil ÖVP-Strategen das Wording "ORF-Rabatt" für Raab ersonnen hatten; diesen Sonntag wollte sie das alles nochmals auflagenstark wiederholen, ehe ORF-General Weißmann im Finanzausschuss am Montag Nägel mit Köpfen macht.

"Tanker ORF" nimmt Privaten Luft zum Atmen

Von der Allgemeinheit ausfinanziert, wird der ORF privaten Medienangeboten weiterhin kaum Luft lassen und mit seiner blauen Website höchste Reichweiten und Werbeeinnahmen erzielen. Darüber hinaus will Weißmann – wie die Spatzen von den Küniglberg-Dächern pfeifen – von der Politik künftig mehr Spielraum bei der Bewegtbildvermarktung, DEM Zukunftsmarkt schlechthin. 

Susanne Raab dringend gefordert

Ohne intelligente Medienpolitik werden in schwierigen Zeiten reihenweise Traditionshäuser wegbrechen. Ein in Turbulenzen geratenes Nachrichtenmagazin erzielt schon heute nur 18.000 tägliche Besuche auf seiner Website. Was bei Einführung einer (dort wohl wirtschaftlich notwendigen) Paywall geschehen würde, liegt auf der Hand – so lange der doppelfinanzierte ORF online de facto ohne Einschränkungen agieren darf.

Grüner Wankelmut bei ORF-Thematik

Von den Grünen ist leider wenig zu erwarten. Mediensprecherin Eva Blimlinger wechselt ihre Meinung schneller als man von ORFeins auf den Zweier umschalten kann. Brachte sie zuletzt eine mögliche Budgetfinanzierung des ORF aufs Tapet, ließ sie Freitagabend der ZiB ausrichten, die Haushaltsabgabe sei "immer ein grüner Vorschlag" gewesen.  

Einer, den die Österreicher nun bezahlen müssen …

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock