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ORF "bedauert" – Russen-Propaganda in "ZiB1" verbreitet

Die Unterstellungen wurden erst als "absurd" bezeichnet. Mittlerweile gestand der ORF jedoch ein, auf Russen-Propaganda hereingefallen zu sein.

Leo Stempfl
Der ORF zeigte von Russland aus dem Kontext gerissene Videos.
Der ORF zeigte von Russland aus dem Kontext gerissene Videos.
Montage: Screenshots TvThek & Twitter

Kriegs-Reporter Christian Wehrschütz ist seit Jahrzehnten eine Institution in der Berichterstattung über globale Konflikte, insbesondere im Ex-Sowjet-Raum kennt er sich eigentlich aus wie kein Zweiter. Für seine Berichterstattung von der Front in der Ukraine wurden ihm sogar Preise verliehen. Als früheres FPÖ-Mitglied und Autor eines rechtsextremen Magazins steht er aber auch regelmäßig selbst unter Beschuss.

Videos warfen Fragen auf

In den letzten Tagen wurden dann aber völlig andere Vorwürfe laut: Handfester Fake-News-Alarm herrschte beim ORF-Star. In der "Zeit im Bild 1" wurde am Dienstag ein Beitrag gesendet, der das Thema Korruption in der Ukraine zum Thema hatte. Eingespielt wurden dazu zwei Videos, die zeigen sollten, "dass nicht alle Männer bereit sind, für ihr Land zu kämpfen". Twitter-User hätten rasch darauf hingewiesen, dass die Videos ziemlich sicher nicht zeigen, was Wehrschütz in seinem Bericht behauptet.

Die Faktencheck-Plattform "Mimikama" hat im Auftrag von "Puls24" herausgefunden, dass die Videos bereits seit 20. März im Umlauf sind. In einem der Videos zu sehen ist in Wahrheit ein Agent des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB, der in Odessa festgenommen wird. Auch das zweite Video wurde aus dem Kontext gerissen und zeigt keinesfalls eine Zwangsrekrutierung in Universitäten.

"Der ORF ist da leider russischer Propaganda voll auf den Leim gegangen", so das vernichtende Fazit. Vasyl Khymynets, ukrainischer Botschafter in Österreich, forderte umgehend eine Richtigstellung. 

Unterstellungen "absurd"

Und wie reagierte der ORF? Erst einmal wenig einsichtig. Gegenüber dem "Standard" sagte ein Sprecher Donnerstagabend: "Dem ORF 'russische Propaganda' zu unterstellen ist absurd und richtet sich von selbst. Die angesprochenen Videos, die auch von einer Vielzahl europäischer TV-Sender gezeigt wurden, hat der ORF über eine verlässliche und vertrauenswürdige Quelle erhalten." Auch zusätzliche Recherchen hätten daran keine Zweifel aufkommen lassen.

ORF rudert zurück

Ebenfalls noch am Donnerstagabend führte der ORF offenbar abermals "weiterführende Recherchen" durch, schreibt der Sender auf Twitter. Diese "nochmalige Überprüfung" habe ergeben, "dass die angesprochenen Videos aus der Ukraine nicht den in der "Zeit im Bild" vom 16. August (sic!) transportierten Inhalten entsprechen, was der ORF außerordentlich bedauert". 

Der ORF verspricht weiters, den Fehler in der "Zeit im Bild 1" als solchen zu benennen und zu korrigieren. "Außerdem wird die ORF-TV-Information dies zum Anlass nehmen, sich on-air mit dem Thema Fake-News im Informationskrieg auseinanderzusetzen." Gesehen wurde die Sendung am Dienstag laut Quotenmeldung von 995.000 Österreichern.

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