Niederösterreich

Opfer in Bordell mit Absinth betäubt und ausgenommen

Unfassbarer Fall rund um die "Love Lounge" in St. Pölten: Der Chef betäubte mit Komplizen viele Kunden und stellte Rechnungen bis zu 22.000 Euro.

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Alexandru M. (32) war Chef der Love Lounge, sitzt in Haft.
Alexandru M. (32) war Chef der Love Lounge, sitzt in Haft.
istock/zVg

Mit einer unglaublichen Dreistigkeit und in der Folge Gier gingen Alexandru K. (32), seine österreichische Freundin aus St. Pölten (25), zwei rumänische Prostituierte (26, 36) und ein Freund (39) des Betreibers in der Zeit von November 2018 bis Juni 2020 vor. Nur bereits schwer angeschlagene Gäste der "Love Lounge" in St. Pölten wurden ausgewählt und auf ein Freigetränk eingeladen. Beim Freigetränk handelte es sich um einen speziellen, hochprozentigen Absinth mit Kräutern, die zusätzlich sedierend wirkten.

Absinth-Koma

Viele der Kunden verfielen dann in einen tiefen Schlaf, teils in komatöse Zustände und erwachten erst Stunden später wieder. Dann wurde den Opfern vom Chef oder vom "zufällig" anwesenden 39-Jährigen Rechnungen für zahlreiche große Champusflaschen (nur teure Marken wie Moet etc.) und stundenlangem Sex mit teils mehreren Frauen in Rechnung gestellt. Die Höhe der Faktura ließ viele Opfer gleich wieder umfallen: 6.000 bis 22.000 Euro.

Fotos während Schlaf

Mies: Viele Opfer wurden während des Schlafes ihrer Bankomat- und Kreditkarten bestohlen. Auch soll mit den gestohlenen Karten bezahlt bzw. abgehoben worden sein. Noch mieser: Weigerten sich die Männer zu zahlen oder erhoben Zweifel oder Einspruch, legte der Chef oder ein Komplize Beweisfotos vor. "Auf den Fotos war das Opfer mit zahlreichen leeren Champagnerflaschen und mehreren Damen zu sehen", so Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner.

Opfer musste Kredit nehmen

Einige Opfer zahlten nach Vorlage der Fotos zähneknirschend, ein Mann musste sich dafür sogar einen Kredit aufnehmen. Zahlten die Opfer nicht, wurden sie vom Chef bei verschiedenen Polizeistationen wegen Zechprellerei (ist rechtlich ein Betrug, Anm.) angezeigt. 

Polizei wurde misstrauisch

Nur: Im Dezember 2019 wurden die Ermittler misstrauisch, zu oft waren Bordellkunden von den gierigen Tätern angezeigt worden, die angeblichen Rechnungen dabei immer exorbitant hoch. Das Landeskriminalamt nahm noch Ende 2019 die Ermittlungen auf, erhob akribisch und Mitte letzter Woche wurde die Bordell-Bande hochgenommen. Zahlreiche Polizisten und die Cobra standen dabei im Einsatz, das Bordell wurde geschlossen.

In der Folge kam es auch zu Hausdurchsuchungen, es wurde eine Stichwaffe, anabole Steroide und geringe Suchtgiftmengen gefunden. Die Schadenssumme beträgt mindestens 100.000 Euro. 17 Opfer gibt es laut Polizei fix, doch die Exekutive glaubt, dass noch weitere Männer über den Tisch gezogen wurden.

Chef belastet Komplizen

Der 32-jährige Hauptverdächtige warf alle Komplizen auf den Markt, zeigte sich umfassend geständig und sitzt nun in St. Pölten in U-Haft. Seine Freundin (25), die zwei Prostituierten und der Freund bestritten alles, wurden aber dennoch auf freiem Fuß angezeigt. 

Etwaige weitere Opfer werden gebeten, sich mit dem Landeskriminalamt Niederösterreich unter der Telefonnummer 059133-30-3333 in Verbindung zu setzen.