Oberösterreich

OÖ-Intensivmediziner: "Wir bereiten uns auf Triage vor"

In Oberösterreich steht das bevor, was alle befürchtet haben: Die Mediziner müssen entscheiden, wer noch behandelt werden kann und wer nicht. 

Teilen
Der ärztliche Direktor des Linzer Uniklinikums schlägt Alarm: Schon bald müssen die Ärzte in Oberösterreich entscheiden, wer noch eine lebensrettende Behandlung erhält und wer nicht. 
Der ärztliche Direktor des Linzer Uniklinikums schlägt Alarm: Schon bald müssen die Ärzte in Oberösterreich entscheiden, wer noch eine lebensrettende Behandlung erhält und wer nicht. 
picturedesk.com

4.489 Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den letzten 24 Stunden, zehn weitere Menschen, die an oder mit Corona verstorben sind und auf den Intensivstationen kämpfen aktuell 123 COVID-Patienten um ihr Leben – die Corona-Lage in Oberösterreich bleibt weiterhin höchst dramatisch.  

Auf den Intensivstationen werden die Betten immer knapper. Ein Ausbau der Kapazität auf 157 Intensivbetten ist in Vorbereitung, teilt der OÖ-Krisenstab mit. Und das ist auch dringend nötig. "Wir bereiten uns auf die Triage vor, wir rechnen mit steigenden Zahlen auf unseren Intensivstationen", erklärt  Karl-Heinz Stadlbauer, der ärztliche Direktor des Linzer Kepler-Uniklinikums, auf "orf.at". 

Intensivstation bis "weit über Weihnachten im Ausnahmebereich" 

Fakt ist, dass bereits jetzt zahlreiche Operationen verschoben werden mussten, da auf den Intensivstationen der Platz zu knapp ist. Eine rasche Besserung ist trotz Lockdown nicht in Sicht. Die Intensivstationen des Landes werden bis "weit über Weihnachten im Ausnahmebereich sein", sagt der Linzer Intensivmediziner Jens Meier voraus.

"Die hohen Fallzahlen führen dazu, dass das System ganz leicht überlastet werden kann und auch schon überlastet ist", erklärt der Vorstand der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Linzer Kepler Universitätsklinikum (KUK) weiters. Landet ein Covid-Patient auf der Intensivstation, muss er dort lange bleiben, laut Meier "zwei, vier, sechs Wochen." Etwa 30 Prozent der Covid-Intensivpatienten verlieren den Kampf um ihr Leben. 

1/53
Gehe zur Galerie
    <strong>30.12.2024: "Drei Wochen lang geweint" – Wiener hat Nervenkrankheit.</strong> Die Diagnose war ein großer Schock, es folgte Trauer. Jetzt kämpft dieses Ehepaar mit aller Kraft um ein schönes Leben. <a data-li-document-ref="120080503" href="https://www.heute.at/s/drei-wochen-lang-geweint-wiener-hat-nervenkrankheit-120080503">Egal, wie lange es noch geht &gt;&gt;&gt;</a>
    30.12.2024: "Drei Wochen lang geweint" – Wiener hat Nervenkrankheit. Die Diagnose war ein großer Schock, es folgte Trauer. Jetzt kämpft dieses Ehepaar mit aller Kraft um ein schönes Leben. Egal, wie lange es noch geht >>>
    privat

    Lungen-Primar Bernd Lamprecht erklärte im Rahmen eines Online-Symposiums der Johannes-Kepler-Universität weiters, dass die Erfahrung gezeigt hat, dass eine Sieben-Tage-Inzidenz von rund 500 auf den Intensivstationen ganz gut bewältigt werden kann – aktuell liegt diese in OÖ aber bei 1.648,1. 

    Ein Schlüssel für einen Rückgang der Covid-Patienten auf den Intensivstationen wäre eine höhere Durchimpfungsquote in der Bevölkerung. Die Impfung schützt, aktuell sind nur rund 20 Prozent der Patienten gegen das Coronavirus geimpft. Und bei diesen handelt es sich vor allem um Patienten mit Immunschwäche, in Chemotherapie oder nach Transplantationen – also sogenannte Risikopatienten. 

    "Helfen Sie mit, Leben zu retten – jetzt!" 

    "Denken Sie an alle Mitmenschen, die gerade auf der Intensivstation liegen, denken Sie an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Spitälern, die bis zur Erschöpfung um Leben kämpfen. Denken Sie an all jene, die jetzt auf eine wichtige Operation warten. Denken Sie solidarisch und handeln Sie solidarisch", bittet Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) eindringlich. „Gehen Sie bitte zur Impfung und helfen Sie mit, Leben zu retten – Jetzt!"