Ukraine

Oligarch: Ukraine-Krieg ist "Putins eigene Katastrophe"

Einer der reichsten Männer der Ukraine teilt gegen Putin aus: Der Kreml-Chef habe mit seiner Invasion sein eigenes politisches Grab geschaufelt.

Roman Palman
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    Nach dem Rückzug der russischen Besatzer stoßen ukrainische Truppen weiter in den Norden des Landes vor. Dort werden sie von der Bevölkerung jubelnd empfangen. (3. April 2022)
    Nach dem Rückzug der russischen Besatzer stoßen ukrainische Truppen weiter in den Norden des Landes vor. Dort werden sie von der Bevölkerung jubelnd empfangen. (3. April 2022)
    REUTERS/Serhii Nuzhnenko

    Der ukrainische Oligarch Dmytro Firtasch zählt zu den reichsten Menschen seines Landes, bereits 2014 wurde sein Vermögen auf rund zehn Milliarden Euro geschätzt. In seinem breit gefächerten Firmengeflecht, das sich von Frachthäfen über Düngemittelhersteller, Gasversorger und Medien-Unternehmen erstreckt, arbeiten nach eigenen Angaben rund 100.000 Menschen.

    Seit acht Jahren leitet Firtasch sein Imperium aber nun schon per Videokonferenz von einem ovalen Tisch in Wien aus. Genau hier traf sich der 56-Jährige nun auch mit ORF-Reportern für eine Lage-Einschätzung zu seinem Heimatland.

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    So schildert er im Ö1-Morgenjournal, dass dieser Krieg auch schon zahlreichen seiner Angestellten das Leben gekostet hat. Der gefährlichste Bereich sei die Gasversorgung der rund acht Millionen Kunden: "Wenn eine Bombe auf ein Wohnhaus fällt, müssen wir unsere Techniker schicken, um Rohre zu reparieren und Lecks zu beheben. Leider sind einige ums Leben gekommen dabei und manche wurden gefangen genommen."

    Oligarch Dmytro Firtasch regiert sein ukrainisches Firmen-Imperium von seinem Schreibtisch in Wien aus.
    Oligarch Dmytro Firtasch regiert sein ukrainisches Firmen-Imperium von seinem Schreibtisch in Wien aus.
    REUTERS/Heinz-Peter Bader

    Massive Schäden gibt es auch bei einer Düngemittelfabrik im Donbass. "Bomben fallen auf das Gelände. Wir haben zum Glück Bunker und können Mitarbeiter und Teile der Bevölkerung unterbringen." Die eigenen Laster würden Hilfsgüter in die Region bringen und dann wieder Flüchtlinge auf dem Rückweg mitnehmen. Doch auch sie sind in Gefahr: "Wir müssen die Fahrten vorsichtig planen. Wir haben schon Fahrzeuge und Fahrer verloren. Wir wissen nicht, wo sie sind."

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      Wo früher Menschen gelebt haben, ist jetzt nur noch ein Trümmerfeld übrig.
      Wo früher Menschen gelebt haben, ist jetzt nur noch ein Trümmerfeld übrig.
      REUTERS

      "Putins eigene Katastrophe"

      Den Angriffskrieg gegen die Ukraine bezeichnet der Oligarch als "kolossalen Fehler" und "Anfang von Putins eigener Katastrophe". Es sei völlig absurd, dass Putin nun vor allem die Ostukraine bombardiert, wo die meisten Menschen Russisch sprechen. "Er tötet Menschen, die eher Russland-freundlich waren".

      Putin habe damit das geschafft, was die ukrainische Politik seit der Unabhängigkeit des Landes nie erreichen konnte: Einigkeit im ganzen Land "gegen Russlands Interessen und seine [Putins] eigene".

      Russlands Präsident Wladimir Putin.
      Russlands Präsident Wladimir Putin.
      Sputnik/Mikhail Klimentyev/Kremlin via REUTERS

      Ukraine wurde "zweites Syrien"

      Firtasch selbst hatte sich bereits seit 2010 für die Neutralität seines Landes und gegen einen NATO-Beitritt eingesetzt. Er habe befürchtet, dass Russland den nicht akzeptieren werde und gewarnt, dass die Ukraine, sollte sie den NATO-Weg weiter verfolgen, "zu einem zweiten Syrien werden" könne. Jetzt sei genau das passiert.

      Auf die ihm seit Jahren nachgesagte Nähe zu Putin angesprochen, kann Firtasch nur Abwinken. Er habe den Kreml-Despoten nie persönlich getroffen, Österreichs Verhältnis zu ihm sei auch nicht besser als seines. Lachend setzt er nach: "Und nicht ich habe auf einer Hochzeit mit ihm getanzt."

      Anti-Propaganda-Sender

      Während die meisten seiner Geschäfte in der Ukraine zum Erliegen kommen, hat der Multimilliardär nun in Warschau, Polen, einen großen russisch-sprachigen TV-Sender mit 250 Mitarbeitern aus dem Boden gestampft. "Der Sender dient vor allem dazu, Russen zu informieren, was wirklich in der Ukraine passiert. Sie können über YouTube auf den Kanal zugreifen, damit sie nicht nur propagandistische Information vom russischen Staatsfernsehen bekommen."

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        Ein Schreiben des ukrainischen Präsidenten soll bei Wladimir Putin einen Wutanfall ausgelöst haben. Er tobt in Richtung Ukraine: "Ich werde sie verprügeln."
        Ein Schreiben des ukrainischen Präsidenten soll bei Wladimir Putin einen Wutanfall ausgelöst haben. Er tobt in Richtung Ukraine: "Ich werde sie verprügeln."
        Reuters