Klimaschutz
Ohne Klimaschutz hat es sich in den Alpen ausgewedelt
Extrem warme Temperaturen lassen den Schnee in den Alpen schmelzen. Wird das Skivergnügen bald der Vergangenheit angehören?
Ungewöhnlich hohe Temperaturen und wenig Niederschläge führen zu Schneemangel und aperen Skigebieten im gesamten Alpenraum.
Viel von dem Schnee, der vor Weihnachten fiel, schmolz spätestens über die milden Weihnachtsfeiertage. Und bei den derzeitigen Temperaturen – Plusgraden bis zu 2.000 Meter und darüber – ist meist auch das Beschneien nicht mehr möglich. Der letzte Schneefall liegt teils Wochen zurück.
Lesen Sie auch Schnee adé! Wandertouren statt Pistengaudi in NÖ >>>
In vielen Skigebieten sind ganz Pisten wegen des akuten Schneemangels gesperrt. Umso dichter drängen sich die Gäste auf den künstlich angelegten weißen Schneebändern, die talwärts führen. Skivergnügen sieht definitiv anders aus.
Lesen Sie auch Verkehr ist größter Klimakiller beim Skifahren >>>
"Winterhitzewelle" in Europa
Seit Wochen hält eine Art "Winterhitzewelle" an: Gleich in mehreren Ländern gab es nationale Temperaturrekorde für den Monat Jänner – etwa in den Niederlanden, Dänemark, Tschechien, Lettland und Litauen. In Belarus wurden erstmals in einem Jänner 16,4 Grad gemessen, der bisherige Jänner-Höchstwert lag ganze 4,5 Grad tiefer.
Lesen Sie auch Schnee ade? Die Skifahrer wedeln heuer im Grünen >>>
Im niederösterreichischen Puchberg am Schneeberg wurden am Neujahrstag 19,7 Grad gemessen. So warm war es im Jänner an dieser Wetterstation noch nie. Ein neuer Jänner-Rekord mit 19,5 Grad wurde am Neujahrstag auch auf dem Mariahilfberg oberhalb von Gutenstein (Niederösterreich) gemessen. Ebenso auf einigen Bergstationen: etwa auf der Rax mit 12,6 Grad oder auf der Schmittenhöhe bei Zell am See in knapp 2.000 Metern Höhe mit 12,3 Grad. Und außergewöhnlich warm war es bisher nicht nur tagsüber, sondern auch nachts.
Lesen Sie auch So gelingt das klimafreundliche Reisen >>>
Österreich besonders stark betroffen
Die Alpen zählen zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Regionen Europas. In den letzten 120 Jahren ist die Durchschnittstemperatur um 2 Grad Celsius gestiegen, doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt.
Lesen Sie auch Klimaforscher: "Wir steuern auf 3 Grad Erderwärmung zu" >>>
"Bei ungebremsten CO2-Emissionen nimmt die Schneedeckendauer bis 2.100 in tiefen Lagen um rund 90 Prozent ab, in Lagen um 1.500 Meter Seehöhe um mehr als 50 Prozent“, so Alexander Orlik von GeoSphere (früher ZAMG). Bei Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels wären die Auswirkungen nur halb so gravierend.
Bei den derzeit viel zu warmen Temperaturen ist auch das Beschneien nur schwer möglich.
Lesen Sie auch Erderhitzung lässt Gletscher schmelzen >>>
Vorsichtige Prognose
Der Winter selbst ist österreichweit bis jetzt, gegenüber dem Mittel 1991-2020 um 1,7 Grad Celsius zu warm und würde damit, wenn sich an dieser Anomalie bis Ende Februar nichts mehr ändern würde, der fünftwärmste Winter werden. "Diese Aussage ist aber noch sehr unsicher", sagt Orlik. "Mit einem kalten Februar – die Wahrscheinlichkeit, dass der Februar um ein Grad kälter verläuft als im Mittel 1991-2020 liegt bei etwa 35 Prozent – wäre auch eine Platzierung von 25 bis 30 möglich."
Lesen Sie auch Tiroler Gletscher verlor so viel Masse wie noch nie >>>
Der Ausblick zeigt einen klaren Trend: Große Neuschneemengen sind laut ORF-Wetterredaktion weiterhin nicht zu erwarten. Und echtes Winterwetter, etwa mit Schneefall bis in die Niederungen, ist derzeit auch nicht in Sicht.
Lesen Sie auch Klimakrise – weiße Weihnachten werden immer seltener >>>
Zwar lassen sich einzelne Extremereignisse nicht direkt auf eine bestimmte Ursache zurückführen, klar ist laut Weltklimarat aber: Durch die Klimakrise werden Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen, Stürme und Hitze häufiger und intensiver. Das heißt: Niederschläge und Stürme werden stärker, Hitzewellen heißer und Dürren trockener.
Lesen Sie auch Klimafreundlich pendeln, diese neue App ist am Zug >>>