Todsünde im Vatikan?
Offener Brief! Museumsangestellte werfen Ausbeutung vor
In einem offenen Beschwerdebrief gegen die Verantwortlichen im Vatikan beklagen Museumsangestellte ihre Arbeitsbedingungen.
Museen sind die wichtigste Einkommensquelle für den Vatikanstaat. Sie bringen um die 100 Millionen Euro in die Kassen des Gottesstaates. 700 Angestellte arbeiten für die Einnahmen, und viele von ihnen fühlen sich ausgebeutet.
Letzte Woche schrieb eine Anwältin im Namen von 49 der Museumsangestellten einen Brief an den Zuständigen, in dem sie auf mehrere Missstände verwies, mit denen sich die Angestellten umschlagen müssen. Die "Aargauer Zeitung" berichtet von den Vorwürfen.
Unzumutbare Arbeitsbedingungen
Die Rechtsanwältin Laura Sgrò ist im Vatikan bereits bekannt; sie vertritt nämlich mehrere Missbrauchsopfer, die gegen die Kirche klagen. Nun repräsentiert sie auch 49 Museumsangestellte in ihrer Beschwerde gegen die Leitung der Museen.
In den Anstellungsbedingungen gäbe es wichtige Lücken bezüglich des Arbeitsrechts. Ein soziales Auffangnetz sei nicht vorhanden. Die Sicherheit für Angestellte und Ausstellungen werde ignoriert. Eigentlich sollten nicht mehr als 24.000 Besuchende pro Tag in die Museen eingelassen werden. In der Realität sollen laut den Anklagenden aber regelmäßig 25.000 bis 30.000 Besucher pro Tag ein und aus gehen. Dem seien weder Lüftung noch Wachpersonal gewachsen. Diese Beschwerden bringen die Angestellten vor.
Aufsehen erregen weitere zwei Punkte. Offenbar wurden die Angestellten während der Corona-Pandemie in Zwangsferien geschickt, wobei diese aber als Fehlstunden angerechnet wurden. Zudem wurden ihre Löhne aufgrund der finanziellen Situation des Vatikans eingefroren.
Papst bezeichnete Ausbeutung als Todsünde
Der Brief selbst stellt noch keine Anklage dar, sondern gilt nur als Beschwerdeschreiben. 30 Tage hat der Vatikan Zeit, eine Schlichtung zu ersuchen, falls dies nicht gelingt, können die Angestellten eine Sammelklage einreichen. Dies wäre die Erste gegen den Kirchenstaat.
Papst Franziskus hat in der Vergangenheit in mehreren Reden und Predigten die Ausbeutung von Arbeitern stark kritisiert. In 2018 bezeichnete er es sogar als Todsünde: "Das Unrecht, die Welt der Arbeit auszubeuten, ist eine Todsünde – und das sage nicht ich, sondern Jesus!"