Handel will Neuerung
Offen bis 23 Uhr: Österreicher wollen nicht einkaufen
Billa-Chef Marcel Haraszti hat die Debatte um längere Öffnungszeiten neu entfacht. Doch die Mehrheit der Österreicher will gar nicht länger shoppen.
Derzeit dürfen Geschäfte unter der Woche bis maximal 21 Uhr und an Samstagen bis maximal 18 Uhr geöffnet haben. "Unique Research" fragte für "Heute" 500 Österreicher, ob sie an dieser Regelung etwas ändern möchten (Online-Befragung, Feldarbeit 15. bis 18. April, maximale Schwankungsbreite ±4,4 %). Das Ergebnis ist relativ eindeutig:
Zwei von drei für derzeitige Lösung
Fast zwei Drittel sprechen sich für die Beibehaltung der aktuellen Regelung aus. 18 % wollen an Werktagen länger einkaufen können, 11 % auch an Samstagen. Und für die derzeit nicht erlaubte Sonntagsöffnung sind immerhin 13 % (Mehrfachnennungen möglich, Anm.). 8 % der Befragten machten keine Angabe.
Am größten ist die Ablehnung einer Ausweitung bei Anhängern der SPÖ. 71 % sprechen sich dagegen aus. 21 % würden gerne unter der Woche länger shoppen. Für eine Ausweitung auch an Samstagen sind 8 %. Gleich viele SPÖ-Fans sind für offene Sonntage.
Relativ im Durchschnitt liegen die FPÖ-Wähler: 64 % sind für die Beibehaltung der gültigen Öffnungszeiten, 17 % für längeres Shoppen an Werktagen und 10 % für ausgeweitete Öffnungszeiten an Samstagen. Sonntagsöffnung: 17 %.
Die Bilder des Tages
Bei ÖVP-Sympathisanten betragen die Werte 63 %, 24 %, 10 % bzw. 14 %. Bei den Grünen sind es 56 %, 15 % und 12 %. Der Wert für die Sonntagsöffnung ist mit 23 % am höchsten von allen Parteien. Am ehesten für eine Ausweitung sind die Neos-Wähler. Sie wollen zu 26 % unter der Woche länger einkaufen. Sogar 27 % (Höchstwert!) wollen offene Samstage. Auch die Zustimmung zu einer Sonntagsöffnung ist mit 21 % überdurchschnittlich hoch.
Frauen deutlich öfter gegen längere Öffnungszeiten
Große Unterschiede gibt es zwischen Männern und Frauen. Während nur 59 % der männlichen Befragten gegen Ausweitungen sind, beträgt dieser Anteil bei den Frauen 67 %. Männer sprechen sich mit 24 % fast doppelt so oft wie Frauen (13 %) für längere Öffnungszeiten an Werktagen aus. Relativ ident sind die Werte bei einer Ausweitung an Samstagen (12 bzw. 14 %) und bei der Sonntagsöffnung (14 bzw. 13 %).
Junge wollen shoppen
Je jünger die Befragten, desto eher wollen sie länger shoppen: Bei unter 30-Jährigen wünschen sich 24 % eine Ausweitung an Werktagen und 20 % längere Samstage. Interessant: Am geringsten ist der Wert bei der Sonntagsöffnung mit 12 %. Da sind sogar Befragte zwischen 30 und 59 Jahre mit 13 % öfter dafür, ebenso wie die Generation 60+ mit 15 %.
Interessant: Befragte mit Matura sind zwar öfter für eine Beibehaltung der aktuellen Regelung als Personen ohne. Andererseits sprechen sie sich öfter für Ausweitungen aus als diese. Auch auffallend: Befragte in Städten sind zu 17 % für offene Geschäfte am Sonntag. In ländlichen Regionen sind es nur 9 %.
„Vor allem ältere Menschen, Frauen, Befragte mit geringeren Bildungsabschlüssen sowie SPÖ-Wähler sprechen sich gegen eine Ausweitung aus.“
"Unique Research"-Meinungsforscherin Alexandra Siegl analysiert diese Ergebnisse im Gespräch mit "Heute": "Gesetzlich hätten Geschäfte in Österreich bezüglich ihrer Öffnungszeiten einigen Spielraum, ausgenutzt wird dieser vielfach jetzt schon nicht. Dementsprechend sind auch 63 % der Bevölkerung gegen eine weitere Ausweitung der gesetzlichen Öffnungszeiten. Vor allem ältere Menschen, Frauen, Befragte mit geringeren Bildungsabschlüssen sowie SPÖ-Wählerinnen und -Wähler sprechen sich gegen eine Ausweitung aus. Positiver stehen offenen Geschäften am Abend und vor allem am Sonntag WählerInnen der NEOS, Unter-30-Jährige, höher Gebildete und Menschen im urbanen Raum gegenüber."