Niederösterreich

ÖVP verlor in 566 von 573 Gemeinden in NÖ Stimmen

Die herben Verluste der ÖVP spiegeln sich auch in den Gemeindeergebnissen wieder. Die FP hingegen gewann in 571 Kommunen hinzu.

Erich Wessely
Johanna Mikl-Leitner am Wahlabend im Landhaus
Johanna Mikl-Leitner am Wahlabend im Landhaus
"Heute"/Erich Wessely

Die hohen Verluste der ÖVP bei der Landtagswahl in Niederösterreich (-9,69 Prozentpunkte) sowie die starken Zugewinne der FPÖ (+9,43) spiegeln sich auch in den Gemeindeergebnissen wider - nach der Wahl geht es nun auch um die Postenverteilung.

Die Volkspartei konnte in nur sieben der 573 Gemeinden Stimmenzuwächse verzeichnen und verlor in 566 Gemeinden Stimmen - auch wenn sie in 520 der Kommunen weiterhin stärkste Partei blieb. Die FPÖ legte hingegen in fast allen Gemeinden (571) zu und war in 20 stärkste Partei.

In 265 Gemeinden betrug der Verlust für die ÖVP mehr als zehn Prozentpunkte. In einunddreißig Gemeinden büßte sie mehr als 20 Punkte ein. Die schwarzen Stimmenzuwächse hielten sich auch in den sieben "Plus"-Gemeinden in Grenzen, abgesehen von Großhofen, wo es einen Zuwachs von 17,76 Prozentpunkten auf 81,82 Prozent gab. In der Gemeinde Semmering konnte die ÖVP 7,38 Prozentpunkte zulegen, in allen anderen Zuwachsgemeinden gab es weniger als fünf Punkte dazu.

Abseits von Großhofen konnte die ÖVP in nur drei Gemeinden mehr als 70 Prozent der Stimmen erzielen, 24 Mal war über 60 Prozent drinnen. Die absolute Stimmenmehrheit erreichte die ÖVP in 133 Gemeinden. Trotz aller Verluste: Unter zehn Prozent Stimmanteil liegt die Volkspartei in keiner Gemeinde. Am schwächsten schnitt die Partei in Golling an der Erlauf mit 15,49 Prozent (minus 5,26 Punkte) ab. Den größten Verlust fuhr die ÖVP in Yspertal ein, wo das Minus 33,01 Prozentpunkte betrug (33,95 Prozent).

FP in drei Gemeinden über 40 Prozent

Die FPÖ konnte in drei Gemeinden mehr als 40 Prozent erzielen, in 112 über 30 Prozent. In 472 Gemeinden kam die FPÖ auf mehr als 20 Prozent. Stimmenstärkste Gemeinde war Altmelon mit 43,68 Prozent (+24,19 Prozentpunkte). In 460 Gemeinden erzielte sie weniger als 30 Prozent. Unter zehn Prozent Stimmanteil lag die freiheitliche Partei in keiner Gemeinde.

Am schwächsten schnitten die Blauen in Laab im Walde mit nur 10,76 Prozent ab (plus 3,67 Punkte). Den größten Verlust fuhren sie in Großhofen ein, wo das Minus 6,28 Prozentpunkte betrug (10,91 Prozent).

Auch bei der SPÖ widerspiegeln sich deren Verluste (-3,26) in den Gemeindeergebnissen. Sie verlor in genau 500 Gemeinden Stimmen, in einer (Horn) gab es keine Veränderung - und in nur 72 Kommunen ein rotes Plus, in 36 war sie stärkste Partei.

In elf Gemeinden hat die SPÖ mehr als 40 Prozent erhalten, in 57 mehr als 30 Prozent. Stimmenstärkste Gemeinde war Angern an der March mit 48,27 Prozent (+4,96). Den größten Stimmenzuwachs erzielte die SPÖ in Yspertal mit 7,36 Prozentpunkten (25,58 Prozent).

In sechzig Gemeinden erreichten die Sozialdemokraten weniger als zehn Prozent. Weniger als fünf Prozent gab es in vier Gemeinden. In siebzehn Gemeinden betrug der Verlust für die SPÖ mehr als zehn Prozentpunkte. Den geringsten Zuspruch erfuhr die SPÖ in Parbasdorf mit 3,51 Prozent (minus 0,26 Punkte).

Grüne in 453 Gemeinden mit Plus

Die Grünen, die in Summe um 1,15 Prozentpunkte zulegen konnten, schafften in 453 Gemeinden ein Plus. Über 15 Prozent Stimmenanteil gab es für die Grünen in 15 Gemeinden. Das Top-Ergebnis für die Öko-Partei wurde in St. Andrä-Wördern mit 17,97 Prozent (+2,58) eingefahren. Den größten Stimmenzuwachs gab es in Großrußbach mit 5,43 Prozentpunkten (Ergebnis: 11,28 Prozent). In 117 Gemeinden verloren die Grünen Stimmen. In 573 Gemeinden erzielten sie weniger als 30 Prozent und in 527 weniger als zehn Prozent. Weniger als fünf Prozent gab es in 249 Gemeinden, in einer (Großhofen) keine Stimme.

Die NEOS, die ebenfalls Zugewinne (+1,52) verbuchten, konnten in 497 Gemeinden zulegen. Über 15 Prozent gab es für die Pinken aber nur in einer Gemeinde - nämlich in Andlersdorf mit 19,54 Prozent (+14,48). In nur 76 Gemeinden verloren die NEOS Stimmen, stimmenlos blieben sie aber kein einziges Mal. In 573 Gemeinden erzielten sie weniger als 30 Prozent, in 552 weniger als zehn Prozent. Weniger als fünf Prozent gab es in 257 Gemeinden. Am schwächsten performten die NEOS in Hundsheim mit 0,78 Prozent (minus 0,58 Punkte).

Übrigens: In den beiden Bezirken mit dem größten Rückgang an Stimmberechtigten nach Abschaffung des Zweitwohnsitzer-Wahlrechts überdurchschnittlich große Verluste verzeichnet. Besonders stark fiel das Minus laut dem vorläufigen Endergebnis aber im Mostviertel aus. In den Heimatgemeinden der Minister Gerhard Karner und Klaudia Tanner musste die ÖVP große Verluste hinnehmen.

VP verliert durch Wahlrechtsänderung

Laut einer Analyse von SORA 2018 war davon auszugehen, dass vor allem die ÖVP durch die Wahlrechtsänderung verliert, während sie SPÖ und FPÖ zugute komme. Insgesamt waren knapp 1,3 Millionen Niederösterreicher und damit rund 97.500 weniger Stimmberechtigte zugelassen.

Im Bezirk Gmünd, wo mit 17,6 Prozent nach der Abschaffung des Zweitwohnsitzer-Wahlrechts der größte Rückgang an Stimmberechtigten verzeichnet wurde, hat die ÖVP überdurchschnittlich große Verluste verzeichnet. Mit einem Minus von 13,50 Prozentpunkten auf 40,46 Prozent lag das Ergebnis aber noch über dem Wert auf Landesebene. Die FPÖ legte fast im gleichen Ausmaß - um 13,81 Prozentpunkte - zu und verdoppelte ihr Resultat gegenüber 2018 auf 27,16 Prozent. Das bedeutete Platz zwei vor der SPÖ, die um 2,74 Prozentpunkte auf 23,32 Prozent verlor. Grüne und NEOS erreichten jeweils ein kleines Plus auf um die 4,5 Prozent.

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    Jubelstimmung bei der FPNÖ
    Jubelstimmung bei der FPNÖ
    Thomas Lenger

    Der Bezirk Horn - mit 15,7 Prozent Minus bei den Stimmberechtigten gegenüber 2018 - verzeichnete mit 53,55 Prozent (trotz eines Rückgangs von 11,46 Prozentpunkten) nach wie vor - und damit als einziger Wahlkreis - eine absolute ÖVP-Mehrheit. Die FPÖ legte um 10,41 Prozentpunkte auf 22,13 Prozent zu und überholte wie auch auf Landesebene die Freiheitlichen. Die SPÖ verbuchte ein Minus von 1,77 Prozentpunkten auf 14,03 Prozent. Grüne und NEOS verzeichneten ein Plus auf 5,43 bzw. 4,87 Prozent.

    Im Bezirk Waidhofen a.d. Thaya (mit 15,1 Prozent weniger Wahlberechtigten) erzielte die Volkspartei mit 8,59 Prozent geringere Einbußen als auf Landesebene und kam auf 46,46 Prozent. Die FPÖ legte um 10,23 Prozentpunkte auf 30,58 Prozent zu. Die SPÖ blieb mit einem Minus von 3,78 Prozentpunkten auf 13,04 Prozent auf Platz drei.

    Bezirk Zwettl: FPÖ gewann stark, VP verlor stark

    Auch im Bezirk Zwettl legte die FPÖ im fast gleichen Ausmaß zu, wie die ÖVP verlor. Starke Verluste für die Volkspartei zeigten sich auch in den Mostviertler Wahlkreisen - die höchsten in Waidhofen a.d. Ybbs, der Heimatstadt von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka, mit minus 18,42 Prozentpunkten auf 36,76 Prozent, und im Bezirk Scheibbs mit einem Rückgang von 16,09 Prozentpunkten auf 43,39 Prozent. Die Freiheitlichen legten jeweils stark zu.

    Hohe Verluste in Heimatgemeinden von VP-Größen

    In den Heimatgemeinden der Bundesregierungsmitglieder Gerhard Karner und Klaudia Tanner fielen die Verluste für die Volkspartei überdurchschnittlich hoch aus. In der Gemeinde Texingtal (Bezirk Melk), aus der Innenminister Karner stammt, büßte die ÖVP satte 24,01 Prozentpunkte ein, erreichte mit 50,63 Prozent aber nach wie vor die Absolute. Ganze 21,18 Prozentpunkte Plus und damit eine Vervielfachung des Wahlergebnisses gab es für die Freiheitlichen, die 29,83 Prozent erzielten. Unter zehn Prozent landeten SPÖ, Grüne und NEOS.

    In Tanners Heimatgemeinde Gresten (Bezirk Scheibbs) ging der ÖVP-Stimmenanteil um 17,08 Prozentpunkte auf 36,19 Prozent zurück. Platz zwei und drei wurden wie auf Landesebene getauscht - die FPÖ wurde mit plus 15,82 Prozentpunkten auf 27,44 Prozent zweitstärkste Kraft, die SPÖ kam mit einem Rückgang von fast zwei Prozentpunkten auf 25,39 Prozent auf Rang drei. Dahinter reihten sich NEOS und Grüne ein.