Kampf um Hietzing

ÖVP-Putsch um Chef-Posten: "Unwürdiges Schauspiel"

Im 13. Bezirk wurde der neue Bezirksvorsteher Friedrich Nikolaus Ebert angelobt. Doch die Bezirkspartei hatte Johanna Sperker präferiert.

Wien Heute
ÖVP-Putsch um Chef-Posten: "Unwürdiges Schauspiel"
Karl Mahrer gratulierte Johanna Sperker zur Bezirkschefin von Hietzing – leider zu früh. Niki Ebert (r.) wurde es.
ÖVP Wien

Ein ÖVP-interner Streit um den Posten der Hietzinger Bezirksvorstehung fand Dienstagabend seinen wenig krönenden Abschluss: Nach der überraschenden Rücktrittserklärung von Bezirkschefin Silke Kobald (52), wurde von der Bezirkspartei Johanna Sperker (33) als Nachfolgerin angekündigt. Am 27. September wurde sie im Bezirksparteivorstand zur neuen designierten Bezirksvorsteherin gewählt – sogar der Landesparteiobmann der Wiener Volkspartei, Karl Mahrer, gratulierte ihr.

Doch im Hintergrund zogen bereits dunkle Wolken auf: Im ÖVP-Klub wurden Unterschriften für Friedrich Nikolaus ("Niki") Ebert gesammelt. Zudem sollen laut "meinbezirk.at" SPÖ, Grüne und Neos anonyme Briefe erhalten haben, mit dem Appell gegen Sperker und damit gegen das "System S.K." zu stimmen. Wie sich bei der gestrigen Wahl herausstellte, war die Aktion erfolgreich. 

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    Ebert erhielt 14 von 34 Stimmen

    Ebert erhielt laut ORF in der geheimen Wahl am Dienstag 14 von insgesamt 34 Stimmen – in der ÖVP-Fraktion, die mit 19 Sitzen in Hietzing der stärkste Klub ist, dürfte er die Mehrheit erhalten haben. Anschließend wurde der Neo-Bezirkschef von Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) angelobt. Kobald, die sich in den vergangenen Tagen für einen Parteiausschluss Eberts ausgesprochen haben soll, war bereits nicht mehr anwesend – sie hatte sich nach einer kurzen Rede von der Sitzung verabschiedet.

    Den ÖVP-internen Streit um die Bezirksvorsteher-Wahl ließ sich Ebert allerdings nicht anmerken: "Ich bin mir sicher, wir werden gut zusammenarbeiten", meinte er in Bezug auf VP-Obfrau Sperker, die der Fraktion auch weiterhin als Klub-Chefin vorsteht. In seiner Dankesrede betonte Ebert zudem, dass er auch allen anderen Fraktionen die Hand entgegenstrecken würde. Sperker selbst ging nicht näher auf die Querelen ein: "Mit Blick auf die aktuelle Situation bleibt mir nur zu sagen, dass es um ein Miteinander geht", erklärte die 33-Jährige.

    Wir sind Zeugen eines unwürdigen Schauspiels
    Katharina Kainz
    Neos-Bezirksrätin Hietzing

    Dafür sparten die anderen Fraktionen nicht mit Kritik: "Wenn der neue Stil so ausschaut, wird es schwierig", beanstandete der stellvertretende SPÖ-Bezirksvorsteher Marcel Höckner. "Ich finde es ganz, ganz schlimm, was da passiert ist", zeigte sich auch der grüne Bezirksrat Christopher Hetfleisch empört. Neos-Bezirksrätin Katharina Kainz befand die ÖVP in diesem Zustand aktuell nicht arbeitsfähig: "Wir sind Zeugen eines unwürdigen Schauspiels", meinte sie laut ORF.

    Der Streit um den Hietzinger Chefposten sorgte auch in der Wiener ÖVP für heftige Diskussionen: So forderte etwa die Wiener ÖVP-Frauenorganisation Konsequenzen für jene vier Frauen der ÖVP-Bezirksfraktion, die den "Putsch gegen Johanna Sperker" unterstützt haben sollen. Eine Entscheidung über einen möglichen Ausschluss aus der Teilorganisation dürfte bereits gefallen sein – laut APA habe man diese den Betroffenen direkt kommuniziert.

    red
    Akt.