Wintersport
ÖSV-Ass Kriechmayr schlägt nach "Sauerei"-Sager zurück
Vincent Kriechmayr krönte sich in Wengen zum Sensations-Abfahrtssieger. Danach wurde der Erfolg des ÖSV-Stars als "größte Sauerei" bezeichnet.
Der Doppel-Weltmeister von Cortina d´Ampezzo war in beiden Abfahrten auf dem Lauberhorn nur dank einer Sondergenehmigung der FIS an den Start gegangen. Aufgrund einer Corona-Infektion und der daraufhin verhängten behördlichen Quarantäne konnte Kriechmayr nicht rechtzeitig nach Wengen reisen, um noch ein Abfahrtstraining zu bestreiten. FIS-Renndirektor Markus Waldner erlaubte dem Oberösterreicher schließlich vor der ersten Abfahrt ein "Zwei-Sekunden-Training". Und damit den Rennstart.
In der verkürzten Abfahrt am Freitag war der 30-Jährige nur auf dem zwölften Rang gelandet. Deshalb hielt sich die Empörung über das Antreten des Speed-Stars in Grenzen. Doch nur 24 Stunden später schlug Kriechmayr auf der längsten Abfahrt der Welt zu. Und verdrängte ausgerechnet den Schweizer Beat Feuz. Deshalb polterte der Schweizer Ski-Verbandsboss Urs Lehmann nach dem Rennen, bezeichnete den Sieg des Oberösterreichers als "eine der größten Sauereien im Sport."
"Sehr heftig"
Diese Aussagen und Pfiffe von Schweizer Fans wollte Kriechmayr nach dem ersten Abfahrtstraining von Kitzbühel am Mittwoch nicht so stehen lassen. "Das hat mich natürlich gewurmt. Schließlich habe ja nicht ich entschieden, dass ich fahren darf. Der Verband hat die Anfrage gestellt, die Jury hat die Erlaubnis erteilt. Jeder andere Rennfahrer wäre danach in meiner Situation auch an den Start gegangen", schilderte Kriechmayr dem "Blick". Der Speed-Spezialist hatte stets betont, dass auch künftig ähnliche Ausnahmeregeln für andere Läufer gelten sollten.
"Nach der verkürzten Abfahrt hat kein Mensch von mir geredet. Aber nach meinem Sieg war meine Starterlaubnis plötzlich wieder der ganz große Skandal. Dass meine Starterlaubnis als eine der größten Sauereien bezeichnet wurde, finde ich schon sehr heftig, wenn man in Betracht zieht, welch schlimme Sicherheitslücken es in der Ski-Historie gegeben hat", richtete Österreichs Ski-Star dem Schweizer Verbandspräsidenten aus.
Kriechmayr erinnert an schwere Stürze
Es habe schließlich bereits schwere Stürze im Weltcup gegeben. "2001 ist Silvano Beltrametti in Val d´Isere auf dem Sprung zu einer absoluten Mega-Karriere mit einer Querschnittlähmung im Rollstuhl gelandet, weil ihn das Fangnetz nicht vor dem Aufschlag im Wald abhalten konnte. Zwanzig Jahre später landet die Nicole Schmidhofer in Val d´Isere wieder im Wald. Das ist für mich eine echte Sauerei", führte der 30-Jährige auch mit Blick auf die schwere Knieverletzung der ÖSV-Läuferin aus.
"Deshalb ärgert es mich, dass mangelnde Sicherheit die geringere Sauerei sein soll, als meine Starterlaubnis am Lauberhorn", schloss Kriechmayr mit eindringlichen Worten, die hoffentlich auch im Schweizer Skiverband gehört werden. Und vom Verbands-Boss Urs Lehmann...