Kindergarten-Schock

Österreichische Kinder verlernen deutsche Sprache

In vielen Kindergärten kommen deutsch-sprechende Kinder laut einer Studie unter die Räder. Die Befürchtung: eine "Verschlechterung des Sprachstandes".
André Wilding
29.03.2025, 07:45

Eine alarmierende Studie zitierte "Heute"-Schulkolumnist Niki Glattauer vor wenigen Tagen zu den Deutschkenntnissen in Kindergärten: Pädagogen berichten darin von Migranten, die in dritter Generation da sind – und deren Kinder kein (!) Wort Deutsch sprechen. Mehr noch: In Kindergärten mit mehrheitlich nicht-deutschsprachigen Kindern verlernen sogar die österreichischen Kinder ihre Muttersprache.

"Kindergärten mit mehrheitlich Kindern nicht-deutscher Erstsprache sind aktuell nicht imstande dazu beizutragen, die steigende Zahl der Kinder mit Kompetenzschwächen im sprachlichen, kognitiven und sozial-emotionalen Bereich zu senken" – das ist das Fazit im Endbericht einer Studie der Pädagogischen Hochschulen Tirol und Oberösterreich an 141 Kindergärten mit einem Anteil von Kindern nicht-deutscher Erstsprache von mehr als 50 Prozent (erhoben in Oberösterreich, Vorarlberg, Tirol, Steiermark).

Schulreife? "Schon lange nicht mehr unser Ziel"

In der Studie wurden Kindergarten-Leiterinnen und -leiter befragt und deren Aussagen haben es in sich. Ein Auszug: "Unser Ziel ist schon lange nicht mehr die 'Schulreife'". Oder: "Es ist frustrierend, dass Kinder, die gut Deutsch sprechen, in ihrer Förderung zurückstehen müssen." Damit werde laut Glattauer erstmals offen ausgesprochen, was bisher nur hinter vorgehaltener Hand zu hören war.

Niki Glattauer: Neue Studie zu österreichischen Kindergärten erschüttert
Getty Images, Sabine Hertel

Nämlich: In vielen unserer Kindergärten kommen deutsch-sprechende Kinder unter die Räder! In annähernd jedem zweiten der untersuchten Kindergärten (40 Prozent) betrug der Anteil der Kinder mit deutscher Erstsprache nur ein Fünftel oder weniger. Die Studienautoren befürchten daher bei den österreichischen Kindern sogar eine "Verschlechterung des Sprachstandes".

Glattauer gibt Noten

Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: n.glattauer@heute.at
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Die Situation werde außerdem verschärft, "wenn wenig elterliches Bemühen in Bezug auf den Bildungsbereich Deutsch vorliegt". "Die sind in dritter Generation da, da könntest du weinen, weil die kommen rein, reden wie du und ich, und das Kind kann kein Wort Deutsch", wird eine Kindergartenleiterin zitiert.

"Migranten-Grätzln"

Hauptursache für die Misere sei die fortschreitende "Wohnort-Segregation", also das Zulassen von "Migranten-Grätzln", in denen man laut Niki Glattauer ohne Deutsch perfekt parallelgesellschaftsfähig ist. So empfehlen die Studienautoren Prof. Dr. Bernhard Koch und Prof. Mag. Thomas Wahlmüller (PH Tirol bzw. OÖ), "jene Familien zu fordern, die sich der Sprache und Kultur der Mehrheitsgesellschaft in unangemessener Weise verschließen."

"Für unterschiedliche Religionen und Kulturen habe ich vollstes Verständnis, nicht aber für die Ablehnung, unsere Sprache zu lernen", meint ein Kindergartenleiter. Und ohne Mitarbeit der Eltern würde sich zudem auch "kein Erfolg" zeigen.

Zahlen und Daten aus dieser Studie finden Sie auf newsflix.at.

{title && {title} } wil, {title && {title} } Akt. 29.03.2025, 10:34, 29.03.2025, 07:45
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