Ex-Sturm-Boss
ÖFB-Kritik – Kartnig: "Nur Rangnick macht den Mund auf"
Ex-Sturm-Boss Hannes Kartnig nimmt sich kein Blatt vor den Mund. Bei Sky schießt er gegen den ÖFB und schwelgt in der erfolgreichen Vergangenheit.
Zigarre im Mund, "Schneckerl" im Nacken, ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen – so kannte Fußball-Österreich seinen schillerndsten Klub-Boss kurz vor der Jahrtausendwende. Hannes Kartnig führte ein Leben in Saus und Braus. Ob mit dem Rolls-Royce-Cabrio oder beim Casino-Besuch im goldenen Anzug: Der Präsident des SK Sturm Graz machte immer gute Figur, führte den Klub zu zwei Meistertiteln und in die Champions League.
Bei Sky Sport Austria feierte der ehemalige Zampano in der Sendung "Abseits" ein TV-Comeback und lässt gleich aufhorchen: "Na Gott sei Dank bin ich nicht mehr im Fußball-Geschäft! Das hat mir so viel Geld gekostet."
"Früher war ich immer der Bösewicht, jetzt rennen mir alle nach. Vielleicht bin ich einfach ein unterhaltsamer Typ", lacht Kartnig im Gespräch mit Kimberly Budinsky.
Kartnig blickt zurück auf seine Ära als Sturm-Boss: "Ich habe immer polarisiert, wie ich jung war, bin ich vielleicht präpotent rübergekommen. Heutzutage rede ich aber nicht mehr zurück."
"Ich wollte immer die schönste Mannschaft haben. Auch die Zeiten mit den Meisterfeiern waren wunderschön. Da sind extrem tolle Dinge passiert", schwärmt der ehemalige Zampano von der Vergangenheit.
„Nur der Rangnick macht den Mund auf“
Der 73-Jährige lässt auch kein gutes Haar am heimischen Fußballverband: "Es traut sich heute keiner mehr etwas zu sagen. Nur der Rangnick macht den Mund. Und was im ÖFB läuft, ist sowieso ein Graus. Da gehört viel mehr Pfeffer rein."
Kritik an Rapid, Austria und Mickey-Mouse-Kickern
Kritik gibt's auch an Rapid und Austria: "Was mich ärgert: Wien hat nichts mehr zu bieten. Früher waren Rapid und Austria Größen, das gibt's heute gar nicht mehr."
Mit dem modernen Fußball kann Kartnig auch nicht mehr so viel anfangen: ""Heute ist alles viel kampfkräftiger, früher hat man mehr Technik gebraucht. Jeder Mickey-Mouse-Kicker kostet heute drei Mal so viel wie früher."
„War ein Bauernopfer“
Zu seiner Gefängnisstrafe und der Insolvenz sagt er: "Die Leute, die schlecht reden, haben keine Ahnung von dem Geschäft. Es hat halt auch sehr viel Geld gekostet. Es war nicht angenehm. Ich habe mich nie bereichert, ich habe alles für den Verein geopfert. Viele stimmen mir zu, dass ich damals ein Bauernopfer war."
Hannes Kartnig: Sein Leben
1992 wagte Kartnig den Einstieg in den Fußball. Er wurde Präsident des SK Sturm Graz. Er sollte den Klub in eine erfolgreiche Ära führen, in der die Blackys zwei Meistertitel und drei Cupsiege feierten und in die Champions League einzogen – 2000 gewann Sturm seine CL-Gruppe gegen Galatasaray Istanbul, Glasgow Rangers und AS Monaco.
Auf den sportlichen Erfolg folgte die finanzielle Schieflage. Der Klub geriet ins Straucheln. 2006 zog Kartnig die Reißleine, trat zurück. Eine Investorengruppe übernahm den Klub. Der ehemalige Boss musste alle Ämter niederlegen. Seine 14-jährige Amtszeit sollte ihn aber noch lange begleiten und später zu seiner Verurteilung führen.
Hannes Kartnig - sein Leben
Aus dem Bilderbuch-Leben wurde für Kartnig ein Justiz-Marathon, ein Kampf gegen die Haft. Den verlor der Gleisdorfer. Gefälschte Bilanzen, Millionen-Verluste im Casino: Die Medien stürzten sich nach der Festnahme 2007 auf den Geschäftsmann. 2012 folgte die Verurteilung. Wegen schweren Betrugs, grob fahrlässiger Beeinträchtigung von Gläubigerinteressen und Steuerhinterziehung wurde er zu fünf Jahren Haft und einer Strafzahlung von 6,637 Millionen Euro verdonnert.
2014 wurde das Urteil auf 15 Monate und 5,5 Millionen reduziert. Kartnig durfte die Strafe mit einer Fußfessel und Hausarrest absitzen. Dabei sorgte er für große Aufregung, indem er gegen die Auflagen verstieß. Ein unerlaubter Opern-Besuch und eine Geburtstagsfeier im Restaurant erzürnten die Strafvollzugsbehörde – Kartnig musste ins Gefängnis, teilte sich dort eine Zelle mit Kicker Sanel Kuljic.
2021 sorgte Kartnig abermals für Schlagzeilen, er musste Insolvenz anmelden.
Auf den Punkt gebracht
- Ex-Sturm-Boss Hannes Kartnig kritisiert in einem TV-Interview den österreichischen Fußballverband (ÖFB) und die aktuellen Zustände im heimischen Fußball, während er nostalgisch auf seine erfolgreiche Zeit als Präsident des SK Sturm Graz zurückblickt
- Kartnig, der für seine schillernde Persönlichkeit und seine polarisierenden Aussagen bekannt ist, äußert sich auch zu seiner Gefängnisstrafe und betont, dass er sich nie bereichert habe, sondern alles für den Verein geopfert habe