Ukraine

"Kriegsentscheidend" – Oberst sieht für Ukraine schwarz

Bundesheer-Oberst Markus Reisner sieht in den Militär-Leaks potenziell den kriegsentscheidenden Faktor für die russische Armee. Das ist der Grund. 

Michael Rauhofer-Redl
Garde-Kommandant Markus Reisner analysierte am Donnerstag die US-Leaks  in der ORF-"ZIB2".
Garde-Kommandant Markus Reisner analysierte am Donnerstag die US-Leaks  in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Seit Ausbruch des Krieges versorgt Bundesheer-Oberst Markus Reisner interessierte Beobachter des Krieges in der Ukraine mit detaillierten Analysen zum aktuellen Lagebild. Seine Analysefähigkeit macht den Kommandanten der Garde auch international zu einem gefragten Experten. Erst jüngst analysierte Reisner die Situation in der seit Monaten umkämpften Stadt Bachmut. 

Nun macht sorgt seit Tagen ein Leak von Militär-Geheimnissen in den USA für politisches Aufsehen. Ein ehemaliger US-amerikanischer Militärangehöriger dürfte Daten über den Krieg in der Ukraine in die Öffentlichkeit gespielt haben. Am Abend nahm das FBI einen Verdächtigen (21) fest. Wie sehr kann das das Kriegsgeschehen beeinflussen? Am Donnerstagabend war Reisner Studiogast in der ORF-Sendung "ZIB2".

Enorme Schwächung der Ukraine

Moderator Martin Thür wollte wissen, warum so lange Zeit nicht auf die Enthüllungen reagiert wurde. Der Grund ist simpel. Laut Reisner gebe es in den sozialen Netzwerken viele Sub-Gruppen. Wenn man nicht genau wisse, wo man suchen muss, finde man diese Dokumente nicht. Aus militärischer Sicht würden die geleakten Dokumente zwar "keine wesentlichen Neuheiten" beinhalten, aber auf Grund des Ablaufs sei davon auszugehen, dass es sich um authentische Dokumente handelt. Durch sie können Insider und Militärs schon gewisse Ableitungen treffen.

Die Folgen der Enthüllungen können zur Stunde wohl noch nicht gänzlich abgeschätzt werden. Als "gut" bezeichnet Reisner den Umstand, dass aus den Dokumenten nicht hervorgehe, wann und wo die ukrainische Offensive starten soll, sie zeigen aber sehr wohl, dass die Amerikaner so ihre Zweifel am Erfolg dieser haben. Gleichzeitig könnten diese Leaks aber auch potenziell kriegsentscheidend sein – und zwar zugunsten Russlands. 

Denn: Anhand der Dokument könne man Rückschlüsse darüber ziehen, warum die Amerikaner mit so manch einer Annahme über die Vorgehensweise der russischen Armee recht behalten haben. Erkennt die russische Militärführung nun, warum die Amerikaner zuweilen so gut bescheid gewusst haben, könnten die Russen nun ihrerseits wieder ihre Rückschlüsse daraus ziehen und ihr Verhalten ändern. Das wäre eine massive Schwächung für die Ukraine.

Querelen innerhalb der russischen Führung 

Zur Gegenoffensive der Ukrainer führt der Bundesheer-Oberst aus, dass vier Faktoren entscheidend seien: Kraft, Raum, Zeit und Information. Aus den Dokumenten gehe zwar wie erwähnt nicht hervor, wann die Offensive startet. Klar ist aber, dass die ukrainische Armee Personal zusammenzieht. Wegen des Schlamms ist auch klar, dass auf Grund des schweren Geräts, das transportiert werden muss, noch eine gewisse Zeit vergehen muss, bis die Ukraine wieder richtig einsatzbereit ist. Die Offensive kann erst starten, wenn alle vier Faktoren "synchronisiert" seien – wann das passieren wird, ist unklar. 

Thür spricht seinen Studiogast auch auf Ungereimtheiten innerhalb des russischen Militärs an. In einem Nebensatz scheint auf, dass Putin bei einer Aktion auf Grund einer Chemotherapie abwesend sein wird. Das würde die Generalität dazu verwenden, die Dinge "militärisch wieder in eine gewisse Richtung zu lenken", so Reisner. Die russische Spitze forcierte offenbar eine Offensive, wohingegen die Militärs versuchten, sich an einer Linie zu konsolidieren. Anders ausgedrückt: Die militärische Führung wollte bei Cherson die Ukraine anlaufen lassen und durch Artillerie zu vernichten, wohingegen Putin eine Offensive, also quasi herzeigbare Ergebnisse wollte. 

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    21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
    REUTERS