Fussball
Novota verrät: "Barisic-Aus war ein echter Schock"
Jan Novota hütete das Tor von Rapid und Debrecen. Am Donnerstag treffen seine Ex-Klubs im Europacup aufeinander. "Heute" fragte nach.
134 Mal hütete Jan Novota zwischen 2011 und 2017 das Rapid-Tor. Danach ließ der Slowake seine Karriere bei Debrecen ausklingen. Heute ist der 39-Jährige in seiner Heimat als Tormann-Trainer des Nationalteams und des Zweitligisten Komarno aktiv – und verfolgt aus der Ferne das Conference-League-Quali-Duell seiner Ex-Klubs.
Für "Heute" nahm sich Novota Zeit, um über die Ungarn, Ex-Kollege Joelinton, den aktuellen Rapid-Keeper Niklas Hedl und ein mögliches Comeback in Wien zu sprechen.
Herr Novota, verfolgen Sie das Geschehen ihrer Ex-Vereine noch? Wer ist zu favorisieren?
"Ja, ich informiere mich natürlich noch immer über die Resultate, bei Rapid schaue ich mir auch die Highlights der Spiele an. Ich denke, die Auslosung könnte aus Rapid-Sicht schlimmer sein, aber ich will nicht sagen, dass es eine einfache Sache wird. Wenn Rapid Debrecen nicht unterschätzt, sollte es mit dem Aufstieg klappen."
Der Marktwert von Debrecen liegt bei circa neun Millionen Euro, Rapid kommt auf 24. Was zeichnet die Ungarn aus?
"Viele Spieler sind schon einige Zeit zusammen im Team, das Kollektiv ist gut. Und sie haben Kapitän Balazs Dzsudzsak, der zwar nicht mehr der Jüngste ist, aber viel Qualität hat. Tormann Megyeri hat ebenfalls viel Auslandserfahrung. Und Debrecen hat einen Trainer, der schön spielen lassen möchte."
Rapid spielt zuerst daheim – was ist in einer Woche auswärts von den Debrecen-Fans zu erwarten, wie sieht es mit dem Stadion aus?
"Ich denke, beim Rückspiel wird das Stadion ziemlich voll sein, um die 20.000 Zuschauer passen rein. Die Atmosphäre wird sicher gut sein. Das Stadion ist schön. Es ist sicher angenehmer dort zu spielen, als irgendwo in Lettland, Armenien oder Rumänien."
Wem drücken Sie die Daumen, wo schauen Sie selbst das Spiel?
"Grundsätzlich beiden Vereinen, aber im direkten Duell natürlich Grün-Weiß, das ist keine Frage für mich. Das Spiel werde ich daheim anschauen, ich bin viel unterwegs, leider schaffe ich es nicht ins Stadion."
Sie haben bei Rapid mit bekannten Namen wie Joelinton, Boskovic, Sabitzer, Burgstaller, Schwab, Hofmann, Kainz und so weiter gekickt. Wer war der beste Mitspieler von allen?
"Schwer zu sagen, es waren wirklich viele Gute dabei. Ich möchte mich gar nicht festlegen. Für mich war die ganze Mannschaft geil, unser Zusammenhalt war perfekt. Wir haben viele Spiele gewonnen, weil wir so eine eingeschworene Truppe waren. Das war unsere größte Stärke. Ich habe mich bei Rapid immer wohl gefühlt. Ich hatte nie das Gefühl, ein Ausländer zu sein. Ich bin Rapid noch immer für alles dankbar. Dank diesem Klub wurde ich zum Nationalspieler, konnte die EM 2016 miterleben. Rapid hat für immer einen besonderen Platz in meinem Herzen."
Noch eine Frage zu Joelinton: Haben Sie sich damals gedacht, dass er eines Tages im brasilianischen Nationalteam spielen wird?
"Ehrlich gesagt nicht. Sein Weg ist unglaublich. Er hat lange dafür gearbeitet und gekämpft, nichts im Leben wird dir geschenkt. Ich freue mich für ihn. Und meinen Kindern kann ich erzählen, dass ich mit ihm zusammengespielt habe, das macht mich stolz."
Ihnen blieb ein Titel mit Rapid verwehrt. Und auch nach Ihrem Abschied 2017 gab es keinen. Wie erklären Sie sich das?
"Das ist wirklich bitter. Ich war sechs Jahre bei Rapid, wir wurden vier Mal Zweiter, standen im Cup-Finale. Leider hat der letzte Schritt immer gefehlt. Ich hoffe, dass sie es langsam schaffen, einen Titel zu holen – das hätten sich der ganze Klub und die Fans verdient."
Sie waren dabei, als Rapid 2016 das Allianz Stadion eröffnet hat. Die Euphorie war groß, aber der Erfolg blieb aus. Welche Rolle spielte dabei die Entlassung von Zoran Barisic?
"Für mich war es damals ein echter Schock, als Zoki gehen musste. Er war sehr beliebt bei der Mannschaft. Und auch wenn wir keinen Titel geholt haben, hatten wir trotzdem gute Ergebnisse. Wir wurden Zweiter, waren immer in der Gruppenphase der Europa League, es war nie schlecht. Trotzdem kam es zum Wechsel. Als Spieler musst du den Weg trotzdem weitergehen. Ein Stadion ist wichtig, aber ein Stadion hat noch nie einen Titel gewonnen. Titel gewinnen die Mannschaften mit den Trainern und den Fans gemeinsam. Nur so kann es funktionieren."
Bei Rapid steht mittlerweile Niklas Hedl im Tor. Ihr Urteil?
"Ich kenne ihn schon lange, sein Vater hat mich trainiert. Damals war Niklas noch ein kleiner Bub, jetzt ist er die Nummer eins und im Nationalteam. Das ist top. Ich habe ihn oft trainieren gesehen. Er ist ein super Tormann, braucht natürlich noch Zeit. Mit jedem Jahr sammelt er mehr Erfahrung, das ist wichtig. Bis jetzt macht er seine Arbeit sehr gut. Ich bin gespannt, wann er den nächsten Schritt macht, aber vielleicht bleibt er auch länger bei Rapid."
Viele Ihrer Ex-Kollegen sind jetzt in führenden Positionen bei Rapid. Markus Katzer ist Sportdirektor, Steffen Hofmann Geschäftsführer, Stefan Kulovits ist Amateure-Trainer. Wann kommen Sie zurück?
"Ich weiß es nicht. Es ist schon ein Traum, irgendwann wieder für Rapid zu arbeiten, weil ich zu diesem Verein perfekt passe. Wenn wir aber über die Position des Tormann-Trainers reden: Jürgen Macho ist top, er macht seinen Job hervorragend. Vielleicht in Zukunft mal. Alles zu seiner Zeit."