Niederösterreich

Notruf der Ärzte: "Wir brauchen dringend Impfstoff!"

Einige Hausärzte aus NÖ sind verzagt: Sie wollen impfen, haben aber zu wenig Impfstoff. Notruf NÖ spricht nur von Einzelfällen.

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Dr. Bernhard Harb und sein Ordinationsteam sind mit vielen Anfragen Impfwilliger konfrontiert
Dr. Bernhard Harb und sein Ordinationsteam sind mit vielen Anfragen Impfwilliger konfrontiert
privat

„Patienten wollen geimpft werden, aber die Zuteilung von Impfstoff über Notruf NÖ ist eine Katastrophe“, schallt es aus zahllosen Ordinationen in Niederösterreich. „Gestern hatten wir gleichzeitig 20 Impfwillige in der Telefonleitung, die nach einem Termin anfragten“, berichtet Hausarzt Bernhard Harb aus Herzogenburg (St. Pölten-Land). Und ergänzt: "Ich könnte jeden Tag locker über 50 Personen zusätzlich impfen, wenn man uns Impfstoff rechtzeitig zur Verfügung stellen würde".

Bestellungen bleiben aus

Ähnliche Erfahrung macht Hausärztin Karoline Tauchmann aus Weitra (Gmünd): „Die Leute sind verärgert, wenn sie lange in der Telefonleitung hängen oder einen anderen Impftermin zugewiesen bekommen, weil der Impfstoff von Notruf NÖ nur streng rationiert an die niedergelassenen Ärzte geliefert wird“. Manche Ärzte berichten sogar, dass zugesagte Bestellungen einfach ausbleiben.

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    Dr. Katja Kern: "Hausärzte ermöglichen beim Impfen ein Umfeld des Vertrauens und keine Massenabfertigung."
    Dr. Katja Kern: "Hausärzte ermöglichen beim Impfen ein Umfeld des Vertrauens und keine Massenabfertigung."
    privat

    „Wir haben viele Patienten, die bei ihrem Termin auch gleich eine Auffrischungsimpfung wollen“, erzählt Hausärztin Elisabeth Skodler aus Mannersdorf am Leithagebirge (Bruck), „wir könnten damit die Impfrate ganz niederschwellig massiv erhöhen. Dazu bräuchte man aber „Impfstoff, Impfstoff, Impfstoff“.

    "Hausarzt bevorzugt"

    Dr. Katja Kern aus St. Valentin (Amstetten) ergänzt: „Die Leute wollen sich nicht lange bei Impfstraßen oder Impfbussen anstellen, oder sich umständlich im Internet registrieren, sondern einfach nur zum Hausarzt ihres Vertrauens. Vor allem ältere Personen, Menschen mit Behinderung oder Migrationshintergrund.“

    „So kann das nicht weitergehen“, heißt es aus dem Verein Hausarzt:konkret: „Die niederösterreichischen Ärzte geben ihr Bestes, um die Bevölkerung gegen das Virus zu immunisieren. Den Impfkoordinatoren scheint das nicht wichtig genug zu sein.

    "Impfstraßen erschweren"

    Dabei habe sich in den letzten Wochen die teilweise traditionell schwierige Zusammenarbeit zwischen Niederösterreichs Impfkoordinatoren und Hausärzten endlich entkrampft. „Aber mit der Wiederbelebung der Impfstraßen hat sich das schlagartig geändert“, meinen Beobachter. Vielleicht sehe man die bei Patienten beliebten Hausärzte als Konkurrenten zu den Impfstraßen und boykottiere sie bei der Impfstoffzuteilung?

    Notruf: "Nur Einzelfälle"

    Dem widerspricht man seitens Notruf Niederösterreich vehement. „Die Ärzte bekamen diese Woche sogar automatisch doppelte Mengen zugeteilt.“ Man verstehe daher die Beschwerden nicht. Etwaige einzelne Beschwerdefälle müsste man sich aber genauer ansehen.

    Eine einmalig erhöhte Zuteilung bringe nichts, lautet die Kritik der Ärzte. Als Arzt müsse man nach Bedarf und Patientenwunsch impfen und bestellen können und nicht am Gängelband der Impfkoordinatoren hängen, heißt es seitens der Mediziner. Zudem kämen Impfungen in Ordinationen den Steuerzahlern wesentlich günstiger als die teure Maschinerie der Impfstraßen.