Die Wiener ÖVP verfolgt im Wahlkampf eine Strategie, die bewusst auf Polarisierung setzt. Mit Bildern eines gezückten Messers und der Frage "Messer-Gewalt?" wird die Stadt als gefährdet und unsicher dargestellt. Der Ton ist unmissverständlich: "Die links-linke Stadtregierung schweigt die Probleme tot", heißt es auf der Website der Partei. Der Fokus liegt klar auf den Themen Kriminalität und Migration – eine Strategie, die auf eine wachsende Verunsicherung in der Bevölkerung abzielt.
Im Zuge des Wahlkampfs schlug die ÖVP ihren Funktionären provokante Wahlplakate vor, darunter Slogans wie "Karl statt Kalifat". Diese stießen jedoch auf interne Kritik, da viele befürchteten, dass solche Aussagen das Image der Partei und der Stadt langfristig schädigen könnten.
Mit Slogans wie "Deutsch ist Pflicht, Habibi", "No-Go für No-Go-Areas" und "Autos verbieten verboten" will die ÖVP eine klare Haltung in Bezug auf Integration und Verkehrspolitik beziehen. Doch diese Aussagen sorgen nicht nur für Zustimmung – sie polarisieren die Wiener Gesellschaft. Statt einen konstruktiven Dialog anzustoßen, zielt die Partei mit ihren drastischen Formulierungen darauf ab, Wähler durch Provokation zu gewinnen. Die Slogans sind nicht nur in den sozialen Medien präsent, sondern werden auch auf den Wahlplakaten der Partei in der ganzen Stadt zu sehen sein. Der Kurs ist klar: Wer die ÖVP wählt, bekommt eine Partei, die Probleme klar benennt – oder sie zumindest dramatisch darstellt.
Die Wahlkampfstrategie der Wiener ÖVP hat einen klaren Fokus: Sicherheit und Migration – Themen, die in Wien stark polarisiert sind. Doch während die Partei mit ihren Slogans wie "Deutsch ist Pflicht, Habibi" und "No-Go für No-Go-Areas" gezielt Ängste schürt, stellen sich immer mehr kritische Stimmen gegen diese aggressive Rhetorik. In der Wirtschaft und auch innerhalb der eigenen Reihen gibt es Bedenken, dass solche Formulierungen das internationale Image Wiens schädigen könnten. Wien wird zunehmend als eine Stadt dargestellt, die die Kontrolle verloren hat – ein Bild, das nicht nur negative Konsequenzen für den Wahlkampf haben könnte, sondern auch für den Standort Wien insgesamt.
Die ÖVP selbst spricht von einer "Zeit des Ideenfeuerwerks". Parteimanager Peter Sverak bestätigte gegenüber dem "Standard", dass die polarisierenden Slogans Teil einer bewussten Wahlkampfstrategie sind, um Aufmerksamkeit zu erregen. Doch diese Taktik könnte auch nach hinten losgehen: Diese Strategie könnte die Wähler zwar kurzfristig mobilisieren, langfristig jedoch die Stadt weiter spalten.
Vor der endgültigen Entscheidung, die aktuellen Slogans zu verwenden, wurden bei der ÖVP noch drastischere Formulierungen diskutiert. "Karl statt Kalifat" und "Wiener Blutvergießen stoppen" gehörten zu den radikalen Vorschlägen, die jedoch nicht auf Wahlplakate kamen. Die Partei entschied sich dafür, "Wiener Blutvergießen stoppen" nach einer Messerattacke in Meidling als Social-Media-Post zu nutzen.
Doch nicht alle in der ÖVP sind mit dieser Linie einverstanden. Besonders in den traditionell konservativen Bezirken wie der Inneren Stadt oder Hietzing gibt es kritische Stimmen. Einige Funktionäre und Wirtschaftsvertreter sehen die scharfe Rhetorik als eine Gefahr für das Image Wiens und befürchten, dass die Wahlkampftaktik langfristig mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen könnte. Das "Ideenfeuerwerk" mag Aufmerksamkeit erzeugen, doch inwieweit diese Strategie zu einem Wahlerfolg führt, bleibt fraglich.
Für Karl Mahrer wird der Wahlkampf zu einem existenziellen Wettlauf. Umfragen zeigen, dass die ÖVP im schlimmsten Fall auf nur zehn Prozent der Stimmen abrutschen könnte – ein dramatischer Rückgang im Vergleich zu den 20 Prozent bei der Wahl 2020. Hinzu kommt, dass Mahrer selbst mit den Ermittlungen im "Wienwert"-Skandal belastet ist. Zwar gilt für ihn die Unschuldsvermutung, doch der politische Druck wächst.
Die provokante Wahlkampagne ist für Mahrer und die ÖVP eine Möglichkeit, ihre Position zu stärken und verlorene Wähler zurückzugewinnen. Doch diese Strategie hat ihren Preis.