Wohnen
Niemand will das teuerste Haus der Welt
Die Villa Aurora in Rom kam diese Woche unter den Hammer, doch niemand bot den Mindestpreis von 353 Millionen Euro. Jetzt sinkt der Preis.
Das Anwesen ist riesig, die Lage spektakulär, die Kunst einzigartig. Die Villa Aurora mit ihrem 2.800 Quadratmeter großen Areal blickt auf die Altstadt Roms herab. Sie beherbergt unter anderem das einzige bekannte Deckengemälde des Frühbarock-Künstlers Caravaggio "Jupiter, Neptun und Pluto" und befindet sich seit ihrer Erbauung im 16. Jahrhundert im Familienbesitz.
Geschätzt wird der Wert des Anwesens auf 471 Millionen Euro. Unter dem Hammer kam die Villa diese Woche mit einem Startgebot von 353 Millionen, wegen eines Erbstreits zwischen der römisch-texanischen Prinzessin Rita Carpenter Boncompagni Ludovisi und den Söhnen ihres verstorbenen Mannes Nicolò Boncompagni Ludovisi aus erster Ehe. Doch niemand will das Anwesen haben.
Dolce Vita ohne Verkehrslärm
Dabei pries die Prinzessin aus Amerika die Villa noch in den höchsten Tönen an: "Als ich das erste Mal die Villa Aurora betrat, habe ich mich einfach in sie verliebt", erzählte sie gegenüber "The National". Der Garten rund um die altehrwürdigen Mauern sei magisch, dort finde man das Dolce Vita, das man in Rom so vergebens suche. "Man hört keinen Verkehr."
Noch mehr schwärmt die heute 72-Jährige jedoch über den Ausblick von der Terrasse aus: "Hier kann man die ganze Schönheit Roms sehen, seine Denkmäler und Hügel. Das Pantheon, die Spanische Treppe … Das ist der schönste Panoramablick auf die Hauptstadt."
Ein baufälliges Gebäude
Sie war es wohl auch, die nach ihrer Hochzeit mit Fürst Nicolo Boncompagni Ludovisi, dafür sorgte, dass das Casino dell’Aurora nicht zerbröckelt ist, schreibt die "NZZ". Als die dritte Frau des Fürsten in die Villa einzog, habe es durch das Dach geregnet, einige Fresken seien deswegen zu Schaden gekommen. Der italienische Staat habe sich an der Renovation beteiligt.
Wer ist eigentlich Prinzessin Rita Boncompagni Ludovisi?
Rita Jenrette wurde in Texas geboren und war als Model sowie Schauspielerin tätig und wurde auch für den "Playboy" abgelichtet. 2009 heiratete sie Nicolò Boncompagni Ludovisi, Prinz von Piombino.
Eine reine Kunstsammlung
Die Villa Aurora mit ihren sechs Stockwerken war Teil eines Landsitzes, der im 16. Jahrhundert von Kardinal Francesco Maria Bourbon Del Monte erbaut. Als Kunstsammler und Förderer junger, italienischer Künstler, durfte Caravaggio 1597 die Decke des Alchemielabors gestalten. Der Maler des Frühbarocks wurde vor allem wegen der starken Hell-Dunkel-Kontraste in seinen Gemälden berühmt, wodurch die Figuren und Szenen fast schon unheimlich realistisch wirkten.
Nicht nur der Preis spricht gegen die Villa
Neben dem unglaublich unverschämten Preis hat die Villa noch einen weiteren Haken: Sobald bei der Auktion ein Gebot angenommen wird, hat der italienische Staat die Möglichkeit, das Anwesen zum selben Preis zu kaufen, weil es unter dem Schutz des Kulturministeriums steht.
Und es kommt noch dicker: Wer am Ende das Haus sein Eigen nennen wird, wird schätzungsweise weitere elf Millionen Euro für die Restaurierung aufwenden müssen. Wobei, dieses Sümmchen sollte nach einer halben Milliarde Euro ein Klacks sein.