Klimaschutz

"Nicht vorbereitet" – Wadsak lässt im ORF aufhorchen

Tausende Menschen hat Sturmtief Daniel in Libyen getötet, davor Griechenland verwüstet. Künftig könnten solch heftige "Medicanes" öfter auftreten.

Roman Palman
Marcus Wadsak in einer ZIB Spezial zur Flutkatastrophe in Libyen am 13. September 2023.
Marcus Wadsak in einer ZIB Spezial zur Flutkatastrophe in Libyen am 13. September 2023.
Screenshot ORF

Solche massiven Regenfälle hatte man in Libyen noch nie gesehen. Wieder war es Sturmtief Daniel, das nach der Flutkatastrophe in Griechenland, wo seither ein Grazer Ehepaar vermisst wird, auf die nordafrikanische Küste getroffen ist. An einzelnen Messstationen wurden 400 Liter Regen pro Quadratmeter in nur sechs Stunden registriert.

"Das sind enorme Mengen – in Griechenland waren es ja fast 1.000 Liter in 12 Stunden, das ist mehr als es in Wien im ganzen Jahr regnet [durchschnittlich 640 l/m², Anm.] – und das in Regionen, die nicht darauf vorbereitet sind, die nicht dafür gerüstet sind. Und hier kommen Wassermassen herunter, die hier noch nie stattgefunden haben. Daher gibt es auch keine Schutzeinrichtungen. Daher sind die Schäden und die Folgen auch so verheerend", erklärt ORF-Wetterchef Marcus Wadsak das Ausmaß der Katastrophe.

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    Die Zahl der Toten in der völlig zerstörten Hafenstadt Darna steigt weiter an.
    Die Zahl der Toten in der völlig zerstörten Hafenstadt Darna steigt weiter an.
    - / AFP / picturedesk.com

    Zwei Staudämme hatten dem Druck des vielen Regenwassers nicht mehr standhalten können und waren geborsten. Die folgende Flutwelle riss ganze Ortsteile der Stadt Darna mit sich. Es gibt mindestens 5.300 Tote, rund 10.000 Menschen werden noch vermisst.

    Die Gefahr ist glücklicherweise gebannt, Sturmtief Daniel und sein Medicane – ein Mittelmeer-Hurrikan, der Begriff ist ein Kofferwort aus dem englischen Begriff "Mediterranean hurricane" (siehe Infobox unten) – haben sich endlich abgeschwächt.

    VIDEO: Marcus Wadsak erklärt Unwetter-Katastrophe

    Wadsak kennt die Mechanismen hinter dem tödlichen Wetterphänomen: "Das Mittelmeer ist aktuell ungewöhnlich warm und ein warmes Meer bedeutet, dass hier Feuchtigkeit verdunstet. Diese aufsteigende Feuchtigkeit, die aktiviert dieses Tief immer wieder."

    Zwar hatte Tief Daniel auf dem Weg nach Libyen schon viel Energie in Form von Gewittern über dem Meer entladen, doch durch die warme Luft und das warme Wasser habe der Medicane stattdessen wieder genügend Kraft tanken können. So konnte er mit voller Stärke und seinen gigantischen Regenmassen weiter Richtung Afrika ziehen.

    Langfristig könnte die Gefahr durch Medicanes in den Anrainerstaaten der Binnensee deshalb steigen, denn die Wassertemperatur des Mittelmeeres wird sich durch den Klimawandel in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich sogar noch weiter erhöhen.

    So bilden sich Medicanes

    Medicanes sind eigentlich Tiefdruckgebiete. Um entstehen zu können, brauchen sie Wassertemperaturen ab 26 Grad, um daraus Energie ziehen zu können, und große Temperaturunterschiede zwischen Land und Wasser. Das ist auch der wesentliche Unterschied zu atlantischen Hurrikans, die ihre Energie allein aus dem warmen Meerwasser beziehen.
    Und: Medicanes sind in der Regel auch deutlich kleiner, erreichen mit höchstens 300 Kilometern Durchmesser nur etwa ein Fünftel der Größe eines Hurrikans. Das ist der Beengtheit des Mittelmeers geschuldet. "Sie bringen nicht die totale Zerstörung, aber bringen sicher große Niederschlagsmengen", so Meteorologe Klaus Marquardt in einer früheren Ausführung. Wozu das führen kann, konnte man in Griechenland und Libyen nun deutlich sehen.
    Mehr dazu hier: Klimakrise brodelt im Mittelmeer – Hurrikans drohen

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      Screenshot Facebook/Markus Reperich; Google Street View