Klimaschutz
Neusiedler See wird von 100 Mio. Liter Schlamm befreit
Um die Naturlandschaft im Osten Österreichs zu erhalten, pumpt das Burgenland 100 Millionen Liter Schlamm aus dem Neusiedler See.
Vergangenens Jahr startete das Land Burgenland ein Pilotprojekt mit dem Ziel, den Neusiedler See von einer großen Menge Schlamm zu befreien. Die Aktion war erfolgreich und damit zu einem Fixpunkt des Seemanagements. Ziel ist es, in Zukunft jährlich eine Million Liter Schlamm (100.000 Kubikmeter) zu entfernen.
Die Arbeiten übernimmt die Seemanagement Burgenland GmbH, die nach dem Pilotprojekt im Vorjahr mit eigenem Fuhrpark in den Regelbetrieb startet. Geplant sind unter anderem Maßnahmen in Rust, Breitenbrunn, Podersdorf und Illmitz, kündigte Landesrat Heinrich Dorner (SPÖ) am Mittwoch an.
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Gearbeitet wird von Ende Oktober bis Ende Februar. Gewisse Tätigkeiten können aber auch noch bis Ende April durchgeführt werden. In Rust wird an mehreren Stellen, vor allem beim Campingplatz und Hafen, Schlamm entnommen, in Breitenbrunn in der Fährrinne und in Teilen der Marina, in Podersdorf beim Südhafen und bei den Yachtclubs sowie in Illmitz nach der Fertigstellung des Absetzbeckens in der Umkehrrinne der Fähren.
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Auch Wasserzuleitung weiterhin Thema
Beim Schilf konzentriert sich das Seemanagement heuer auf die Instandhaltung bestehender Schilfkanäle. Außerdem beginnt die Planung zur Errichtung von Brandschutzschneisen, die bei Schilfbränden oder auch beim gezielten Abbrennen von Altbeständen, wie vom Land gewünscht, derzeit aber noch gesetzlich verboten, genutzt werden können.
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Durch die Maßnahmen soll der Neusiedler See nachhaltig abgesichert werden, erläuterte Dorner. Das Ziel, jährlich 100.000 Kubikmeter Schlamm aus dem See zu holen, sei technisch mit dem Fuhrpark möglich, ergänzte Gebhardt. Zur geplanten Wasserzuleitung sagte der Landesrat: "Es ist klar, dass eine Wasserzufuhr im Vordergrund steht, um diese einzigartige Naturlandschaft nachhaltig erhalten zu können." Derzeit werde weiter eine innerösterreichische Lösung forciert, weil die Verhandlungen mit Ungarn "trotz vieler Vorarbeiten nicht in die erhoffte Richtung gegangen" seien, so Dorner. Den Neusiedler See und die Salzlacken sich selbst zu überlassen, sei keine Lösung.
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WWF warnt "ökologisch höchst riskant"
Die Pläne des Landes Burgenlands, einen Kanal von der Donau zum Neusiedler See zu bauen, wird von der Naturschutzorganisation WWF Österreich scharf kritisiert.
"Wenn man, wie mit der Donauwasserzuleitung geplant, die Wasserstände stabilisiert und gleichzeitig auch vermehrt Wasser ableiten muss, wenn Regen vom Himmel kommt, dann schafft man eine Situation, die überhaupt nicht der Natur des Sees entspricht, die die Ökologie des Sees völlig verändern wird und die letztlich zum Niedergang des Sees führen wird", erklärt Bernhard Kohler vom WWF gegenüber dem ORF.
Donauwasser in den Neusiedler See zu leiten, verschärfe das Problem der Verschlammung. Die Zuleitung von kalkreichem Wasser aus der Donau würde laut dem WWF-Experten dazu führen, dass sich die Trübe des Sees zum Teil absetze. Das würde weiteren Schlamm hinzufügen. Und zweitens würde es in dem klaren Wasser, das sich dann einstellt, zu einer "unglaublichen Algen-Massenvermehrung" kommen. Die absterbenden Algen würden dann ebenfalls zu Schlamm werden, so Kohler.
Zudem sei die Donau ein stark verschmutzter Fluss, in dem sich Substanzen wie Mikroplastik oder Medikamentenrückstände finden. Diese werden von Kläranlagen nicht entfernt, so Kohler. "Ich verstehe nicht, wie man überhaupt überlegen kann, Wasser dieser geringen Qualität in den an sich sehr saubere Neusiedler See zu leiten", sagt Kohler.
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