Fussball
Neuerungen geplant – Wien bekennt sich zu Happel-Oval
Jahrelang wird über die Errichtung eines Nationalstadions in Wien diskutiert. Nun verkündete Sport-Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) Neuerungen.
Fußball-Experten fordern schon seit Jahren ein neues Nationalstadion in oder rund um Wien, das das altehrwürdige Ernst-Happel-Stadion ablösen soll. Dass Österreich mit dem in die Jahre gekommenen Prater-Oval keine Chance hatte, sich als Austragungsort der paneuropäischen EM 2021 zu bewerben, die Ausrichtung von europäischen Finalspielen utopisch ist und auch das ÖFB-Nationalteam mit Klagenfurt und jüngst der neuen Arena in Linz bereits Ausweichquartiere gefunden hat, unterstreicht, dass das Ernst-Happel-Stadion nicht mehr zeitgemäß ist.
PV und neue Trainingsplätze
Am Freitag reagierte nun Sport-Stadtrat Hacker im Rahmen eines Medientermins. Und kündigte Neuerungen rund um das 48.000 Fans fassende Stadion an. Diese konzentrieren sich allerdings zunächst auf die Energieversorgung. Ab 2024 soll auf dem Dach des Happel-Ovals eine Photovoltaikanlage errichtet werden, die 4.377 Megawattstunden Strom pro Jahr erzeugt, damit ist der gesamte Stromverbrauch des Happel-Stadions in einem Jahr abgedeckt. Der überschüssige Strom soll im angrenzenden Stadionbad verbraucht werden. Die Heizung und das Warmwasser werden mit Erdsonden und Erdkollektoren erzeugt. So wird das altehrwürdige Prater-Oval zum ersten energieautarken Stadion der Welt.
Im Rahmen der Umbauarbeiten biete sich nun die Möglichkeit, die Trainingsplätze neben dem Stadion neu zu errichten, von denen aktuell keiner über die internationale Standardgröße von 105 x 68 Metern verfügt. Vier Naturrasenplätze und zwei Kunstrasenplätze sollen gebaut werden.
Bis 2060er Jahre nutzbar
Als Grundlage für die Investitionen gab Stadtrat Hacker eine Substanzanalyse in Auftrag. Ein erster Zwischenbericht ergab nun, dass sowohl das unter Denkmalschutz stehende Dach und die Konstruktion bis zum Fundament bis zur Mitte der 2060er-Jahre genutzt werden können. "Die bautechnische Analyse der restlichen Gebäudeteile schreitet gut voran und wird rund um den Jahreswechsel vorliegen. Wir können daher die erste Etappe starten und machen das Happel-Stadion faktisch zu einem Kraftwerk, das seinen kompletten Strombedarf selbstständig erzeugt", erklärte der Sport-Stadtrat.
Mit der Substanzanalyse, die einen Fortbestand des Stadions über weitere 40 Jahre in Aussicht stellt, scheinen die Diskussionen rund um ein neues Nationalstadion vorerst endgültig vom Tisch zu sein. Denkbar wäre eine umfassende Sanierung der Arena. "Parallel dazu starten wir den Partizipationsprozess, bei dem die Nutzer des Stadions ihre vielfältigen Wünsche und Interessen äußern können. Danach werden sie auf ihre technische Machbarkeit hin überprüft und die Kosten bewertet", so Hacker. "Die neue Photovoltaik-Anlage ist ein weiterer Leuchtturm für die Wiener Sonnenstrom-Offensive, aber auch ein klares Bekenntnis zu dieser Sportstätte. Weitere Investitionen werden Schritt für Schritt mit allen Stadionnutzern erarbeitet", meinte NEOS-Wien-Sportsprecher Markus Ornig.
Aktuell steht etwa eine mobile Überdachung der Arena zur Diskussion, hier sei man "in sehr konstruktiven Gesprächen", meine Sandra Hofmann, Geschäftsführerin der Wiener Sportstätten.
ÖFB lehnte Zusatztribünen ab
Zuletzt machte das Happel-Oval mehr als gefragte Konzert-Location Schlagzeilen. Harry Styles, Bruce Springsteen oder die Red Hot Chili Peppers geigten im Prater auf. Hacker brachte mit Blick auf vom ÖFB ausgetragene Länderspiele im "Standard" die Errichtung von mobilen Zusatztribünen auf der ungeliebten Laufbahn ins Spiel. Allerdings verhindert die UEFA-Stadionordnung aus dem Jahr 2018 die Nutzung von mobilen Tribünen bei Länderspielen.
Die Umbauarbeiten im und rund um das Happel-Oval bilden jedenfalls die zweite Etappe der Sportstättenoffensive im Rahmen des Entwicklungsplans "Sport.Wien.2030".