Es trifft nächste Branche

Neuer Mangelberuf – diesen Job will niemand bei uns

Die Wirtschaft beklagt, dass die Transportbranche mit Personalmangel kämpft – der Beruf Kraftfahrer müsse auf die Mangelliste gesetzt werden.

Newsdesk Heute
Neuer Mangelberuf – diesen Job will niemand bei uns
Das AMS hilft bei der Finanzierung, wenn man Buschauffeur werden möchte.
Karl Schöndorfer / picturedesk.com

Lebensmittel, Bekleidung und Co. Fast alle Waren des täglichen Bedarfs werden zumindest einen Teil der Strecke per Lkw transportiert. Doch wie lange noch? Die Branche schlägt Alarm. Es drohen im schlimmsten Fall sogar Versorgungsengpässe.

Bereits seit Jahren fordert die Wirtschaftskammer (WKO), dass Lkw-Fahrer in die Liste der Mangelberufe aufgenommen werden. Im heutigen "Ö1-Morgenjournal" warnte Alexander Klacska, Obmann der WKO-Bundessparte Transport und Verkehr, vor einer unsicheren Zukunft für die Branche.

Laut Ö1 bekäme die Transportwirtschaft das schwache Wirtschaftswachstum zu spüren und habe Probleme, Personal zu finden. Laut dem Bundesspartenobmann ist das nicht nur ein nationales Problem, sondern betrifft ganz Europa. Allein im vergangenen Jahr konnte man europaweit 235.000 Lenkerposten nicht nachbesetzen.

Demographische "Lücke" klafft

Großer Abgang: Durch die "demographische Entwicklung im Straßengütergewerbe" sollen in den "kommenden zehn bis 15 Jahren 20 Prozent der Mitarbeiter in Pension gehen". Die sogenannte demographische "Lücke" soll dem Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft zufolge 2025 einen Höhepunkt erreichen. Demnach werden 141.383 Arbeitskräften im Alter von 60 Jahren nur 94.131 im Alter von 20 Jahren gegenüberstehen. Das liegt daran, dass die geburtenstarken Jahrgänge nach und nach in Pension gehen und weniger Personen in den Arbeitsmarkt einsteigen.

Starker Bedarf: Die Zahl der nachzubesetzenden Lenkerposten soll sich laut Klacska bis 2028 in ganz Europa auf über 745.000 erhöhen. Bisher gab es noch genügend Lenker aus Osteuropa. Doch auch der Osten hätte mittlerweile ähnliche Probleme.

Privatwirtschaft kann nicht mithalten

Weiters sieht der Spartenobmann in Zukunft einen "intensiven Wettbewerb mit dem öffentlichen Verkehr". Ihm zufolge wirbt dieser potenzielle Mitarbeiter stark ab – mit "Modellen, mit denen die Privatwirtschaft nicht mithalten kann". Die kürzeren Arbeitszeiten sowie Kompensationen sollen sich bei den Privatunternehmen nicht ausgehen.

Buslenker stehen bereits auf der Liste der Mangelberufe des Arbeitsministeriums. Für den Job wurde eine Offensive gestartet, das AMS und die WKO helfen bei der Finanzierung der Ausbildung. Laut einer Ausschreibung der Wiener Linien verdient man als Buslenker durchschnittlich 3.200 Euro brutto pro Monat, inklusive Zulagen. Das wären bei 14 Gehältern jährlich 44.800 Euro brutto.

Lkw-Fahrer hingegen verdienen laut der Jobplattform "Stepstone" 35.700 Euro brutto pro Jahr, was leicht unter dem österreichischen Medianeinkommen (laut AMS 35.952 Euro brutto pro Jahr) liegt.

Kraftfahrer auf die Liste der Mangelberufe

Klacska gab im Ö1-Interview an, dass Kraftfahrer im Ranking der Berufe mit den größten Rekrutierungs- und Besetzungsschwierigkeiten, laut dem Österreichischem Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft (IBW), auf dem vierten Platz lägen.

Die eindeutige Forderung lautet, dass zusätzlich zum Beruf Buslenker auch Lkw-Lenker auf die Mangelberufliste gesetzt werden. Laut Klacska seien in Österreich geregelte Arbeitszeiten sicher, es sei möglich, den Beruf mit der Familie zu vereinbaren. Mehr Frauen in der Branche würden dem Problem zusätzlich entgegenwirken.

ÖGB: "WKO soll handeln"

Der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) reagierte umgehend in einer Pressemitteilung auf die Aussagen Klacskas im Radiointerview. Das Fazit lautet: Die "WKO soll nicht warnen, sondern handeln." Einen Beruf auf die Mangelliste zu setzen verschiebe das Problem nur und würde für Österreicher negative Folgen nach sich ziehen.

Es führe dazu, dass verstärkt billige Arbeitskräfte aus dem EU-Ausland angeworben werden, wodurch hierzulande das Lohnniveau sinke. "Die Arbeitgeber werden nicht um anständige Lohnerhöhungen herumkommen, wenn sie den Personalmangel wirklich lösen wollen", betont der vida-Gewerkschafter Markus Petritsch in der Aussendung.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Die Transportbranche kämpft mit Besetzungsschwierigkeiten, insbesondere bei Lkw-Fahrern, und die Wirtschaftskammer fordert, dass dieser Beruf auf die Mangelberufsliste gesetzt wird
    • Die demographische Entwicklung führt zu einem zunehmenden Fachkräftemangel, der sich bis 2028 auf über 745.000 Lenkerposten in Europa ausweiten könnte
    • Die Privatwirtschaft kann mit dem öffentlichen Verkehr nicht mithalten, was zu intensivem Wettbewerb um Arbeitskräfte führt
    • Der ÖGB fordert die WKÖ auf, nicht nur zu warnen, sondern auch zu handeln, um das Problem des Personalmangels zu lösen
    red
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