Florian Krammer
Neuer Lockdown und Impfen – Experte packt im ORF aus
Während der Corona-Pandemie war Florian Krammer gefragter Virologe mit deutlichen Ansagen und simplen Erklärungen. Nun hat er einen neuen Posten.
Über einen prominenten "Neuzugang" darf sich die Medizinische Universität Wien freuen: Florian Krammer (41) übernahm mit 1. März 2024 eine Teilzeitprofessur für Infektionsmedizin. Der international renommierte Experte für die Entwicklung von Impfstoffen wird zu 80 Prozent weiter an der New Yorker Icahn School of Medicine at Mount Sinai, zu 20 Prozent für die MedUni tätig sein. Bis zu seiner Pensionierung rechne Krammer noch mit "zwei bis drei" Pandemien, hatte er einmal gesagt – und am Montagabend in der ORF-"ZIB2" bekräftigt.
Moderator Armin Wolf erklärte Krammer, dass er noch mehrere Pandemien erwarte, ob noch eine davon die Welt so (oder noch stärker) erschüttern werde wie Corona, sei schwierig zu sagen, so Krammer, sie könnten "alle Ausprägungen haben". Kurios: Die Welt sei trotz Corona-Erfahrungen schlechter auf eine Pandemie vorbereitet, so der Experte. Die Technologie, um schneller auf ein neues Virus zu reagieren, sei da, "aber wir sehen eine Spaltung der Gesellschaft". Impf-Aufforderungen würde nur noch ein Teil der Bürger nachkommen.
"Ja, ich habe mich wieder impfen lassen"
Und würde ein Lockdown jetzt noch funktionieren? Bei Pandemien mit hohen Todesraten ja, so Krammer, "bei geringer Mortalität" allerdings eher weniger. Falsch seien die Lockdown in Österreich zumindest anfangs nicht gewesen, so der Virologe. Österreich habe da "sehr, sehr gut abgeschnitten", in New York habe man dagegen viele Tote gehabt. Dass sich Corona jetzt zu einem Virus mit grippe-ähnlichen Symptomen entwickelt habe, bestätigte Krammer – allerdings erst durch Impfungen und Medikamente, so Krammer in Richtung Corona-Skeptiker.
Außerdem sei auch die Grippe nicht harmlos, wie es Corona-Skeptiker mit diesem Vergleich andeuten würden, so Krammer. Kompliziert sei die Situation wiederum beim Thema Long Covid – man kenne einige Auslöser, andere seien aber unbekannt und es sei "keine einzelne Krankheit", sondern Erkrankungen könnten viele Symptome und Gründe haben. "Ja, ich habe mich im Herbst impfen lassen, in Wahrheit funktioniert der Impfstoff momentan auch ganz gut", so Krammer dazu, ob er selbst noch zur Corona-Impfung gehe.
"Kompletter Blödsinn", "gekauft worden"
Doch brauche man die Impfung noch, wenn es Immunität und Medikamente geben? Man könne bei einem gesunden Erwachsenen darüber streiten, aber sie verhindere schwere Symptome und bei vulnerablen Gruppen sollte das auch gar keine Frage sein, so Krammer. Außerdem müssten bei einer schweren Erkrankung die Medikamente erst einmal verfügbar sein. Ein billiger Corona-Impfstoff als Nasenspray stehe übrigens in einigen Ländern direkt vor der Zulassung oder sei schon zugelassen, für Europa gebe es derzeit aber "keine Pläne", ihn einzusetzen. "Ich glaube es scheitert einfach an Kapazität und an Partnern in Europa", so Krammer.
Es brauche auch in anderen Bereichen "massive Aufklärungskampagnen", etwa der Masern-Impfung, forderte der Experte. Den Menschen sei "nicht klar, was sie anrichten würden", wenn sie ihr Kind nicht gegen Masern impfen lassen würden, so Krammer. "Eine gefälschte Studie", die die Masernimpfung in die Nähe von Autismuserkrankungen gebracht habe, habe für ein negatives Image gesorgt. Die Studie sei aber "kompletter Blödsinn" gewesen und die Person, sie die veröffentlicht hatte, sei "gekauft worden". Generell forderte Krammer, Menschen mehr an Technologie heranzuführen, denn während man die Zechenimpfung kenne, die die mRNA-Impfung eher unbekannt – und was man nicht kenne, dem begegne man mit Skepsis.