Informationstag am 18. März
Neue Wiener Klinik berät Frauen rund um die Menopause
In Wien-Währing eröffnete vor kurzem ein neues Menopausezentrum. Was Frau dort erwartet, erklärt Leiterin Dr. Ferenci im "Heute"-Talk.
Wechselbeschwerden sind ein Thema, das viele Frauen bewegt. Doch die wenigsten wissen, wohin sie sich mit ihren Anliegen rund um die Symptomatik oder die Vorsorge im Zusammenhang mit der Menopause wenden können. Gynäkologische Ordinationen, insbesondere Kassenpraxen, sind damit oft überfordert, da für die ausführliche Auseinandersetzung mit dieser Thematik meist zu wenig Zeit bleibt.
Vor diesem Hintergrund eröffnete im Februar ein neues Menopausezentrum im 18. Wiener Bezirk seine Pforten. Unter der Leitung von Dr. Daniela Ferenci, Fachärztin für Gynäkologie, erhalten Frauen Unterstützung und Begleitung, um die Wechseljahre möglichst unbeschwert und chancenreich zu erleben. Denn diese Phase ist ein großer Einschnitt im Leben jeder Frau – körperlich wie psychisch. Was Frau erwartet und welche Behandlungsoptionen es gibt, verrät sie im "Heute"-Interview.
Viele Frauen haben Angst vor der Menopause und den damit verbundenen Beschwerden. Ist es wirklich so schlimm?
Zu aller erst muss man sagen, dass die Menopause keine Krankheit ist. Sie ist ein natürlicher Prozess wie auch die Pubertät und kann unangenehme Symptome verursachen. Das muss aber nicht sein, denn ein Drittel der Frauen hat keine Beschwerden, ein weiteres Drittel leidet stark und das dritte Drittel fühlt sich zwar nicht wohl, erträgt sie aber.
Ab welchem Alter muss ich mich auf hormonelle Veränderungen einstellen?
In der westlichen Welt setzt die Menopause im Durchschnitt mit 51 Jahren ein. In der Regel sagt man, dass alles zwischen 45 und 55 Jahren im normalen Rahmen liegt. Davor kann es schon die so genannte Prämenopause geben, die sich ab 35 durch hormonelle Schwankungen bemerkbar macht (Stichwort Zwischenblutungen). Ist die Menopause abgeschlossen, befindet sich die Frau in der Postmenopause. Wie lange diese hormonelle Umstellung dauert ist individuell. Manche merken, bis auf das Ausbleiben der Regel, keinerlei Unterschied, bei anderen kann sie bis zu 10 Jahre dauern. In der Regel sind es 2 bis 3 Jahre. Von nichts bis 10 Jahre gilt alles als normal.
Was passiert im Körper?
Mit dem Beginn der Wechseljahre verringern die Eierstöcke allmählich ihre Hormonproduktion. Dadurch treten zunächst Unregelmäßigkeiten im Menstruationszyklus auf, bis die Periode schließlich ganz und für immer ausbleibt. Besonders das "Superhormon" Östradiol (eine Form des Östrogens), das Herz, Hirn und Knochen von Frauen gesund hält, wird durch das Östron ersetzt, das nur ein Drittel der schützenden Wirkung hat. Dadurch erhöht sich das Risiko für Osteoporose (Knochenschwund) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wie man das Östron-Level pushen kann, ist eine individuelle Frage. Manche haben genetisch bedingt viel davon, andere müssen mit Nahrungsergänzungsmittel und Ernährung nachhelfen.
Welche Beschwerden können auftreten?
Das Problem am Wechsel ist das hormonelle Ungleichgewicht, das während der Umstellung herrscht. Das kann Beschwerden verursachen, es muss aber nicht sein. 80 Prozent der Frauen haben Hitzewallungen. Daneben können auftreten: Libidoverlust (weniger Lust auf Sex), (Schleim-)Hauttrockenheit, Gelenksbeschwerden, Gewichtszunahme (vor allem im Bauchbereich), Depressionen, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Gedächtnisprobleme, "brain fog".
Wer welche Beschwerden bekommt, ist völlig individuell und nicht vorhersagbar. Die Genetik spielt sicher eine Rolle, aber nicht nur. Viel hängt von der Lebenseinstellung ab, der psychischen Gesundheit, dem Stresslevel, der Ernährung, wie viel man sich bewegt und ob man ausreichend schläft. Also im Prinzip alles Fragen des Lebensstils. Mit einem gesunden Lebensstil kann man sicher gegen Beschwerden ankämpfen bzw. sie verhindern. So haben Frauen, die übergewichtig sind und mehr Alkohol trinken mehr Hitzewallungen als jene, die das nicht tun/sind. Man ist dem Ganzen also nicht ausgeliefert, sondern kann ein bisschen mitschrauben. Aber nicht jede Frau, die Wechselbeschwerden hat, ist selbst schuld, weil sie ungesund lebt. Manche haben einfach ein Pech.
Stimmt es, dass Soja gegen Wechselbeschwerden hilft?
In den 80er Jahren schwappte die Soja-Welle aus Asien in die westliche Welt. Lange hat man den Sojabohnen eine östrogenähnliche Wirkung nachgesagt und dass Asiatinnen, vor allem Japanerinnen, praktisch keine Wechselbeschwerden bekommen. Über diese so genannten Phytohormone – also biochemisch wirkende pflanzeneigene Botenstoffe – gibt es jedoch relativ wenig Studien. Mittlerweile geht man davon aus, dass Japanerinnen kulturell bedingt nicht offen darüber sprechen, wenn sie Beschwerden haben. Aber tatsächlich haben Soja, Rotklee, Silbertraubenkerzenextrakt einen enorm positiven Effekt.
Komme ich im selben Alter in den Wechsel wie meine Mutter?
In gewissem Maße besteht da ein Zusammenhang. Da sich in den letzten Jahrzehnten die Lebensqualität stark verbessert hat, kommen Mädchen nun früher in die Pubertät und der Wechsel schiebt sich um ein paar Jahre hinaus. Generell kann man das Alter der Mutter plus 2 oder 3 Jahre als das Alter annehmen, in dem der Wechsel kommen wird.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Zunächst rate ich allen Frauen, die Beschwerden haben, einen Arzt aufzusuchen, der sich auskennt. In der Regel ist das der Frauenarzt. Und je nachdem wie stark die Frau den Leidensdruck empfindet, gibt es die Hormonersatztherapie oder pflanzliche Präparate.
Ist die Hormonersatztherapie mit einem erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden?
Es stimmt, dass es um die Jahrtausendwende einen Anstieg der Brustkrebsraten gab, die mit der Hormonersatztherapie zu tun hatte. Das lag daran, dass in den 80er und 90er Jahren praktisch jeder Frau, die in den Wechsel gekommen ist, synthetische Hormone verabreicht wurden. Diese werden heute nicht mehr verwendet.
Man arbeitet heute mit bioidenten Hormonen und anderen Dosierungen. Der große Vorteil ist, dass die bioidenten Hormone von der chemischen Struktur haargenau den körpereigenen Hormonen entsprechen. Das verursacht wesentlich weniger Nebenwirkungen als bei den synthetischen. Trotzdem kann ein erhöhtes Risiko nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden – auch wenn es wirklich nur mehr ganz leicht erhöht ist. Im Vergleich zu Übergewicht, Alkoholmissbrauch und Rauchen ist die Risikoerhöhung, die von der Hormontherapie ausgeht wirklich gering.
Welche Vorteile hat die Hormonersatztherapie?
Die Hormonersatztherapie hat aus der Vergangenheit leider ein schlechtes Images, das noch immer besteht. Aber man sollte sie nicht verteufeln, denn sie hat viele Vorteile: Senkung des Darmkrebsrisikos, des Osteoporose-Risiko, Schutz von Herz und Kreislauf und vieles mehr.
Man erreicht wieder ein Hormonlevel wie im gebärfähigen Alter. Dennoch kann man das Alter nicht wegleugnen oder aufhalten, aber die Therapie verbessert die Lebensqualität. Je nach Stärke der Beschwerden macht Frau die Therapie maximal 5 Jahre und in der Regel treten typische Wechselbeschwerden dann auch nicht mehr auf – nur in extremst seltenen Fällen. Manche Patientinnen setzen die Hormone auch schon nach 1 oder 2 Jahre ab und das klappt gut. Obendrein wird die Therapie von der Krankenkassa übernommen. Ob man sich für oder gegen die Hormontherapie entscheidet, muss jede Frau für sich selbst beantworten. Vor allem ist abzuwägen, wie hoch der Leidensdruck ist und wie sehr die Lebensqualität unter den Beschwerden leidet.
Was bietet das Atomos Menopausezentrum?
Wir arbeiten auf Wahlarzt-Basis und sind voll und ganz auf die Menopause und ihre Begleiterscheinungen spezialisiert. Auch Frauen, die noch nicht in der Menopause sind können sich bei uns Ratschläge und Tipps holen, wie sie sich auf die Phase vorbereiten können. Wir arbeiten interdisziplinär mit anderen medizinischen Fachrichtungen zusammen, zum Beispiel Urologie, Innere Medizin und Sporttrainern. Zudem nehmen wir uns für jede Patientin ausreichend Zeit, um Vertrauen aufzubauen und ihr die auf sie zugeschnittene Therapie zu bieten.
Veranstaltungshinweis
Unter dem Titel "Frauengesundheit & Wechseljahre" lädt die ATOMOS Klinik Währing am 18. März 2024, ab 18 Uhr Interessierte zu einem kostenlosen Informationsabend in ihren Veranstaltungssaal in der Kreuzgasse 17-19, 1180 Wien, ein. Fachärztinnen aus den Bereichen Gynäkologie, Dermatologie und Innere Medizin widmen sich in ihren Vorträgen folgenden Themen: Alternativen zur Hormonersatztherapie, Trockene Haut in der Menopause, Urologie und Osteoporose. Im Anschluss an die Vorträge können Fragen an die Referentinnen gestellt werden. Anmeldung unter [email protected]; https://atomos-klinik-waehring.at/aktuelles/