Wiener Kulturgut in Gefahr

Neue Pfandpflicht macht "Scharfen René" richtig haß

Die neue Pfandpflicht bringt Wiens Würstelstandler in Bedrängnis. Enorme Mehraufwände könnten das Ende der beliebten Imbissstände bedeuten.

Wien Heute
Neue Pfandpflicht macht "Scharfen René" richtig haß
"Wohin mit den ganzen Pfandflaschen?", fragt sich Würstelstandler René Kachlir.
Denise Auer

Die Würstelstände in Wien sind ein wahres Kulturgut. Doch nun droht ihnen das Aus, befürchten sie. Grund ist die neue Pfandpflicht, die ab 1. Jänner 2025 gelten soll. Ein enormer Mehraufwand droht damit den Kleinbetrieben, die von der Regelung nach derzeitigem Stand nicht ausgenommen sind.

Das neue Pfandsystem gilt für Einwegplastikflaschen und Aludosen. Das Gesetz sieht vor, dass alle Geschäfte Einweggebinde aller Marken zurücknehmen müssen, auch wenn sie diese nicht im Sortiment haben – auch die Würstelstände. "Wo soll ich die ganzen Säcke lagern, bis sie abgeholt werden? Für den logistischen Mehraufwand müsste ich einen eigenen Mitarbeiter anstellen", zeigt sich René Kachlir empört. Seit 2005 betreibt er seinen Würstelstand "Zum scharfen René" an Schwarzenbergplatz und ist zudem Vereinsvorsitzender der Wiener Würstelstände.

450 Flaschen liegen 48 Stunden herum

"Ich müsste locker 450 Flaschen zusammensammeln, bis sie abgeholt werden. Das passiert nämlich nur ab drei vollen 300-Liter-Säcken. Bis jemand von der Sammelstelle kommt, dauert es ungefähr zwei Tage, so lange stehen die Säcke bei mir herum. Den Platz habe ich nicht. Die 25 Cent, die die Kunden pro zurückgegebene Flasche bekommen, müsste ich auch vorfinanzieren. Das Geld bekomme ich bis zu 14 Tage nachdem sie Flaschen abgeholt wurden, zurück", teilt Kachlir seine Sorgen mit.

Würstelstandler protestieren

Bei den Betreiberinnen und Betreibern der Wiener Würstelstände sorgt die neue Pfandregelung daher für Protest. Unterstützung bekommen sie vom Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband Wien (SWV).

Betriebe müssen unterstützt werden, um diese enorme Herausforderung zu meistern.
Marko Fischer
Präsident des SWV

"Die Pfandpflicht darf nicht dazu führen, dass die Existenzgrundlage vieler kleiner Betriebe zerstört wird. Wir brauchen eine Lösung, die sowohl den Umweltschutz als auch das Fortbestehen unserer traditionsreichen Würstelstände sichert", sagt Marko Fischer, Präsident des SWV und Vizepräsident der Wirtschaftskammer Wien.

Hunderte Betriebe betroffen – Ausnahmeregelung gefordert

Betroffen wären nicht nur die rund 143 Würstelstände in Wien, sondern auch fast 700 Imbissstände und dazu noch Kleinbetriebe wie Trafiken oder Sportvereine. Der Verein der Wiener Würstelstände und der SWV fordern daher eine "Lösung für alle".

In einem offenen Brief wenden sie sich jetzt an Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) mit klaren Forderungen. Allen voran steht die Begrenzung der Rücknahmepflicht auf die Geschäftszeiten des Handels. Denn in der Nacht und am Sonntag wären die Würstelstände künftig die einzigen Annahmestellen für die Pfandflaschen. Wünschen würden sich alle Betroffenen grundsätzlich eine Ausnahmeregelung bei der Pfandpflicht für Betriebe mit einer Verkaufsfläche unter 25 Quadratmetern, beziehungsweise einer Betriebsgröße unter 50 Quadratmeter.

Pfandpflicht bedroht Wiener Würstelstände

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    Die neue Pfandpflicht sorgt bei Wiens Würstelstandlern für Protest.
    Die neue Pfandpflicht sorgt bei Wiens Würstelstandlern für Protest.
    Denise Auer

    Auf den Punkt gebracht

    • Die Würstelstände in Wien protestieren gegen die neue Pfandpflicht, die ab 2025 gelten soll
    • Die Betreiber befürchten einen enormen Mehraufwand und die Gefahr, dass ihre Existenzgrundlage zerstört wird
    • Sie fordern eine Ausnahmeregelung für kleine Betriebe und eine Begrenzung der Rücknahmepflicht auf die Geschäftszeiten des Handels
    red
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