Wirtschaft
Neue Idee: Teilzeitarbeit im Krankenstand
Krebshilfe und andere Organisationen drängen schon lange auf eine Art Krankenteilzeit oder schrittweisen Wiedereinstieg in den Beruf nach längerer Krankheit. Im Herbst sollen dazu Verhandlungen zwischen dem Sozialministerium und den Sozialpartnern starten. Inwieweit können Beruf und Krankheit miteinander vereinbar sein? In Europa gibt es bereits unterschiedliche Modelle.
. Im Herbst sollen dazu Verhandlungen zwischen dem Sozialministerium und den Sozialpartnern starten. Inwieweit können Beruf und Krankheit miteinander vereinbar sein? In Europa gibt es bereits unterschiedliche Modelle.
Nach einer schweren Krankheit wünschen sich viele Betroffene, dass sie nicht gleich wieder Vollzeit arbeiten müssen. Doch dafür gibt es in Österreich bisher keine Modelle, sagt Arbeitsmarkt-Experte Thomas Leoni vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) im "Ö1-Morgenjournal": "In Österreich können derzeit die Ärzte Arbeitsfähigkeit und Nicht-Arbeitsfähigkeit unterscheiden, aber eben keine Teil-Arbeitsfähigkeit. Das ist in anderen europäischen Ländern bereits der Fall".
In Schweden gibt es einen Teilzeit-Krankenstand schon seit den 1980er Jahren. Dort kann man die Arbeitszeit auf 75, 50 oder 25 Prozent verringern, geht nur Teilzeit arbeiten, bekommt eine Teil des Lohns vom Arbeitgeber und den Rest über das Krankengeld vom Sozialversicherungssystem. Bis zu einem Jahr lang kann man in Skandinavien dies so machen.
Verschiedene Modelle in Europa
Denn ähnliche Modelle gibt es auch in Norwegen, Finnland, und Dänemark. In der Schweiz gibt es diese Möglichkeit ebenfalls, spielt dort aber eine untergeordnete Rolle. In Deutschland geht man einen anderen Weg: Hier sind die Unternehmen bei langen Krankenständen seit 2004 verpflichtet, sich um den Wiedereinstieg zu kümmern.
"Das heißt, dass nach sechs Wochen Krankenstand der Arbeitgeber auf den Arbeitnehmer zugehen und ihm ein Angebot unterbreiten muss, um seine Rückkehr zu unterstützen. Hier kommt oft ein Modell zur stufenweisen Wiedereingliederung zum Einsatz." In dieser Zeit gilt der Beschäftigte offiziell weiter als krank. Das heißt, er muss nicht, kann aber arbeiten. Und er bekommt Krankengeld, kostet das Unternehmen nichts. In den Niederlanden kann die Fortzahlung der Unternehmen bis auf zwei Jahre ausgedehnt werden.
Wer entscheidet in Österreich?
Und welches dieser Modelle wäre das Beste für Österreich? "Das muss wirklich sehr eingehend geprüft und diskutiert werden, und auch den nationalen Gegebenheiten angepasst werden", sagt der WIFO-Experte. Denn in Österreich gibt es etwa eine längere Lohnfortzahlung als in vielen anderen Ländern.
Die Frage, ab welcher Krankenstandslänge ein Teilkrankenstand einsetzen könnte, muss erst geklärt werden. Zu klären ist auch die Frage, ob die Teilnahme freiwillig wäre und wer über einen Teilkrankenstand entscheiden würde - nur der Arzt oder auch Behörden und Unternehmen.