Karl-Erivan Haub gesichtet

Neue Fotos vom vermissten Tengelmann-CEO in Moskau

Zwei neu veröffentlichte Aufnahmen aus dem Jahr 2021 zeigen angeblich Karl-Erivan Haub in Moskau. Ein Gutachten sieht eine 99%-ige Übereinstimmung.
20.03.2025, 20:17

Zwei neue Bilder zeigen angeblich den seit April 2018 verschwundenen deutschen Milliardär Karl-Erivan Haub (kurz KEH) in Moskau. Die Aufnahmen veröffentlichte die Zeitschrift "Manager" am Donnerstag in einem Artikel unter der Überschrift "Dead or alive?"

Eine Professorin der kanadischen University of British Columbia kommt zu dem Schluss, dass die neuen Aufnahmen aus Moskau (rechts) mit einer Sicherheit von 99 Prozent Haub zeigen.
Screenshot Manager Magazin

Die nun erstmals gezeigten Bilder des ehemaligen Tengelmann-Chefs sollen ihn in Moskau zeigen – gekleidet in eine dicke Winterjacke und eine blaue Wollmütze. Laut "Manager" wurde das erste dieser Bilder am 19. Februar 2021 aufgenommen, das zweite einen Tag später um 18.43 Uhr von einer anderen Kamera, etwa eine Stunde Fußmarsch entfernt.

Was ist mit Karl-Erivan Haub passiert?

Karl-Erivan Haub war im April 2018 in Zermatt allein zu einer Skitour aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Die Familie ging zunächst davon aus, dass der damals 58-Jährige am Klein Matterhorn tödlich verunglückte.

Der deutsche Konzernboss unterhielt vor seinem Verschwinden Geschäftsbeziehungen zum mächtigen russischen Bankier und Oligarchen Andrej Suzdaltsev. Tengelmann investierte rund 42,5 Millionen Euro in ein Joint Venture, das letztlich scheiterte.

Unabhängige Ermittler, die die Familie Haub engagierte, untersuchten die Telefonverbindungen von Haubs Handy: KEH führte immer wieder Telefonate nach Russland, sie reichten bis in den letzten Abend vor Haubs spurlosem Verschwinden.

Das "Manager"-Magazin berichtet zudem, dass zwei unabhängige Gutachten des israelisch-US-Sicherheitsunternehmens Interfor, das die Bilder beschafft habe, deren Echtheit bestätigen. Eine Professorin der kanadischen University of British Columbia kommt in einem achtseitigen Bericht zu dem Schluss, die Aufnahmen zeigten mit einer Sicherheit von 99 Prozent Haub. Ein weiteres Gutachten beziffert die Wahrscheinlichkeit einer Übereinstimmung der Bilder auf immerhin 85 Prozent.

Bruder von Karl-Erivan Haub bestritt, Fotos zu kennen

Es ist nicht das erste Mal, dass Fotos von KEH in Moskau auftauchen: Bereits 2023 hatte ein Informant mit Verbindungen zum russischen Inlandsgeheimdienst FSB Fotos verbreitet, die angeblich Bilder von einer Überwachungskamera zeigen, die im Februar 2021 aufgenommen worden sein sollen. Eine Untersuchung mit einer biometrischen Software habe damals eine Übereinstimmung von über 90 Prozent mit Referenzbildern von Haub ergeben, meldete der "Stern".

Dieses Bild zeigt womöglich den vermissten Tengelmann-Erben Karl-Erivan Haub am Morgen des 7. April 2018 auf dem Weg zum Kleinen Matterhorn.
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Das "Manager"-Magazin berichtet, dass zwei Bilder aus Moskau von Digitalexperten des Spiegel-Verlags analysiert worden seien. Zwar konnte der Aufnahmeort bestätigt werden, doch die Echtheit bleibt unsicher – unter anderem wegen der schlechten Bildqualität und der unbekannten Herkunft des Materials.

Das Auftauchen neuer Bilder könnte zum Problem für Christian Haub, KEHs Bruder, werden, mutmaßt Focus.de. Haub hatte jahrelang bestritten, die Bilder aus Moskau zu kennen. Die Investigativ-Journalistin Liv von Boetticher zeigte ihn wegen mutmaßlicher Falschaussage unter Eid an. Seit April 2024 ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Tengelmann-Chef.

Wer leitet aktuell den Familienkonzern?

Nach dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub übernahm dessen Bruder Christian die alleinige Geschäftsführung in dem milliardenschweren Handelskonzern, zu dem unter anderem der Textil-Discounter Kik und die Baumarktkette Obi gehören.

Bislang gehörte der Familienkonzern jeweils zu gut einem Drittel Karl-Erivan Haub und dem gegenwärtigen Chef Christian Haub. Die restlichen Anteile besitzt der dritte Bruder, Georg Haub. Nach einem lange schwelenden Familienstreit hatten sich die Erben von Karl-Erivan Haub im April 2021 bereit erklärt, ihre Anteile an der Tengelmann Warenhandels-KG an Christian Haub zu verkaufen.

Doch mittlerweile gibt Christian Haub an, die Bilder gesehen zu haben. Er ist sich jedoch sicher, dass sie nicht seinen Bruder zeigen. Laut seinem Anwalt Mark Binz sind die Aufnahmen entweder manipuliert oder zeigen eine andere Person.

Könnte Christian Haub verurteilt werden?

Anwalt Binz kritisiert, dass eine genauere Prüfung wegen fehlender Rohdaten nicht möglich sei. Zudem weigert sich die Staatsanwaltschaft, die Bilder der Familie Haub vorzulegen.

Die Kölner Staatsanwaltschaft fand die Bilder 2023 bei einer Hausdurchsuchung. Christians Haubs Anwalt hält eine Verurteilung für unwahrscheinlich, da im Zweifel für den Angeklagten entschieden werde.

Trotz der Ermittlungen sieht die Staatsanwaltschaft keinen Anlass, die Todeserklärung von Karl-Erivan Haub aufzuheben. Falls Haub wegen mutmasslicher Falschaussage angeklagt wird, drohen ihm bis zu drei Jahre Haft – jedoch bleibt unklar, ob es überhaupt zu einem Prozess kommt.

{title && {title} } red,20 Minuten, {title && {title} } Akt. 20.03.2025, 20:24, 20.03.2025, 20:17
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