Wien
Wien erteilt 1G Absage, greift bei Tests härter durch
Am Dienstag hat sich Wiens Bürgermeister Ludwig mit Experten über neue Maßnahmen für die Bundeshauptstadt geeinigt. 1G soll nun aber nicht kommen.
Der heutige Dienstag wurde für die Bundeshauptstadt zum Tag der Entscheidung – es wurde heiß über eine Verschärfung der Corona-Maßnahmen diskutiert. Bereits vor einigen Tagen hatte SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker angekündigt, eine 1G-Regel einführen zu wollen angesichts der steigenden Zahl an Corona-Neuinfektionen.
Im Laufe der Beratungen zur aktuellen Lage in Wien mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) wurde schließlich doch eine andere Entscheidung getroffen. Einer 1G-Regel wurde (vorerst) die Absage erteilt.
Strengere Teststrategie
Angesichts der steigenden Fallzahlen sieht sich die Stadt aber dennoch gezwungen, einzuschreiten und nachzuschärfen. Dies bezieht sich auf die derzeitige Teststrategie. Aktuell werden Antigentests (48 Stunden) und PCR-Tests (72 Stunden) als gültige Zertifikate für die den Zutritt zu Gastro und Co. anerkannt.
➤ Neben strengeren Kontrollen der Tests, soll es aber auch eine Änderung der Gültigkeit der Corona-Tests geben. Damit soll ein Ansteckungsrisiko so gut wie möglich verringert werden.
Einen ähnlich Schritt ist die Stadt bereits gegangen, als sie die Antigen-Schnelltests im Alleingang als Zutrittsnachweis für Gastro und Co. als nicht mehr gültig erklärt hatte.
PCR-Test 48 Stunden gültig
Wie es laut Angaben Ludwigs heißt, werden PCR-Tests künftig nicht mehr 72 Stunden, sondern nur noch 48 Stunden lang gültig sein. Diese Änderung tritt ab 1. September in Kraft. Im Falle von Kindern bleibt die Gültigkeit aber bei 72 Stunden.
Auch die Gültigkeit der Antigentests wird künftig reduziert. Jene werden ab 1. September nicht mehr 48 Stunden, sondern nunmehr 24 Stunden gültig sein. Akzeptiert werden nur Tests, die von zugelassenen Institutionen und Laboren durchgeführt wurden.
Statement Ludwig
Anders als seine Kollegen, habe Ludwig noch vor dem Sommer gewarnt, dass die Corona-Zahlen in die Höhe steigen würden. Aus diesem Grund hatte er sich damals auch einen Sonderweg für die Stadt Wien gewählt – etwa die Beibehaltung der Maskenpflicht in Supermärkten, die im Rest des Landes entfallen war.
Nun steigen die Zahlen tatsächlich wieder. Die Befürchtungen Ludwigs – so wie auch jene vieler Virologen – ist, dass künftig eher Kinder und Jugendliche an Corona erkranken werden. Diese Gruppe gilt es nun zu schützen.
Impfangebote
Die Stadt Wien hat bereits zahlreiche niederschwellige Impfangebote ins Leben gerufen. Somit ist der Zugang zu einer Impfung bzw. einem unkomplizierten Impftermin durchaus gewährleistet. Das Angebot solle auch genützt werden.
Ludwig selbst schilderte, er habe bereits einige Gespräche mit Menschen geführt, die sich nicht impfen lassen können bzw. dies auch nicht wollen.
Eine allgemeine Impfpflicht komme für den Stadtchef aber nicht in Frage. Er setzt auf Kommunikation und Aufklärung.
"Solang nicht ein gewisser Prozentsatz geimpft ist, wird sich das Virus weiterdrehen." Dies beutetet, dass auch weitere Mutationen auftauchen werden. Derzeit grassiert die Delta-Variante, die bereits seit Wochen dominierend ist in Österreich. Jene sei so ansteckend wie Windpocken.
„"Bei Testangeboten an den Schrauben drehen"“
Das bereits sehr gut ausgebaute Testangebot in Wien wird nun geändert. Wie weiter oben bereits angeführt, wird ab dem 1. September die Gültigkeit der Eintrittstests reduziert.
1G im Herbst?
Die derzeitigen Bestrebungen liegen darin, einen weiteren Lockdown um jeden Preis zu verhindern. Wie die Lage im Herbst sein werde, könne man derzeit nicht sagen. Es könne daher nicht ausgeschlossen werden, dass im Herbst weitere Maßnahmen gesetzt werden müssen – "Maßnahmen, die über die bestehenden hinausgehen".
Auch die Maskenpflicht bleibt der Stadt Wien erhalten. Wien bereite sich auf stark steigende Zahlen vor. Es könne also auch nicht ausgeschlossen werden, dass es in den kälteren Monaten eine Rückkehr zu der FFP2-Maske geben könnte. "Wenn sich die Notwendigkeit stellen sollte", dann könnte es beispielsweise zunächst in Pflegeheimen und Co. einen Umstieg auf die FFP2-Masken geben.
Impfung sicherster Weg
Mehrmals wiederholte der Stadtchef die Wichtigkeit der Impfungen. Jene sei die einzige Möglichkeit, sich tatsächlich aktiv vor dem Virus zu schützen. Nur so könne die Pandemie besiegt werden.
"Der einzige tatsächliche Schutz vor einer Infektion ist eine Impfung", stellt Ludwig aber wiederholt klar. Dabei denke man mittlerweile auch an den "dritten Stich", vor allem für die ältere Bevölkerung.
Grenzwert in Spitälern: Auf eine Journalistenfrage hin, ob es einen Schwellenwert gebe, ab welchem man regieren und die Maßnahmen verschärfen müsse, entgegnete Ludwig: Dies hänge von mehreren Faktoren ab. Ein Rolle dabei spielen die 7-Tages-Inzidenz, die Belegung der Spitalsbetten sowie die generelle Dynamik.
Tests für Kinder: Bund verantwortlich
Ebenso kam die Frage auf, warum es keine Verkürzung der Testgültigkeit für Kinder gab, obwohl jene derzeit als gefährdetste Gruppe gelten. Für die Kinder bzw. Schulen, sei der Bund zuständig. In diesem Falle könne bzw. wolle die Stadt nicht selbst entscheiden. "Das hängt mit dem Schulbetrieb zusammen. Wir können und wollen als Stadt keine anderen Maßnahmen treffen als der Bund."
Kostenlose Tests
Ebenso kam die Frage auf, ob die Tests kostenlos bleiben würden. "Die Tests sollten meiner Meinung nach kostenlos sein." Bis auf Weiteres würden jene auch gratis bleiben, versicherte Ludwig. Eine konkrete Zeitangabe gab es hier allerdings nicht.
Dies begründete er folgendermaßen: Sollte man Menschen, die sich nicht impfen lassen können oder wollen, auch eine kostenlose Testmöglichkeit verweigern, steige das Risiko, dass sich das Infektionsgeschehen binnen dieser Gruppe weiter abspiele. Das Risiko sei zu groß, dass es hier etwa zu einer Entwicklung weiterer Mutationen komme.