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Nein, Atombomben helfen nicht gegen Hurrikane
Nach unzähligen Anfragen sah sich die US-Wetterbehörde veranlasst, zu erklären, dass Nuklearwaffen nicht als Mittel gegen Tropenstürme taugen.
Bereits zwei außergewöhnlich starke Hurrikane haben in der diesjährigen Hurrikansaison, die offiziell noch bis zum 30. November dauert, das Festland der Vereinigten Staaten heimgesucht. Sie haben dort, wie bereits auf ihrem Weg durch die Karibik, viele Tote gefordert und enorme Schäden verursacht. Und sie zeigten einmal mehr, wie machtlos der Mensch gegen die Gewalt der Natur ist.
Angesichts dieser grenzenlosen Ohnmacht erstaunt es nicht, dass in manch einem Amerikaner die Wut hochkocht. Als mächtigste Nation der Welt sollte man doch gefälligst imstande sein, etwas gegen die verheerenden Stürme zu unternehmen. Schließlich ist man eine Atommacht.
Behörde antwortet
Und so wird die amerikanische Wetter- und Ozeanografiebehörde (NOAA) während der Hurrikansaison regelmäßig mit Anfragen besorgter Bürger (und vermutlich etlicher "Sharknado"-Fans) überhäuft, weshalb man die Hurrikane nicht einfach wegbombe. Inzwischen wurde die Frage so oft gestellt, dass die NOAA beschlossen hat, detailliert darauf zu antworten.
So schreibt die Behörde: "Ungeachtet der Tatsache, dass dies den Sturmverlauf wohl nicht beeinflussen würde, vernachlässigt diese Vorgehensweise das Problem, dass sich der radioaktive Niederschlag mit den Passatwinden sehr schnell zum Festland hin bewegt und dort katastrophale Umweltprobleme verursachen würde."
824.914 Hiroshima-Bomben
Und auch wenn man die radioaktive Verseuchung außer Acht lässt, macht das die Bombenidee nicht besser. Denn ein durchschnittlicher Hurrikan ist ungeheuer energiereich. Pro Sekunde gibt er über den Wind 1,5 Billionen Joule ab und über den Regen und die Wolken gar 600 Billionen Joule. Auf 24 Stunden gerechnet entspricht das der Energie von 824.914 Hiroshimabomben, wie Iflscience.com schreibt.
Die geballte Zerstörungskraft einer Hiroshima-Bombe wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein. (Bild: epa)
Oder anders gesagt, um mit der Kraft eines Hurrikans gleichzuziehen, müsste man alle 20 Minuten eine 10-Megatonnen-Wasserstoffbombe zünden. Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von etwa 13 Kilotonnen TNT, die stärkste je zu Testzwecken gezündete Wasserstoffbombe 50 Megatonnen.
Man könnte nun einwenden, dass man eben früher zuschlagen müsste, bevor der Hurrikan seine ganze Kraft erreicht hat. Dass man also bereits tropische Tiefdruckgebiete mit Nuklearwaffen angreifen sollte. Doch abgesehen davon, dass es erneut das Problem der radioaktiven Verseuchung gibt, wäre auch hier eine Wasserstoffbombe viel zu schwach. Außerdem entwickeln sich gerade einmal 6 Prozent der tropischen Tiefdruckgebiete zu Hurrikanen.
Damit ist klar: Nuklearwaffen mögen die Fähigkeit haben, die Menschheit auszulöschen, für die Natur sind sie nicht mehr als ein laues Lüftchen. Und so lautet das Fazit der NOAA zum Konzept, Hurrikane wegzubomben: "Natürlich ist das keine gute Idee." Eigentlich logisch, oder? (jcg)