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"Need for Speed Unbound" im Test – Comeback gelungen

Criterion und EA haben es geschafft! Nach durchwachsenen Ablegern gibt es mit "Unbound" endlich wieder ein "Need for Speed", das Vollgas gibt.

Rene Findenig
"Need for Speed Unbound" im Test – jahrelang trat die Serie auf der Stelle, jetzt startet sie mit dem neuen Teil wieder durch.
"Need for Speed Unbound" im Test – jahrelang trat die Serie auf der Stelle, jetzt startet sie mit dem neuen Teil wieder durch.
Electronic Arts

Seit der Neuauflage der "Need for Speed"-Reihe im Jahr 2015 lief es alles andere als rund. Von sinnlosen Dialogen überladen, von langweiligen Videosequenzen unterbrochenes Gameplay, ständige Einblendungen von Informationen und Hinweisen – jeder Teil seitdem wie "Heat" oder "Payback" machte einen Schritt nach vorne und zwei nach hinten. Erst "Hot Pursuit Remastered" im Jahr 2020 brachte eine Mini-Trendwende und das, was Fans der Serie lieben: Rasen ohne nachzudenken und ohne immer mehr Schnickschnack fernab der Straße. Es war aber eben "nur" eine überarbeitete Neuauflage.

Nun kommt aber mit "Need for Speed Unbound" von Electronic Arts und Entwickler Criterion Games ein ganz neuer Teil der legendären Rennspielserie in die Läden und kann das Ruder endlich herumreißen. Das Wort Rennsimulation wird dabei nicht in den Mund genommen – der Titel ist ein PS-geladener Arcade-Racer, wie er im Buche steht. Als Spieler darf man in eine Open World starten, die sich Lakeshore City nennt und wieder mit einer Tonne an verschiedenen Events aufwartet. Lange gewartet wird dabei nicht – gemeinsam mit unserer Begleiterin Yazmin lernen wir die Werkstatt kennen, dann gehts ins Auto.

"Unbound" besinnt sich auf die erfolgreichen Wurzeln

"Unbound" besinnt sich wieder auf das, was die älteren "Underground"-Teile so genial gemacht hat: Getunte Schlitten, knallige Farben, obercoole Charaktere und ein hervorragendes Fahrgefühl. Vorbei ist es mit Zeiten wackeliger Steuerung oder überempfindlicher Lenkungen – und die Grundlagen des Spiels lernen wir in einem rund einstündigen Praxis-Tutorial, das uns auch gleich in verschiedenen Renn-Events auf die Straße schickt. Das Prinzip ist wieder simpel: Spieler sollen die Rennen gewinnen, eingesacktes Geld in Leistung und Optik des Wagens investieren und zum Streetracing-König aufsteigen.

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    Nun kommt aber mit "Need for Speed Unbound" von Electronic Arts und Entwickler Criterion Games ein ganz neuer Teil der legendären Rennspielserie in die Läden und...
    Nun kommt aber mit "Need for Speed Unbound" von Electronic Arts und Entwickler Criterion Games ein ganz neuer Teil der legendären Rennspielserie in die Läden und...
    Electronic Arts

    Schnell sind unsere Sportwägen vollgepflastert mit feuerspeienden Auspuffrohren, knallbunten Felgen, auffälligen Aufklebern und Lackierungen sowie in allen möglichen Farben leuchtenden Unterböden. Doch der Weg zu Geld für unser Auto-Hobby ist in "Unbound" überraschend hart. Einen Gummiband-Effekt, der die Rennwägen auch im Falle von Unfällen in Reichweite hält, gibt es nicht – und bei jeder kleinen Unachtsamkeit fahren uns die Konkurrenten bereits im mittleren Schwierigkeitsgrad um die Ohren. Umso schneller wechselt man durch Wagen- und Leistungsklassen, um mitzuhalten.

    Herausforderung tut dem neuen "Need for Speed" gut

    Die computergesteuerten Gegner sind keinesfalls unschlagbar und auch nicht frei von Fahrfehlern, gleichzeitig aber zeigen sie immensen Kampfgeist und fahren oft eine kämpferische Linie, bei der für unseren Wagen der Platz eng werden kann. Es ist eine spürbare Neuerung in der Reihe – und diese tut der Serie gewaltig gut. Einmal durch den Vorspann des Spiels gekämpft, bekommen wir als Anfänger einen Basiswagen – von Mazda über Nissan bis zu einem Honda – spendiert und dürfen in kleinen Schritten beginnen, daran zu schrauben. Ingame-Geld spielt aber besonders am Anfang eine wichtige Rolle.

    Nicht alles sollte direkt für Aufkleber und Lackierungen rausgepulvert werden, denn gerade die Rennen, die ein gutes Preisgeld versprechen, kommen oft auch mit einer Starter-Gebühr daher. Das bedeutet auch: Scheitern wir, können wir sogar fast Bankrott gehen und müssen uns mit Kleinstevents über Wasser halten, bis der Kontostand wieder Investitionen erlaubt. Alle Fahrzeuge in "Need for Speed Unbound", auch jene der Gegner, besitzen zwei Ränge, ein "Level" und eine "Fahrklasse". Deko-Items gibts recht billig, wer aber mit Tuning-Teilen die Wagenleistung steigern will, der muss tief in die Tasche greifen.

    Ganz viel Abwechslung und kein bisschen Langeweile

    Neben den Rennen, die die Story vorantreiben, gibt es in der offenen Spielwelt auch jede Menge Abwechslung zu finden. Für so gut wie jede Tätigkeit gibt es Geld, sogar beim Einsammeln der in der Spielwelt versteckten Collectibles klingelt die Kasse. Und wir sind uns außerdem nicht zu schade, Taxi für Reisende zu spielen – oder in der kriminelleren Variante dubiose Gesellen zu Geheim-Treffen oder in Safehouses zu bringen. Die Abwechslung ist zusätzlich durch einen Tag-Nacht-Wechsel gewaltig – und auch wenn man jede Menge Kohle verdienen muss, fühlt sich das nie mühsam oder langweilig an. 

    Das Ziel, auf das der Story-Modus und die Handlung hinauslaufen, ist das Rennen "The Grand", für das man ordentlich Geld und Anerkennung durch Siege in Qualifikationsrennen sammeln muss. Eine typische und erwartbare Handlung also, die weder viel Tiefgang bietet, noch sonst sonderlich spannend ist. Egal, denn die Action findet hier auf der Straße statt. Während viele Elemente des Tunings aus den "Underground"-Teilen stammen und modern überarbeitet wurden, kommen auch Verfolgungsjagden mit der Polizei dazu, die man aus den "Hot Pursuit"-Ablegern kennt. Ein "Best of"-"Need for Speed" also.

    Das "Best of"-Game der Reihe als tolles Comeback

    Haben uns die Gesetzeshüter ins Visier genommen, bleiben sie hartnäckig an uns dran – und das je nach "Heat-Level" sogar mit Hubschraubern, Rammattacken, Straßen- und Nagelsperren. Wie die KI-Gegner sind auch die Polizisten in ihren Wägen knallhart und geben nun nicht mehr einfach auf, wenn man sich weit genug von ihnen entfernt. Um sie wirklich loszuwerden, muss man verschiedene Verstecke in der Stadt erreichen, wo dann das "Heat-Level" gelöscht und die Belohnung des jeweiligen Auftrags gutgeschrieben wird. Schließlich wollen ja auch die fast 150 verschiedenen Wägen gekauft werden. "Need for Speed Unbound" ist inhaltlich extrem umfangreich ausgefallen.

    Selbst wer nur stur die Hauptgeschichte verfolgt, wird gut 20 Stunden beschäftigt sein. Durch die riesige Abwechslung und die punktgenaue Steuerung wird es dabei nie lang. Apropos Abwechslung: Vollkommen neu ist die Grafik des Games. Während die Videosequenzen in einem eher simplen Graffiti-Comic-Look daherkommen, bietet das Gameplay eine realistisch aufpolierte Optik, die aber nicht an ein neues "Gran Turismo" oder "Forza" heranreicht. Einen tollen Kontrast bieten aber Effekte, die ebenfalls im Graffiti-Design eingebaut werden – da schießen bei Unfällen auch schon mal neonfarbige Blitze aus unserem Wagen. Diese Neuerung und die spielerische Rückkehr zu den Wurzeln machen "Need for Speed Unbound" zum besten "NFS" seit Jahren.

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