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Need for Speed im Test: Unerfüllte Erwartungen
Die Fortsetzung des Rennspiel-Klassikers von Electronic Arts ist zurück auf den Straßen der PS4, XB1 und des PC.
Trotz verlängerter Entwicklungsphase sind nicht alle Fans zufrieden mit der Neuauflage von Need for Speed. Grund genug, sich selbst ins Auto zu setzen und ordentlich aufs Gas zu drücken. Wir haben den "illegalen" Straßenrenn-Spaß für euch getestet.
Es ist die Fantasie jedes autobegeisterten Führerscheinbesitzers: An der Ampel begegnet man einem Gleichgesinnten, nickt sich kurz zu, und sobald die Ampel auf grün schaltet geht's los. Bis zur nächsten Ampel oder dem nächsten Bahnübergang (dieses Szenario hat wohl "Fast & Furious" in einige Köpfe gezaubert) zeigt sich, wer der bessere Fahrer ist, und wer das bessere Auto besitzt.
Da diese illegalen Straßenrennen nicht nur sehr gefährlich, sondern eben auch strengstens verboten sind, können wir diese Fantasien gemütlich auf der sicheren Couch mit dem Controller in der Hand ausleben.
Aufnahme in den Club
Nach der verhältnismäßig langen Installationsdauer steigt man sofort in der Ich-Perspektive in das Spiel ein. Dank echtem Realfilm erfreut man sich als Spieler auch an gestochen scharfen, und unglaublich real aussehenden Video-Sequenzen. Nach dem Kennenlernen der "Crew" darf man zwischen drei Autos wählen. Und dann geht es auch schon los mit dem Fahrspaß.
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Die ersten Rennen gehen wegen dem erstmal ungewohnt empfindlichen Handling zu Gunsten der Gegner aus, worauf in den darauffolgenden Videos aber so gar nicht näher eingegangen wird. Im Gegenteil: In den weiteren Sequenzen wird die eigene Person immer in höhere Sphären gelobt.
Ab in die Garage
Nach den ersten Pflichtveranstaltungen geht es erst mal in die Garage, um zu sehen, was die Tuning-Abteilung so hergibt. In Sachen Karosserie-Tuning beschränkt sich die Auswahl auf ein paar Bodykits, bzw. verschiedenste Stoßstangen und Schweller, die zwar leistbar, aber wie viele andere Teile erst im Laufe des Spiels freigeschaltet werden. Bei Farbe, Folie und Aufklebern kann man sich stundenlang austoben. Für Fans der glänzenden Außenhülle eine nicht enden wollende Beschäftigung.
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Wenn's um die Leistung geht, werden die Möglichkeiten mehr, das Fachwissen notwendiger. Ob gelbe Felgen schön sind, ist vermutlich einfacher festzustellen, als die Auswirkung von geringerem Reifendruck auf der Vorderachse. Aber keine Angst, man kann durchaus auch als Laie grobe Einstellungen am Handling vornehmen und siehe da, das anfangs sehr starre und aggressive Einlenkverhalten ist auf einmal geschmeidiger. Zumindest in der Einbildung.
Die Straße riecht nach Gummi
Nach einer gefühlten Ewigkeit in der Garage, geht's nun auf Erkundungstour in die nächtlichen Straßen von Ventura Bay. DerScreen verwandelt sich rund um Straßenlaternen und anderen Autos in ein buntes Lichterspiel. Ständig poppt irgendwo am Bildschirmrand eine Information über das Punkteranking, mögliche Rennen, die meistens erst ab einem höheren Level spielbar sind und Tipps zum Spiel auf. So viel zu Ablenkung während dem Autofahren. Apropos Ablenkung: Spätestens nach dem ersten Kuss eines Häuserecks merkt man, dass man sich nicht wie bei auf "geschützten Rennstrecken" aufhält, sondern auf der knallharten Straße. Wo man im einen Spiel Punkteabzug für Crashes mit den Reifenwänden oder das Verlassen der Strecke bekommt, wird bei Need for Speed jede mitgenommene Straßenlaterne belohnt.
Als wären die ständigen Infos und Hinweise während der Fahrt noch nicht genug, läutet auch noch ständig das Telefon. Die Anrufe bedeuten neue Rennen und Treffen mit der "Crew", sprich ohne Telefonieren keine Action – aber bei illegalen Straßenrennen ist sowieso jede moralische Frage hinfällig. Also abheben, irgendwie auf der Straße bleiben, und dann ab zum Rennen. Die leicht nach GTA V anmutende Karte weist einem den Weg, auf Wunsch wird man auch direkt zum Rennen "teleportiert", verliert dadurch aber natürlich die wertvollen Level-Punkte, die man ständig beim freien Fahren sammelt.
Polizei auf den Fersen
Wie im echten Leben lauert genau in dem Moment, in dem man aus dem Corsa von der Oma herauskitzelt, was er kann – die Polizei an der nächsten Ecke. Während man bei "leichten Vergehen" mit einer Strafe davonkommen könnte, wird es umso spannender, wenn die Verfolgung aufgenommen wird.
Dann steigt das Bußgeld, je länger die Flucht dauert, und damit aber auch der Fahndungslevel. Schafft man es zu entkommen, erntet man Punkte und Respekt. Aber noch einmal zur Sicherheit: Nicht im realen Leben nachmachen!
Spontane Rennen
Need for Speed besteht auf eine ständige Internetverbindung. Nicht nur um Highscores und Bestzeiten stets aktuell zu halten, sondern um spontane Begegnungen unter Spielern zu ermöglichen. Trifft man also beim freien Fahren ein Auto, über dem ein Nickname schwebt, kann man denjenigen spontan zu einem Rennen herausfordern.
Die Modi sind frei wählbar: Sprintrennen, Driftrennen oder Outlaw. Drückt man jedoch in einem ungünstigen Moment auf den Knopf zum "Rennen starten", kann es durchaus passieren, das man noch gemütlich in der Hausmauer klebt, weil man sich auf die Auswahl des Spielmodus konzentriert hat. Aber das nur nebenbei.
Fazit
An einigen Stellen wirkt das Spiel definitiv überladen. Ein simples "Ich spiel mal schnell eine Runde" ist zwar möglich, um aber richtig in das ganze Gameplay einzutauchen, muss man sich schon Zeit nehmen. Die Story ist vom Prinzip ganz gut durchdacht, die Videoclips schön produziert, aber unterm Strich, wie bei den meisten Games – irgendwann möchtest du einfach nur spielen, und keine ewigen Dialoge über die "Crew-Insider" hören.
Das Tuning gehört natürlich dazu wie das Grün an der Ampel, könnte aber durchaus ein wenig umfangreicher sein. Alles in allem ein schönes Game, um wieder in die Welt des guten alten Need for Speed Flair einzutauchen, auch wenn die Erwartungen nach der "Kreativpause" der Entwickler größer waren. (kof)