Welt
Nawalny erstmals nach Hungerstreik öffentlich zu sehen
Der russische Oppositionelle Alexei Nawalny trat erstmals nach seinem Hungerstreik wieder in der Öffentlichkeit auf.
Alexei Nawalny trat am Donnerstag das erste Mal seit seinem Hungerstreik wieder öffentlich in Erscheinung. Bei einem Gerichtsprozess, in dem Nawalny Berufung gegen eine Verurteilung wegen Verleumdung einlegt, wurde Nawalny per Videoschalte zugeschaltet.
Auf den Bildern sieht Nawalny abgemagert und abgekämpft aus. Auch ist sein Kopf neu kahl geschoren. Nawalny selbst sagt, man habe ihn in ein Badehaus gebracht, damit er für den Prozess "anständig" aussehe, wie CNN berichtet. «Ich habe mich selbst betrachtet. Ich bin nur noch ein schreckliches Skelett», so Nawalny am Prozess. Er bringe nur noch 72 Kilogramm auf die Waage. "Das letzte Mal, das ich so wenig wog, war wahrscheinlich in der 7. Klasse."
"Ich habe vier Löffel Porridge gegessen"
Nawalny war Anfang März in Hungerstreik getreten, nachdem ihm im Gefängnis seines Erachtens Zugang zu grundlegender medizinischer Betreuung verweigert worden war. Diesen Hungerstreik hat Nawalny zwar mittlerweile gebrochen: Wirklich viel isst der Kreml-Kritiker aber immer noch nicht. "Gestern habe ich vier Esslöffel Porridge gegessen, heute fünf, morgen werde ich sechs essen", beschrieb Nawalny vor Gericht seine Diät.
Am Prozess nahm auch Nawalnys Ehefrau Yulia Navalnaya teil. Sie und Angehörige von Nawalny, darunter seine Leibärzte, schlugen im April Alarm. Der Gesundheitszustand von Nawalny sei derart schlecht, dass er jeden Moment sterben könnte.
Vergiftung mit Nowitschok
Alexei Nawalny wurde Anfang Februar wegen Verstoß gegen die Bewährungsauflagen zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt und später in ein russisches Straflager verlegt. Nawalny hatte nach Ansicht der Richterin Russland unerlaubterweise während seiner Bewährungsfrist verlassen und war in Deutschland wegen einer Nowitschok-Vergiftung behandelt worden.
Nawalny macht für die Vergiftung mit dem Kampfstoff den russischen Staat verantwortlich, der Kreml hat dies wiederholt bestritten. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte fordert die sofortige Freilassung von Alexei Nawalny.