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Nächstes Virus: Indien ergreift drastische Maßnahmen

Versammlungs­verbot und Schulschließungen – das öffentliche Leben im indischen Bundesstaat Kerala steht still. Der Grund: ein Ausbruch des Nipahvirus.

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Nur kurz nach dem Ende der Corona-Pandemie sieht sich ein indischer Bundesstaat erneut mit dem Ausbruch eines Virus konfrontiert. 
Nur kurz nach dem Ende der Corona-Pandemie sieht sich ein indischer Bundesstaat erneut mit dem Ausbruch eines Virus konfrontiert. 
REUTERS

Noch ist der aktuelle Ausbruch des Nipahvirus in Indien überschaubar: Der Bundesstaat Kerala weiß von insgesamt fünf Fällen, von denen zwei tödlich verlaufen sind. Trotzdem wurden bereits weitreichende Maßnahmen ergriffen. Schulen und Büros sind geschlossen. Zudem herrscht ein Versammlungsverbot. Mehr als 700 Kontaktpersonen wurden auf das Virus getestet. Die Ergebnisse stehen noch aus. 77 Kontaktpersonen gelten laut der Gesundheitsministerin des Bundesstaates, Veena George, als "hochgefährdet". Die Betroffenen seien angewiesen worden, zuhause zu bleiben und ihren Gesundheitszustand zu überwachen.

Warum reagiert man in Indien man so rigoros?

Weil das Nipahvirus gefährlich ist. Die Sterblichkeit liegt laut Angaben der EU-Behörde für Krankheitsvorsorge (ECDC) bei 40 bis 75 Prozent, abhängig davon, mit welchem Stamm man sich infiziert hat. Hinzu kommt, dass es weder einen Impfstoff, noch Medikamente gibt. Das Nipahvirus gehört zur Familie der Paramyxoviridae. Andere bekannte Vertreter der Familie können beim Menschen Masern, Mumps und die sogenannte Parainfluenza auslösen.

Was droht bei einer Ansteckung mit dem Nipahvirus?

Der Schweregrad des Krankheitsverlaufes kann beim Menschen völlig unterschiedlich sein, so das Bundesamt für Gesundheit BAG. Zum Teil zeigten infizierte Personen keine Symptome. Kommt es doch zu solchen ähneln sie zu Beginn mit Fieber, Kopfschmerzen, Husten und Schnupfen denen einer Grippe. In schweren Fällen kommt es zu Symptomen wie Muskelzucken, Zittern oder zu einer gefährlichen und oft tödlichen Gehirnentzündung (Nipahvirus-Enzephalitis).

Wie kann man sich infizieren?

Das Nipahvirus kann von Flughunden der Gattung Pteropus, Fledermäusen oder Schweinen auf Menschen übertragen werden. Aber auch eine Infektion über kontaminierte Lebensmittel ist möglich. Die Genfer Virologin Isabella Eckerle erinnert auf der Plattform X, ehemals Twitter, an einen Nipahvirus-Ausbruch in Bangladesh im Jahr 2001, wo sich Menschen über verunreinigten Palmsaft infizierten: "Die dortigen Dattelpalmen werden angeritzt und über Nacht der süße Sirup in Tongefäßen gesammelt. Leider schmeckt der nicht nur Menschen: Infrarot-Aufnahmen zeigten, dass auch die Flughunde nachts an den angeritzten Stämmen fressen, und mit ihrem Urin den Saft kontaminieren."

Eckerle bezeichnet das Risiko für Reisende oder eine internationale Ausbreitung als "extrem gering und sehr unwahrscheinlich." Sie rät Menschen, die in die Region reisen, keinen Palmsaft zu trinken.

Ist auch eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung möglich?

Ja, allerdings ist das Nipahvirus nur schwer übertragbar. Es braucht dafür engen Kontakt, so Eckerle: Ein Risiko bestehe etwa bei der "Pflege erkrankter Angehöriger, innerhalb des gleichen Haushaltes und im Gesundheitswesen." Auch in dicht besiedelten Regionen könne es Ausbrüche geben. "Auch wenn das Virus nur schlecht übertragbar ist, sollte man ihm keine Gelegenheit geben, sich auszubreiten", so die Virologin. Auch die Krankheitsschwere rechtfertige "drastische Maßnahmen".

Indien, Bangladesch – wo kommt das Nipahvirus überall vor?

Bislang wurde es nur im asiatischen Raum nachgewiesen: in Singapur, Malaysia und Bangladesch. Erstmals charakterisiert wurde es im Jahr 1999. Dies geschah im Zuge der Untersuchungen der Ausbrüche in Malaysia und Singapur. Aufgrund seiner morphologischen Ähnlichkeit mit dem kurz zuvor in Australien entdeckten Hendra-Virus wurde es zunächst als Hendra-like Virus bezeichnet. Seinen heutigen Namen verdankt es dem Ort Kampung Teluk Nipah auf der malayischen Insel Pangkor. Dort hatte es 1998 besonders viele Fälle gegeben. 

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