Ukraine
"Nächstes Jahr wird Russland kein Geld mehr haben"
Ein ehemaliger Putin-Vertrauter stellte kürzlich eine düstere Prognose auf: Russland gehe wegen der Sanktionen langsam aber sicher das Geld aus.
Der russischen Regierung könnte schon im nächsten Jahr das Geld ausgehen. Diese Prognose stellt nicht etwa ein westlicher Wirtschaftsexperte auf, sondern Oleg Deripaska. Der russische Oligach ist Gründer und Eigentümer von Basic Element, einer der größten russischen Industriegruppen. Außerdem war er bis 2018 Chef von Rusal, dem zweitgrößten Aluminiumhersteller weltweit.
Im Rahmen des Krasnojarsker Wirtschaftsforums, das vom ersten bis zum dritten März in Sibirien stattfindet, hat er nun eindringlich vor dem finanziellen Kollaps der russischen Föderation gewarnt. "Schon nächstes Jahr wird kein Geld mehr verfügbar sein", sagte Deripaska am Donnerstag. "Die finanziellen Mittel werden immer knapper, weshalb viele andere Länder bereits begonnen haben, uns abzuhängen."
Rote Zahlen
Schon 2022 verzeichnete der russische Staatshaushalt ein Rekord-Defizit. Um die drohende Pleite abzuwenden, planen russische Behörden laut "Bloomberg" bereits, ihre Haushaltseinnahmen etwa mit einer stärkeren Besteuerung von Ölgesellschaften oder einer einmaligen Abgabe für Rohstoffkonzerne zu vergrößern.
Derweil muss der Kreml die Material- und Truppenverluste in der Ukraine so gut wie möglich ausgleichen, was die Militärausgaben in die Höhe schnellen lässt. Anfang 2023 kündigte Russland an, im kommenden Jahr über 84 Milliarden Dollar fürs Militär auszugeben – die Zahl übersteigt das ursprünglich für 2023 eingeplante Budget um mehr als 40 Prozent.
Oligarch tritt für Friedensverhandlungen ein
Um die massiven Ausgaben auszugleichen, soll Russland laut Deripaska die Marktwirtschaft weiterentwickeln, um ausländische Investitionen zu erleichtern. Dafür würden etwa Länder mit "großen Ressourcen" als mögliche Partner für Russland in Frage kommen. "Wir dachten, wir seien ein europäisches Land", sagte Deripaska. "Jetzt, in den nächsten 25 Jahren, werden wir mehr an unsere asiatische Vergangenheit denken."
Oleg Deripaska wurde bereits seit 2018 von den USA sanktioniert, nach Beginn des russischen Einmarsches folgte auch die EU mit persönlichen Sanktionen. Der Oligarch war einer der ersten russischen Großunternehmer, die sich für Friedensverhandlungen zwischen den Parteien aussprachen und Kreml-Informationen in aller Öffentlichkeit anzweifelten. So etwa die Meldung, dass das Massaker von Butscha nur inszeniert worden sei.
Kreml wehrt sich
Seit er im Juni 2022 die "militärische Spezialoperation", wie die Invasion der Ukraine in Russland weiterhin bezeichnet wird, als Krieg bezeichnet und "einen kolossalen Fehler" genannt hatte, forderte die Kreml-treue Presse die Enteignung des Oligarchen. Diese Rufe scheinen auf Gehör gestoßen zu haben: Ende 2022 kassierte ein russisches Gericht ein Luxushotel am Schwarzen Meer ein, das Deripaska gehört. Dieser Schritt geschah offenbar erst, nachdem der Industriegigant seine Kriegs-Kritik wiederholt hatte – laut einer Person aus seinem Umfeld sei er kurz zuvor vom Kreml gebeten worden, "sich zu beruhigen".