Österreich

Nachdem Frau verschwand, kaufte Ehemann Beton und Folie

Heiße Spuren wärmten einen Cold Case aus dem Jahr 2005 auf. Der Ehemann einer Vermissten soll auch ihr eiskalter Killer sein. Indizien belasten ihn.

Christian Tomsits
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Der Ex-Ruderer kämpfte vor Gericht mit Gegenwind – er steht unter Mordverdacht.
Der Ex-Ruderer kämpfte vor Gericht mit Gegenwind – er steht unter Mordverdacht.
Denise Auer

Der wohl spannendste Mordprozess des Jahres startete trotz nie gefundener Leiche gestern in Wien. Im Indizien-Verfahren wird einem Wiener vorgeworfen, seine seit 2005 vermisste Ehefrau ermordet zu haben.

Im grauen Anzug wurde der drahtige 65-Jährige vorgeführt. Im bis auf den letzten Platz gefüllten Gerichtssaal wurde der Beginn der Verhandlung gespannt erwartet – und der hatte es in sich: Die Staatsanwältin hegte in ihrem minutiös vorbereiteten Vortrag inklusive Powerpoint-Präsentation "nicht die geringsten Zweifel" an einer Gewalttat vor dem Verschwinden der damals 32-jährigen Architektin.

Der Ehemann und Ex-Ruder-Champ habe sie "am 6. Dezember 2005 zwischen 16:02 und 17:43 Uhr auf unbekannte Art und Weise umgebracht und die Leiche danach an einem unbekannten Ort entsorgt."

Das Motiv laut Anklage: Der Kampf um die gemeinsame Tochter (2) im laufenden Scheidungsverfahren. "Der Angeklagte wollte das Wunschkind, um das er sich vornehmlich zu Hause gekümmert hatte, seiner Frau um keinen Preis überlassen." Am Vortag ihres Verschwindens hatte diese sich und das Kind an einem abgesonderten Wohnort angemeldet. Tags darauf besuchte sie noch einmal den Angeklagten, um Dinge einzupacken. Um kurz nach vier Uhr nachmittags hatte sie mit ihrem Vater telefoniert – das war ihr letztes Lebenszeichen.

Baufolie, Beton und Isolieranstrich gekauft

Zwei Stunden später behob der Besuchte Bargeld, kaufte beim Baumarkt 50 Laufmeter Baufolie, 32 Kilo Beton sowie einen Isolieranstrich und borgte sich einen Kleintransporter aus. In der Wohnung fand man ihr Blut am Boden. Es stamme von einem Unfall, die Utensilien wären für Bauarbeiten gewesen und mit dem Kleintransporter sei er zum Mistplatz gefahren, behauptete der Verdächtige.

Sein Verteidiger Thomas Reissmann mutmaßte, dass sich die unter Depressionen leidende Frau selbst umgebracht haben könnte oder ein neues Leben begonnen habe. Sein Mandant sei ein ruhiger Mann, der nie gewalttätig geworden wäre.

Nummer von Ex auf Autobahntoilette gekritzelt

Doch Freunde des Verdächtigen zeichneten ein anderes Bild: "Er ist ein Psychopath, hat a gröbere Lettn, er war immer ein Häferl und zuckte wegen Kleinigkeiten aus", lauteten einige Aussagen, die die Anklägerin zitierte. Die Nummer einer früheren Verflossenen hatte der Verdächtige einst mit ordinärem Sex-Aufruf ("blond, geil, willig") auf eine Autobahn-Toilette gekritzelt, erklärte sie.

Das Verfahren mit insgesamt 39 Zeugen ist vorerst bis zum 19. Mai anberaumt. Auch die Eltern der Verschwundenen und die gemeinsame Tochter (17) sollen aussagen. Auf die Geschworenen wartet harte Arbeit, sie müssen ein Urteil fällen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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