Wien
Nach Tumor-OP wird Familie aus Wohnung geworfen
Drei Monate nach einer Gehirntumor-Operation der Mutter – ihr Kampf um ein normales Leben wird noch lange dauern – kämpft die Familie um ihre Wohnung.
Ausnahmezustand für eine fünfköpfige Familie am Rand von Wien-Floridsdorf. Michaela (45) kämpft sich gerade sehr mühsam und langsam zurück ins Leben. Ihr wurde im Mai ein 4 cm großer Hirntumor entfernt – seitdem ist alles anders. Alles sehr schwierig.
Die ehemalig Angestellte der Post ist seit Monaten im Krankenstand. Ihr Leben dreht sich jetzt um ihre Genesung. Es ist ein dichter und sehr anstrengender Zeitplan aus Behandlungen.
Mitten in der schweren Krise läuft auch noch der Mietvertrag aus
Ausgerechnet in dieser schwierigen Zeit ereilt die Familie ein weiteres Drama. Sie müssen raus aus ihrer Mietwohnung (110 m² – gerade groß genug für die Eltern und ihre drei Kinder). Die Familie zog vor fünf Jahren in diese ruhige Gegend Wiens, hatte allerdings einen befristeten Mietvertrag. Jetzt im Oktober läuft er aus.
"Im Juli hat uns der Vermieter noch gesagt, der Vertrag wird verlängert – wir haben ihm geglaubt", sagt Michaela zu "Heute". Sie begrüßt uns an der Tür ihrer Wohnung, doch sie muss sich bald setzen. Stehen ist für sie nach der OP noch sehr schwierig.
"... nie hatten wir Grund zur Sorge"
Wir sitzen ihr jetzt an ihrem Esstisch gegenüber, während sie von ihrem Leid erzählt. "Wir haben mehrmals nachgefragt wegen der Miet-Verlängerung, nie hatten wir Grund zur Sorge."
Doch dann, vor einer Woche, brach eine Welt zusammen für die Familie. Sie saßen gerade auf ihrem schwarzen Leder-Sofa, schauten fern, als das Telefon etwa um 20 Uhr klingelte.
„Ich bekomme keine Atwort. Die reagieren auf nichts."“
Dran war die Tochter des Vermieters, das Gespräch dauerte nicht einmal eine Minute. Michaela: "Sie sagte uns nur, dass der Vertrag jetzt ausläuft und wir ausziehen müssen. Ich fragte sie nach dem Grund – immerhin haben wir immer pünktlich die Miete bezahlt." Eine Antwort bekam die Mutter nicht. Bis heute nicht. Jeder Versuch der Kontaktaufnahme wird bis jetzt ignoriert.
"Ich habe der Vermieter-Familie WhatsApp-Nachrichten und ein Mail geschrieben, habe meine Operation beschrieben, wie schwer mein Leben derzeit ist – so sehr könnten sie mir mit einem Aufschub helfen. Wir würden sogar versuchen, die Wohnung zu kaufen. Doch ich bekomme keine Antwort. Die reagieren auf nichts", klagt Michaela.
Noch hofft die Familie auf eine Frist-Verlängerung um sechs Monate, "wir wollen einfach eine Absicherung, damit wir nicht sofort rausmüssen", sagen Michaela und ihr Mann Helmut (54) fast gleichzeitig.
Seit diesem Abend durchforsten die beiden regelmäßig die Kleinanzeigen auf Willhaben. "Da ist leider nichts!" Das große Problem: Michaela muss im Grätzl bleiben. Sie kann bis heute kaum alleine außer Haus gehen. Aber alle wichtigen post-operativen Behandlungen sind für sie nur hier in der Gegend zu bekommen. Die Logopädin und der Heilmasseur – da hatte sie enormes Glück – machen Hausbesuche. Aber eben nur in der Nähe. Und schon bald startet eine lange Reha im Krankenhaus Nord – gleich ums Eck.
Jahre nach Fehldiagnose war Tumor schon 4 cm groß
Das Drama begann im Jahr 2017. Michaela zeigte erste Symptome, ging zum Arzt. Eine MRT-Untersuchung zeigte – so der Arzt – keinen Grund zur Sorge. Leider eine Fehldiagnose, sagt Michaela heute.
Die Kopfschmerzen wurden immer stärker. Sie nahm pausenlos starke Medikamente. Dann bekam sie einen Hörsturz.
Heuer im Jänner ging sie zum HNO-Arzt. Man entschied, ein Hörimplantat wäre die Lösung. Dafür war – es vergingen viele Wochen – noch eine weitere MRT-Untersuchung durchführen. Diesmal im AKH.
Alina (13) hat seltene Krebs-Art, hofft auf Spezial-Therapie
Nach fünf Sekunden war dem Arzt – ein anderer diesmal – klar, Michaela muss rasch operiert werden. Er entdeckte sofort den großen Tumor hinter dem linken Ohr. Zwei Wochen später lag sie bereits im OP. "Sonst wäre ich einfach umgekippt", sagt sie mittlerweile unerschrocken zu "Heute".
Verzweifelte Suche nach neuem Zuhause
Jetzt ist die Familie verzweifelt auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Miete oder im Notfall auch Kauf – Hauptsache in der Nähe. Die Größe sollte in etwa gleich sein, die Familie braucht vier bis fünf Zimmer. Als Miete kommen bis zu 2.000 Euro pro Monat in Frage.
Bei einer gekauften Wohnung kann sich die Familie – der Vater ist Lokführer – die Kreditrate locker leisten, sagen sie. "Das Problem sind die 20 % Eigenkapital, die von der Bank verlangt werden", so Michaela. Deswegen haben sie eine Spendenaktion gestartet – sie hoffen, falls es eine Eigentumswohnung wird, auf Hilfe in ihrer schwierigen Lage.
Zweite Möglichkeit der Hilfe: Über diese GoFundMe-Seite kann man die Familie auch kontaktieren, falls man Informationen zu einer Mietwohnung hat. Falls Sie helfen wollen, bitte klicken Sie hier.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Drei Monate nach einer schwierigen Gehirntumor-Operation der Mutter kämpft eine fünfköpfige Familie in Wien-Floridsdorf um ihre Wohnung, da ihr befristeter Mietvertrag ausläuft und der Vermieter keine Verlängerung gewährt
- Trotz verzweifelter Versuche, Kontakt aufzunehmen und eine Fristverlängerung zu erwirken, bleibt die Familie ohne Antwort und sucht nun dringend nach einer neuen Unterkunft in der Nähe, um die notwendigen post-operativen Behandlungen fortsetzen zu können