Polizeigewalt-Vorwürfe
Nach Straßenschlacht – Türkei-Fans wollen Beamte klagen
Vor dem EM-Hit der Türkei gegen die Niederlande kam es in Landeck (T) bei einem Fanmarsch zu Zwischenfällen. Nun klagen Betroffene die Polizei.
Mit Bengalos, Trommeln und Gesängen feierten rund 150 Fans der türkischen Nationalmannschaft – darunter Kinder – am 8. Juni in der Innenstadt von Landeck. Kurz darauf kam es jedoch zur Eskalation, die nun ein Fall für die Justiz wird.
Das Video: Türkei-Fans krachen mit der Polizei zusammen
"So was haben wir bei uns noch nie gehabt", ließ sich Bezirkspolizeikommandant Christoph Patigler nach dem Vorfall in Medien zitieren. Die Fans sehen das anders: "Der Polizist stieg aus dem Auto und rannte sofort auf die Gruppe Jugendlicher zu", so ein Augenzeuge zu "Heute".
Ein Jugendlicher sei ohne Angabe eines Grundes und mit übermäßigem körperlichem Einsatz festgenommen worden, obwohl es zu keiner Gegenwehr gekommen sei. Wegen starker Schmerzen im Nackenbereich musste der Betroffene sogar ins Spital: "Der Beamte schubste mich zuerst und nahm mich dann in den Schwitzkasten. Danach hatte ich Panik und Angst und lief weg", so der junge Bursch.
Das sagt Polizei zum Vorfall
Die offizielle Version der Polizei unterscheidet sich deutlich von den Wahrnehmungen der Opfer: Demnach wollte ein Polizist einen Fan kontrollieren, ein anderer ging dazwischen und soll so die Amtshandlung behindert haben.
Warum es so schnell zu körperlichen Zwangsmaßnahmen kam und der Uniformierte den Jugendlichen erst zu Boden ringt und dann unter Geschrei durch die Straße jagt, bleibt unklar. Fest steht: Im Zuge der Amtshandlung kam es zu insgesamt zwei Festnahmen und drei Anzeigen wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Aufgebrachte Fans wollen nun klagen
"Wir wurden ohne Grund eingesperrt und verpassten die gesamte erste Halbzeit des Spiels", klagen die jungen Türken nun und wollen jeweils eine Maßnahmenbeschwerde zu machen. Zwar wurden nach einer Stunde wurden alle Verdächtigen – sie fassten Anzeigen wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt auf – auf freien Fuß gesetzt.
Nicht nur wegen der letztlichen Niederlage der Türkei und dem Ausscheiden der Österreich-Bezwinger bleibt den Fans vom Fußballabend ein mehr als bitterer Nachgeschmack. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.